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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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sozialen Entwicklungsstufe mit widersprüchlichen Erscheinungen auseinandersetzen und einen Standpunkt beziehen mußte. Wenn er an Vena dachte, an ihr Verhalten ihm gegenüber, an ihre Begegnung mit diesem Sajoi… Ihm wurde siedeheiß. Hatte er ihr unrecht getan? Vielleicht sah alles ganz anders aus, als es ihm bisher erschienen war? Er wurde sich Glowas bewußt.
»… besonders in der globalen Wirtschaft. Das Leitsystem ist vierfach abgesichert«, sagte Glowa gerade. »Die zentralen Knotenpunkte sogar sechsfach. Außerdem haben unsere Cerematen die Fähigkeit, defekte Teile größtenteils selbst auszuwechseln. Millionen von Produktionsstätten müssen wie ein großes Orchester dem Taktstock des Bedarfs folgen. Ehe der Mensch eine Bedarfsschwankung analysiert und ausgeglichen hätte, würde es zu einer riesenhaften Überproduktion oder zu Mangelerscheinungen kommen. Versorgungsbetriebe, wie Fabriken für Fertiggerichte, haben außerdem einen Reservevorlauf. Wir müssen also keinesfalls verhungern.«
Er sann seinen Worten nach, sah auf die Tischplatte, auf der nur Getränke standen, und lächelte entschuldigend. »Da sehen Sie, wie langsam das menschliche Gehirn arbeitet. Es ist Mittagszeit. Darf ich Sie in den Speisesaal bitten? Djen, würdest du die Frauen verständigen?«
Der Speisesaal bestand aus Nischen, deren Glaswände sich verschieben ließen. An der hinteren Wand befanden sich die Wählvorrichtung und der Speisenaufzug. In der Mitte des Saales rauschten farbig erleuchtete Wasserspiele und erfüllten den Raum mit angenehmer Frische.
»Das ist kein Wasser«, erklärte Glowa, als er Romains interessierten Blick bemerkte. »Eine chemische Lösung, sie reichert den Saal mit Sauerstoff an und führt das Kohlendioxid ab, außerdem bindet sie die Speisengerüche.«
Zwei hochgewachsene Frauen betraten den Saal. Romain sah ihnen fasziniert entgegen. Sie waren verblüffend ähnlich, trugen auch Kleider vom gleichen Schnitt, aber in verschiedener Farbe.
Zwillinge?
»Unsere Gefährtinnen«, sagte Glowa und machte Romain mit ihnen bekannt.
Was ihm in Gesellschaft der beiden Männer nicht mehr bewußt gewesen war, bedrückte Romain angesichts der beiden Frauen mit alter Heftigkeit: seine heute anomale Kleinheit und das Gefühl der Greisenhaftigkeit, das sich aus seinem relativen Alter ergab. Er hatte den Zenit des Lebens überschritten – sie aber hatten bis dahin noch gute Weile.
Im Gespräch, das sich beim Essen gemächlich dahinschleppte, erfuhr Romain Näheres über die Frauen. Es waren wirklich Schwestern. Chirifa, die Gefährtin des Rektors, Maschinenbauingenieur in einem Werk für selbstregulierende Straßenreinigungsmaschinen, überwachte die Enzomatenstraßen, außerdem amtierte sie als Bürgermeisterin der Stadt.
(»Wir haben sie nur gewählt, damit unsere Straßen immer sauber sind!«)
Juana, Erno Glowas Frau, leistete ihren Arbeitsanteil in der städtischen Wäscherei und arbeitete als Biologin.
(»Hören Sie, Biologin – und trotzdem zwei Kinder weniger als wir!«)
»… unsere beiden Ältesten, Sohn und Tochter«, berichtete Djen Brass nicht ohne väterlichen Stolz, »erproben ihre Kräfte an der kanadischen Küste beim Bau von Gezeitenkraftwerken.«
»Gezeitenkraftwerke«, fügte Glowa hinzu, »auch ein Beispiel. Sie können nicht kontinuierlich arbeiten, sondern müssen ihren Betrieb wegen des Gezeitenwechsels viermal täglich umstellen. Ein interkontinentales Verbundnetz fängt die Schwankungen ab. Fast auf jedem Längengrad befinden sich Gezeitenkraftwerke, die Betriebsumstellungen laufen also ebenso wie die Gezeitenverschiebung nacheinander rund um den Erdball. Und damit sind wir wieder beim Thema. Die Steuerung des erdumspannenden Verbundnetzes wäre ohne Cerematen unmöglich. Es gibt Millionen von Energiequellen und Milliarden von Stromabnehmern, die im Gleichgewicht gehalten werden müssen; außerdem verschiebt sich mit der um den Erdball wandernden Nachtgrenze der Spitzenbedarf…«
»Erno!« mahnte Juana mit leisem Vorwurf. Sie wendete sich, Nachsicht erheischend, zu Romain. »Entschuldigen Sie, es ist sein liebstes Kind!«
»Ich interessiere mich wirklich dafür«, entgegnete Romain.
»Es ist tatsächlich hochinteressant«, bestätigte Glowa und warf Juana einen triumphierenden Blick zu. »Schließlich wird auch unsere Information von Cerematen gesteuert, und die verhindert immerhin, daß sich Juana mit Problemen herumschlägt, die irgendwo auf der Erde bereits gelöst wurden. Und davon macht
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