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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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den Kopf in vierzig Zentimeter Abstand umgab. Romain verfolgte es im Spiegel und erschrak, als sein Haar plötzlich vom Kopf abstand. Nun begannen rotierende Scherköpfe ihr Werk. Sie waren verkleidet und bewegten sich an Gelenkarmen. Was sie abtrennten, verschwand durch die Haube.
Bald fand Romain daran Interesse und beobachtete das Spiel der Scherköpfe. Behutsam brachten sie seine Frisur in die gewünschte Form. Selbst als sie die Ohren- und Nackenpartie und die Koteletten verschnitten, spürte er keinerlei Schmerz.
Inzwischen waren neue Kunden gekommen und hatten sich mit gleichgültiger Miene auf den Sesseln niedergelassen.
Schließlich zogen sich die Scherköpfe und die Haube zurück, die Haare legten sich wieder auf den Kopf und wurden abschließend von rotierenden Bürsten bearbeitet. Die Klammern lösten sich. Ein Kunde, der sich noch nicht gesetzt hatte, bemerkte den mißtrauischen Blick, mit dem Romain Wand und Spiegel musterte.
»Wußten Sie nicht, was Sie erwartete? Wie kamen Sie hier herein?«
»Der Leiter des Gästehauses…«
Der Mann lachte und nickte. »Ein Spaßvogel. Dauernd solche Scherze. Aber wie sind Sie zufrieden?«
Romain überzeugte sich noch einmal im Spiegel. »Sehr!«
»Ja, unser Erno«, sagte der Mann stolz. Romain erkundigte sich, wer das sei. Bereitwillig erzählte der Mann, Erno Glowa sei ein bekannter Wissenschaftler, der sich mit Kybernetik befasse. »Das hier ist sein Steckenpferd.« Er stutzte, musterte Romain von oben bis unten und blickte ihm forschend ins Gesicht.
»Genosse Romain? Tatsächlich!« rief er. »Ich freue mich, freue mich sehr. Ich bin Djen Brass, Rektor der Universität dieser kleinen Stadt.«
Romains Ärger, wieder einmal erkannt worden zu sein, hielt der Herzlichkeit, mit der ihn dieser Mann begrüßte, nicht stand. Unwillkürlich hob er abwehrend die Hände.
Djen Brass schob ihn aus dem Salon und sagte: »Ich verrate Sie nicht, keine Angst, Sie bleiben unerkannt. Bis auf eine Ausnahme: Darf ich Sie zu Erno Glowa begleiten? Er ist mein bester Freund und würde mir nie verzeihen, wenn ich Sie… Und es wäre für Sie sicher ein Gewinn. Bitte, seien Sie unser Gast.«
Romain sagte schließlich zu. Auf einen Tag kam es nun auch nicht mehr an. Aber wollte der Genosse sich nicht die Haare schneiden lassen, er könne ihn doch nicht aufhalten?
»Ich gehe nur aus Freundschaft zu Erno, alle acht Tage hat er etwas verbessert, das muß ich probieren. Dieses Mal… Ist es Ihnen aufgefallen?«
»Was denn?« fragte Romain und blickte zu Djen Brass hoch, der ihn um fast zwei Kopfeslängen überragte. Er mochte fünfzig sein, aber Romain war da nicht sicher.
»Ach…«, Brass griff sich an die Stirn, »Sie können es nicht wissen. Ich meine die Massage.«
»Davon habe ich nichts gespürt oder gesehen.«
»Wurde es Ihnen einmal warm auf der Kopfhaut?«
Romain überlegte. Dann nickte er.
»Sehen Sie, Ultraschallmassage. So ist er, immer etwas Neues.«
Sie schritten nebeneinander durch die Stadt. Brass erklärte.
»Sehen Sie dort drüben den Kinderpalast? Dort hat Erno seine Hände auch im Spiel, genauer gesagt: im Spielzeug. Da, finden Sie Dinge, gegen die das automatische Haarschneiden verblaßt. Es gibt noch mehrere Institutionen, für die er experimentiert.«
Romain lächelte über den Eifer seines Begleiters. »Und was sagen die Bürger dieser Stadt zu seinen Neuerungen?«
»Was von Glowa kommt, ist gut, heißt es hier. Seine Sachen finden regen Zuspruch.«
»Macht er denn alles allein?«
»Er projektiert es. Gebaut wird es von einer Arbeitsgemeinschaft. Das gesamte Kollegium der Universität gehört dazu, das der Hochschule für Kybernetik ebenfalls. Sind die Sachen ausgereift, werden sie zur allgemeinen Einführung freigegeben. Aber das ist nicht Ernos eigentliche Arbeit, es ist, wie er es nennt, Abfall der Wissenschaft.«
Romain war sich nicht schlüssig, was er davon halten sollte. Neigte der Freund vielleicht zur Übertreibung? Er begann zu bereuen, daß er Brass gefolgt war. Sicher stieß er auf einen eingebildeten Intellektuellen, einen lebenden Götzen – und er, Romain, hatte nicht die verklärenden Freundesaugen.
Sie erreichten einen Sportplatz. Hier herrschte reger Betrieb, vor allem in den Disziplinen der Leichtathletik.
»Hallo, Erno!« rief Djen Brass über den Platz. Ein Hüne, der elegant über die Hürden fegte, wich aus der Bahn und kam heran.
»Salute, Djen!« rief er schon von weitem. »Klappt die Massage nicht?«
Die Freunde begrüßten sich mit einem
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