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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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sie gern Gebrauch.«
Es entspann sich ein liebenswürdiges Geplänkel zwischen Glowa und Juana, dem Romain mit Vergnügen lauschte. Ihre geistvoll spöttische Art brachte ihm die neuen Bekannten schneller näher, als er es für möglich gehalten hätte. Um so schmerzlicher empfand er, daß er außerhalb dieser Gemeinschaft stand. Er kam sich vor wie ein Tramp; es war Zeit, daß er sich in das neue Leben einfügte und sich einen festen Platz eroberte.
Sie luden ihn ein, bei ihnen zu übernachten, und fuhren allesamt zu Glowa. Er wohnte am Rande der Stadt in einem bungalowartigen Haus, dessen Räume sich um einen Lichthof scharten. Hier standen auf farbigen Platten, von exotischen Gewächsen umgeben, zwanglos gruppierte Sessel. In der Mitte gischtete das gleiche Wasserspiel wie im Speisesaal des Klubhauses.
Glowas sechs Kinder begrüßten sie stürmisch, und Romain mußte sich gebührend bestaunen lassen. Danach hatte er Gelegenheit, sich umzusehen. Die beiden Männer freuten sich, ihm alles zeigen zu können.
Es gab eine Elektronenorgel, Skulpturen und Modelle von berühmten Bauwerken, und Romain stellte mit Verwunderung fest, daß sich alles harmonisch zusammenfügte. Besonders aber zogen ihn mattleuchtende plastische Bilder an. Sie wirkten eigenartig lebendig, waren aber keine Gemälde.
Romain trat zurück, betrachtete sie kritisch, ging wieder nah an sie heran und versuchte hinter ihr Geheimnis zu kommen.
»Was ist das?«
»Enzegrafik oder Denkmalerei«, erklärte Djen Brass. »Sie haben recht, der Name verwirrt. Stellen Sie sich eine Platte vor, die mit einer Unzahl winziger Laserkristalle bestückt ist, deren Schwingungen jeweils der Wellenlänge einer bestimmten Farbe entsprechen.«
»Sie müssen sich das eher wie ein haarfeines Rastermuster vorstellen«, widersprach Glowa. »Wie beim Farbendruck entstehen die verschiedenen Farbtöne durch Kombination der Rasterpunkte. So ist auch das Prinzip unseres heutigen Farbfernsehens. Malt man mit Hilfe eines Mischpultes, nennt man das Handmalerei. Bei der Denkmalerei aber erscheint das, was man in Gedanken sieht, auf dem Schirm. Damit nichts verlorengeht, kopieren wir es auf kristalline Folien.«
Romain konnte seinen Blick nicht von den Bildern lösen. Wie weit sich doch der Mensch über seine Umwelt erhoben hatte! Wie sehr mußte man sich konzentrieren können, um solche Bilder zu erdenken! Verriet nicht die Harmonie der Bilder die innere Ausgeglichenheit ihres Gestalters? Zeigten die Bilder nicht auch, daß man sich heute ganz einer Sache hingeben konnte, ohne von kraftzehrender und geisttötender Routinearbeit abgelenkt zu werden?
»Sie sind wirklich vielseitig«, sagte er zu Glowa.
»Ich?« Glowa verzog das Gesicht. »Das ist Juanas Werk. Bei mir wäre es eine Galerie technischer Projekte geworden oder Haarschneidemaschinen…«
»Oder Kinderspielzeug«, ergänzte Brass. »Aber die Galerie technischer Projekte gibt es tatsächlich bei ihm, lassen Sie sich Ernos Arbeitszimmer zeigen!«
»Ich halte meine erste Vorstellung eines neuen Projekts oft auf diese Weise fest, auch bestimmte Details.«
»Sicher eine wertvolle Hilfe bei der Konstruktion«, warf Romain ein. »Wenn man dann am Reißbrett steht…«
»Lieber Genosse Romain!« Glowa umfaßte Romains Schulter und führte ihn zum Tisch. »Ein Projekt bis in alle Einzelheiten aufzeichnen – für wen? Wir konstruieren heute mit Hilfe der Cerematen die technologischen Fertigungsabläufe für die enzomatischen Maschinen. Ein Projekt in seinen Einzelheiten aufzeichnen? Es müßte doch wieder in Programme umgewandelt werden!«
Nach dem Abendbrot verabschiedeten sich Djen Brass und Chirita. Auch Juana zog sich mit dem Hinweis zurück, sie müsse um Mitternacht in der Wäscherei sein, um für vier Stunden die Waschautomaten zu überwachen.
Nun saßen Romain und Glowa allein in den tiefen Sesseln, tranken ein grünschimmerndes Getränk, von dem Romain nicht wußte, was es sei, und sprachen über dieses und jenes.
Behaglichkeit breitete sich aus. Romain kam in eine aufgeschlossene Stimmung, seine innere Verkrampfung löste sich. Ihm fiel auf, daß Glowa ihn noch nicht nach seiner gegenwärtigen Lage gefragt hatte. Galt das hier als unhöflich?
Glowa erkundigte sich nach den kybernetischen Einrichtungen der Kosmos.
Romain bemerkte, daß Glowa verblüffend gut informiert war.
»Woher kennen Sie sich so gut in den Anlagen der Kosmos aus? Sind Sie auch Historiker?«
»Nein, Psychologe«, erwiderte Glowa. »Aber Vena Rendhoff hat
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