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Liebesfee schießt quer

Liebesfee schießt quer

Titel: Liebesfee schießt quer
Autoren: Emilia Jones
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„Du bist schon richtig. Ich
warte auf dich.“
    Lila
kniff die Augen zu schmalen Schlitzen und versuchte in dem ganzen Wirrwarr zu
erkennen, wo genau sich der Sprecher befand.
    „Hier
drüben, Liebchen!“, rief es erneut. „Nun komm schon! Lass mich nicht so lange
warten. So viel Zeit habe ich wirklich nicht.“
    Vom
anderen Ende der Tischformation winkte ihr jemand zu. Ein kleiner Kerl mit
einem mächtigen nackten Kugelbauch, der auf einem Berg von Kissen saß und sich
von drei Frauen gleichzeitig füttern ließ.
    „Äh“,
machte Lila und verzog das Gesicht. „Wer ist das?“, fragte sie den Liebesboten,
der noch immer über ihr schwebte.
    „Was
für eine lächerliche Frage!“, echauffierte der sich. „Das ist natürlich Amor,
unser König.“
    „Aha.“
Lila konnte es nicht fassen. Amor, ein dicker kleiner Mann, der sich den lieben
langen Tag den Bauch vollschlug und sich im Glanze seines Goldes sonnte? Sie
schüttelte erst mit dem Kopf und dann sich selbst. Es dauerte einen quälend
langen Moment, ehe sie soweit war, um auf ihn zuzugehen. Die Schritte dorthin
fielen ihr schwer und kamen ihr endlos vor. Dann endlich stand sie vor ihm. Er
grinste sie mit fettverschmierten Lippen an. Die Frauen um ihn herum hielten
auf ein Zeichen von ihm inne und ließen sich zu seinen Seiten auf dem Boden
nieder.
    „Ähem.“
Nun war es Lila, die sich räuspern musste. Der Liebesbote, der sie die ganze
Zeit über geführt und begleitet hatte, schwebte davon.
    „Amor?“,
fragte sie vorsichtig.
    „Ja,
Liebchen?“
    „Bist
du wirklich Amor, der Liebesbote? Der Amor, der die Liebespfeile mit den
sagenhaften Zauberkräften erfunden hat?“
    Der
kleine Dicke sah sich kurz um, ehe er seinen Blick wieder auf Lila ruhen ließ
und mit den Schultern zuckte. „Scheint so“, sagte er. „Oder kannst du hier
irgendwo noch einen anderen Amor sehen?“
    „Nein.“
Das war alles, was Lila darauf erwidern konnte.
    „Na,
dann ist ja gut. Ich dachte schon, hier will mir einer an den Kragen. Man weiß
ja nie. Das Personal heutzutage ...“ Er seufzte theatralisch.
    „Hm“,
machte Lila nur. Dieser Amor verhielt sich wirklich eigenartig.
    Unter
Schnaufen und Ächzen richtete er sich nun auf und streckte Lila seine Hand
entgegen. Irgendetwas klebte an seinen Fingern, vermutlich der Saft eines
überdimensionalen Bratens, den er gerade verdrückt hatte. Lila fühlte, wie sich
alles in ihr verkrampfte. Sie dachte gar nicht daran, ihn anzufassen, da konnte
er ihr noch so auffordernd zu nicken.
    „Also,
so wird das nichts, Liebchen“, meinte er, beugte sich vor und streckte auch die
andere Hand in ihre Richtung aus.
    Lila
verschränkte die Arme vor der Brust. „Was soll das heißen: So wird das nichts?“
    „So
komme ich niemals von diesem Kissenberg herunter.“ Das wäre ihr auch ohne seine
Worte klar gewesen.
    „Und
wenn ich hier nicht herunter komme, wirst du leider niemals in das Vergnügen
kommen, mein Liebespfeillabor zu besichtigen und etwas mehr über meine
Zauberkräfte zu erfahren, als in diesem dämlichen Feenhandbuch steht.“ Bislang
hatte sein rundes, fettig glänzendes Gesicht ein stetes Grinsen gezeigt. In
diesem Moment veränderte es sich jedoch. Amor kniff die Augen ein Stück
zusammen, kräuselte die Nase und verzog seine vollen Lippen zu einer schmalen
Linie. Ein dunkler Schatten legte sich über seinen blassen Teint. Plötzlich sah
er geradezu Furcht einflößend aus.
    Lila
musste sich daran erinnern, aus welchem Grund sie in sein Schloss gekommen war.
Aber wollte sie von diesem Kerl etwas lernen? Waren die Liebespfeile wirklich
so wichtig? Und überhaupt, woher wusste Amor von ihrem Anliegen? Bislang hatte
sie das mit keiner Silbe erwähnt.
    „Ich
kann Gedanken lesen“, erklärte er. „Also würdest du jetzt bitte deinen Ekel
überwinden und mir auf die Füße helfen?“
    Wie
peinlich! Lila spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. Augenblicklich
machte sie einen Satz vorwärts, packte Amor an beiden Händen und half ihm etwas
zu heftig beim Aufstehen. Sein nackter Kugelbauch presste sich gegen ihren
schlanken Körper. Inständig versuchte sie diesen Umstand zu ignorieren.
Hoffentlich hatte Amor nicht sämtliche ihrer Gedanken gelesen.
    „Hat
er ... hat er ...“
    Er
schob sich händereibend an ihr vorbei. In einem Affenzahn watschelte er los und
durchquerte flugs den Saal, so dass Lila sich beeilen musste, um ihm auf den
Fersen zu bleiben. Ein solches Tempo hatte sie ihm gar nicht
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