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Heimkehr der Vorfahren

Heimkehr der Vorfahren

Titel: Heimkehr der Vorfahren
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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kraftvollen Schulterschlag.
»Hier bringe ich dir eines deiner Opfer«, sagte Brass und wies auf Romain. »Direkt vom Scherteufel.«
Glowas Gesicht zeigte Bestürzung. Er musterte flüchtig Romains Frisur und sagte mit aufrichtigem Bedauern: »Es tut mir leid, wenn Ihnen der Ceremat Schaden zugefügt haben sollte.«
Brass schüttelte mißbilligend den Kopf. »Du bist heute nicht in Form, Erno, deine Optik ist gestört. Was meinst du wohl, wer vor dir steht?«
Erst jetzt sah Glowa Romain genauer an, aber Romain spürte, daß ihm die Situation peinlich war.
»Darf ich bekannt machen«, sagte Brass endlich. »Erno Glowa – Genosse Romain, Held des Kosmos!«
Glowa starrte Romain ungläubig an und reichte ihm die Hand. »Seien Sie willkommen, Genosse Romain«, sagte er freudig überrascht. »Machen Sie uns die Freude, unser Gast zu sein. Ich darf Sie in den Klub einladen? Vorher entschuldigen Sie mich bitte, ich bin sofort zurück.« Er spurtete davon, als gälte es, einen neuen Kurzstreckenrekord aufzustellen. Wenige Minuten danach stand er im Straßenanzug vor ihnen.
Auf dem Weg zum Eingang zog Glowa einen streichholzschachtelgroßen Sender aus der Tasche. »Hallo, Wagenpark! Bitte einen Wagen zum Zentralsportplatz, Südeingang.«
Er bemerkte Romains Interesse. »Kennen Sie den Telerufer noch nicht?« Er legte das Gerät in Romains Hand. »Bitte, behalten Sie es als Andenken.« Als Romain protestierte, winkte er ab. »Ich besorge mir einen neuen.«
    Es wurde ein interessanter Tag. Romain bat Glowa im stillen seine vorgefaßte Meinung ab. Dieser sympathische schwarzhaarige Hüne war alles andere als ein Götze, der sich anbeten ließ. Romain fand wieder einmal bestätigt, daß Selbstbewußtsein und Bescheidenheit sich keineswegs ausschließen und daß Überheblichkeit kein Attribut des Könnens ist. Glowa, zu klug, sich selber zu überschätzen, begegnete seinem Freunde Brass mit der gleichen Achtung, wie Brass sie ihm gegenüber erwies.
    Romain und Glowa wurden schnell miteinander vertraut. Romain erzählte auf Glowas Bitte von seinen Erlebnissen im Raumschiff, von den Verhältnissen auf Titanus und von der wissenschaftlichen Ausbeute. Er wunderte sich, daß ihm die Erzählung so leicht von den Lippen ging, denn er hatte es bisher vermieden, unvorbereitet darüber zu sprechen.
    Dann vertauschten sie die Rollen. Romain ließ sich den Haarschneideautomaten erklären.
»Das ist ganz einfach«, behauptete Glowa. »Der Ceremat ist so programmiert, daß er von bestimmten Festpunkten aus die Schnittlinien der Frisur im Verhältnis zur Kopfgröße errechnet und danach die Scherköpfe führt. Und die Fassonscherköpfe sind mit empfindlichen Tastzellen ausgestattet, die den Auflagedruck gering halten. Natürlich sind sie so ausgebildet, daß sie die Haut nicht verletzen können.«
»Ceremat?« fragte Romain. »Was verstehen Sie darunter?«
»Ein mit Myoklonen betriebenes enzomatisches Zentrum.«
Romain blickte Glowa verständnislos an. »Was für ein Zentrum, bitte?«
»Verzeihen Sie!« sagte Glowa. »Ich vergaß, daß wir uns neue Bezeichnungen geschaffen haben, weil die herkömmlichen nicht mehr genügten, um unsere Entdeckungen und Neuentwicklungen zu kennzeichnen. Am besten, Sie stellen sich unter einem enzomatischen Zentrum einen Datenverarbeiter mit supergroßem Informationsvermögen und einer nahezu unerschöpflichen Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit vor. Er arbeitet mit sogenanntem Transversalstrom, einem quasi bioelektrischen Effekt. Er verbraucht also nur eine minimale Energiemenge und ist äußerst unempfindlich gegen Störungen.«
»Und was sind Myoklonen?« fragte Romain.
»Damit bezeichnen wir die Teilchen, aus denen sich der Transversalstrom zusammensetzt. Ich weiß«, fügte Glowa hinzu, und in seiner Stimme klang eine leise Verärgerung mit, »in der landläufigen Wissenschaft klammert man sich noch an die alten Bezeichnungen Elektronenhirn, Kybernetik und so weiter. Aber glauben Sie mir, lange kann sich dieser Zopf nicht mehr halten. Die alten Namen entsprechen längst nicht mehr der Sache, auf die sie angewendet werden, und es ist nachgerade lächerlich, mit welcher Ehrfurcht die überlebten semantischen Symbole…«
Romains Gedanken schweiften ab. Wie schülerhaft hatte er die Erde doch betrachtet. Als ob es keine Gegensätze mehr gäbe, keinen Irrtum, keinen Streit, kein Risiko! Da mußte erst der Zufall kommen und ihm durch Glowas Mund klarmachen, daß sich der Mensch auch auf der bisher höchsten
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