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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika
Autoren: Heinz Strunk
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gegeben hat.»
    FAZ
: «Friedensnobelpreisträger Tutu will vermitteln …»
    Hamburger Morgenpost:
«Afrikanische Tragödie: Dutzende Menschen, vor allem Frauen und Kinder vom Stamm der Kikuyu, flüchteten in der Ortschaft Eldoret vor einem gewalttätigen Mob. Sie retten sich in eine Kirche, doch das Gebäude wird von den Verfolgern angezündet und brennt bald lichterloh. 50 Menschen ließen bei der Katastrophe ihr Leben. Sie verbrannten bei lebendigem Leib.»
     
    Das alles soll passiert sein? In den paar Stunden? Und sofort online, schwarz auf weiß. Jetzt wird Kenia für ein paar Tage, Wochen oder Monate im Fokus einer mittelmäßig interessierten Öffentlichkeit stehen, der globalen Gemeinschaft der Gaffenden, der mittelmäßig Informierten, mittelmäßig Einfühlsamen. Wer weiß schon genau, wo Kenia liegt? Und wen kümmert es? Sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen, mit ihren 48 Stämmen und Sippen, ändern lässt es sich eh nicht, und die Lieben daheim interessieren sich sowieso mehr für das aktuelle Inzestdrama, das sich in irgendeinem Keller oder Bunker oder Erdloch abspielt. Aus den entlegenen Teilen der Welt ist nur das absolut Monströse von Interesse, und das auch nur, wenn es miterlebt werden kann wie die einstürzenden Türme des World Trade Center.
    Auf der ganzen Erde werden Kriege geführt, die fotografiert, katalogisiert, überwacht, ans Licht gebracht werden, es entgeht nichts, heutzutage sind auf jeden Quadratmillimeter der hinterletzten Geröllwüste irgendeines vergessenen Landes, von dessen Existenz man noch nicht einmal etwas ahnte, rund um die Uhr Überwachungskameras gerichtet. Doch die Medien haben nicht genug Platz, auch nur über einen Teil davon zu berichten. Die Bürgerkriege, Stammeskriege, Grenzstreitigkeiten, gewalttätigen Interessenkonflikte, Vergeltungsschläge, Glaubenskriege sind so zahlreich, dass man mit ihrer Registrierung nicht nachkommt. Die Ermordung irgendeines Präsidenten macht die Erinnerung an irgendeinen Einmarsch vergessen, irgendein Massaker macht irgendeinen Völkermord vergessen und so weiter, bis zum völligen Vergessen von allem.
    Ich klicke mich weiter durchs Netz. Sudan – Bürgerkrieg von 1983 bis 2003, zwei Millionen Tote, Kongo – 1998 bis 2003, drei Millionen Tote. Burundi, Dschibuti, Gabun, Niger, Tschad. Oder wie der Staat gleich noch hieß. Egal, gescheitert,
gescheiterte Staaten
, wie die DDR , kennt man ja noch. Wohnt kaum noch einer da, alle gestorben, geflüchtet oder vertrieben. Ruanda 1994, Angehörige der Hutu-Mehrheit massakrieren innerhalb von drei Monaten drei Viertel der Tutsi-Minderheit. Dieser Genozid geschah mit Wissen und unter Duldung der Vereinten Nationen, der USA und Europas und konnte ebenso ungehindert geschehen wie der Völkermord in Jugoslawien. Den Opfern wurden Körperteile nach und nach abgetrennt, um ihnen möglichst große Schmerzen zuzufügen, sie mussten ihre eigenen Kinder umbringen, wurden gepfählt oder zum Kannibalismus genötigt. Um schneller sterben zu dürfen, haben die Opfer ihren Mördern häufig Geld bezahlen müssen.
    Voraus ging eine jahrelange rassistische Diffamierung der Tutsi, Anfertigung von Todeslisten und der Vorwurf an die Tutsi, sie wollten die Hutu vernichten. Eigentlich alles wie bei den Nazis, mit dem Unterschied, dass es in den Lagern noch keine Livecams gab.
     
    Gleich vier. Breaking News Fehlanzeige. Chief Director nach wie vor außer Haus, von der Police nix zu sehen, nix zu hören, Ludwig Krapf House dauerbesetzt. Vierzeiler: «Von dem in der Nacht zum 28. 12. verschleppten österreichischen Staatsbürger … fehlt nach wie vor jede Spur.» Die es lesen, denken: Selbst schuld, warum ist er nicht zu Hause geblieben, der Trottel.
    Ein schwacher Geruch von Verbranntem liegt in der Luft. Der Ventilator hängt über mir wie ein giftiges Insekt, das sich jeden Augenblick herunterfallen lassen und mich mit einem Biss töten könnte. Oder lähmen und mit pelziger Zwinge auf den Balkon schleppen, wo schon ein aus lauter lustigen Äffchen bestehendes Exekutionskommando wartet. Oder Folterkommando. Oder Entführungskommando. Die Affen verschleppen mich, und ich muss den Rest meiner Tage unter ihnen verbringen. Die Rache des Dschungels, die Rache des Schwarzen Kontinents, die Rache der Tiere für erlittenes Unrecht. Ich bin Captain Willard in
Apocalypse Now
, der, zu endlosem Warten in einem winzigen Hotelzimmer verdammt, nur noch zu einem einzigen Gedanken fähig ist:
    «Jede Minute, die
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