Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika
Autoren: Heinz Strunk

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deshalb reiche ich ihr die Hand.
    «Goodbye, Heinz. Good Luck.»
    «Bye, Lucy. Same to you.»
    Titus wartet mit laufendem Motor. Wahrscheinlich auf C.s Geheiß, um den Druck zu erhöhen. Titus fährt los. Titus, unser Titus, unser Mann in Afrika. Servus, Grüezi und Adieu. Gleich biegen wir ab in die Moi Avenue. Ich finde in meiner rechten Hosentasche ein zerknülltes Bündel Geldscheine. Genau 4500 Schilling, der letzte Rest vom Schützenfest. Der Junge ohne Namen trägt ein gelbes T-Shirt und Shorts. Ich bitte Titus, kurz anzuhalten. C. raucht und fummelt gedankenverloren an seinem Handy herum. Ich kurbele die Scheibe herunter und halte dem Jungen das Geld hin. Er bleibt irritiert stehen. Ich komme mir total bescheuert vor, gönnerhaft und arrogant. Schrecklich. Als wolle ich ein Beutetier anlocken, um es zu fangen. Vorsichtig pirscht der Junge zum Wagen.
    «Here, it’s for you.»
    Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Er nimmt wortlos das Geld und weicht rasch ein paar Schritte zurück. Ich tippe Titus auf die Schulter. Abfahrt. Weiter geht’s. Vor uns fährt im Schneckentempo ein uralter Lieferwagen mit Hänger, die Straße ist so schmal, dass wir nicht überholen können. Der Junge trabt neben uns her, ab und an springt er wie ein Hase in die Höhe und wirft einen Blick ins Wageninnere. C. schreibt SMS . Hinter der nächsten Kurve tut sich eine Lücke auf, Titus gibt Gas, gleich wird der Junge nicht mehr mithalten können. Ich stecke meinen Kopf aus dem Fenster und winke zurück. Wir wissen, dass wir uns nicht wiedersehen werden. Er rennt und rennt und rennt, bis ihn die Kräfte verlassen und er keuchend stehen bleibt. Er wirft beide Hände nach oben und ruft, so laut er kann:
    « DON ’T FORGET OUR COUNTRY !»
    Ich winke, bis der Junge hinter der Kurve verschwunden ist.

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QUELLENANGABEN
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    «‹Kein-Erlebnis-Reisen› am erholsamsten», zitiert nach
Hamburger Abendblatt
vom 24. Juli 2009

    Ian McEwan,
Abbitte
. Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Copyright © 2002 Diogenes Verlag AG , Zürich

    Lemmy Kilmister (mit Janiss Garza),
White Line Fever. Die Autobiographie
. Aus dem Englischen von Klaas Ilse und vollständig überarbeitet von Kai-Uwe Keup. Heyne, München 2006

Über Heinz Strunk
    Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren. Er ist Gründungsmitglied des Humoristentrios
     Studio Braun und hatte auf VIVA eine eigene Fernsehshow. Sein Buch «Fleisch ist mein Gemüse» ist Vorlage eines preisgekrönten
     Hörspiels, einer «Operette» im Hamburger Schauspielhaus und eines Kinofilms. Auch die folgenden Bücher des Autors wurden zu
     Bestsellern.

    Weitere Veröffentlichungen:
    Fleisch ist mein Gemüse
    Die Zunge Europas
    Fleckenteufel

Über dieses Buch
    Sonne, Palmen, Black Jack, Bürgerkrieg.
    Seit Jahren reist Heinz Strunk zu Weihnachten mit einem Freund in die Fremde. Wohin, ist eigentlich egal, Hauptsache Meerblick,
     gepflegte Anlage und in der Nähe ein Spielcasino. Die beiden bevorzugen nämlich Reisen, bei denen die Erholung nicht durch
     tolle Erlebnisse, neue Anregungen oder interessante Urlaubsbekanntschaften erfolgt, sondern durch Nicht-Erkrankung, körperliche
     Ruhe und keine Gewichtszunahme. Anders gesagt: Den größten Erholungswert haben Reisen,

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