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Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Titel: Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?
Autoren: Stefan;Weiss Bonner
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Ulrich Hub/Jörg Mühle
    Gott ist jederzeit zu sprechen Roth Paul
    Sterben wie Gott in Frankreich Michael Böckler
    Gott ist tot Ronald F. Currie
    Gott ist tot!? Hilke Wagner
    Gott ist tot? Dass ich nicht lache! Heinz Siebel
    Gott ist nicht tot Etienne Borne/Johannes Hüttenbügel
    Gott ist tot und lebt Hans M. Enzensberger u.a.
    Und Gott sprach: Wo liegt das Problem? Jörg Schulze

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    B eim großen Sat.1 Weihnachtstest wollten die Reporter an der deutschen Basis mehr über die genauen Hintergründe des höchsten Feiertags erfahren und überraschten arglose Glühweinschlürfer auf dem Weihnachtsmarkt. »Jesus und Christus – wissen Sie, was später aus den beiden geworden ist?«, wollten sie von einem Vater und dessen Sohn wissen. Die beiden mussten nicht lange überlegen: »Den haben sie gekreuzigt, den einen.«
    Andere Christbasarbesucher datierten in der Folge den Geburtstag des Heilands, den sie alljährlich mit einem Haufen Geschenken feiern, mal mit großer Treffsicherheit auf »achtzehnhundert vor Christus«, mal etwas vage auf »so fünfhundert, sechshundert oder tausend« und auch mal pauschal auf »das ist schon ein bisschen länger her«. Die Heiligen Drei Könige, die bei fast jedem Deutschen als Figürchen unter dem Tannenbaum im Stall stehen, heißen nach allgemeiner Auskunft »Jaspar, Melchior oder Benedikt«, und eine junge Frau mit blonden Locken kannte gar »Balthasar, Baldrian und ...« – den Dritten hatte sie vergessen.
    »Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.«
    Albert Einstein
    Solche christlichen Entgleisungen bringen aber heute keinen mehr in Bedrängnis. Denn warum die Christen einen Feiertag begehen, schert niemanden mehr, Hauptsache wir haben frei und können auspennen. In einer Emnid-Umfrage wusste von den unter Neunundzwanzigjährigen lediglich ein Drittel, dass sie an Pfingsten die Verschickung des Heiligen Geistes begehen. An Ostern denken die meisten nur an ein Kaninchen, das bunte Eier legt, und statt Allerheiligen feiern die meisten lieber Halloween. Als Vorbereitung für die höheren kirchlichen Feste gilt für uns schon der Einkauf von Saisonartikeln aus dem Discounter unserer Wahl, und die Tatsache, dass die Bundesländer je nach Hauptkonfession über unterschiedlich viele arbeitsfreie Tage verfügen, erscheint immer mehr Bürgern als himmelschreiende Ungerechtigkeit. Folgerichtig antworten acht von zehn Leuten auf die Frage »Sind für Sie Tage wie Christi Himmelfahrt oder Fronleichnam religiös bedeutsam?« sehr eindeutig: »Ich feiere diese Tage nicht, sondern genieße die freie Zeit.«
    »Ein Esel stellt sich Gott als Esel vor.
Der Papst stellt sich Gott als Mann vor.«
    Uta Ranke-Heinemann
    Die Religionsamnesie setzt schon im zarten Alter ein. Heike Marin ist Pastorin in einer Gemeinde nahe Dortmund und kennt angehende Gläubige aus dem Konfirmanden- und Religionsunterricht. »Wer wurde gekreuzigt? Das war doch Jehova! Solche Aussetzer kann ich mir dauernd anhören«, berichtet die Pastorin. Die Zahl der Konfirmanden in ihrer Gemeinde sinkt seit Jahren, und auch in der Schule haben schon mal mehr Jugendliche ihre Relistunde besucht. Da drückt sie dann auch mal ein Auge zu, wenn das Vaterunser plötzlich nur noch aus zwei Zeilen besteht oder sich viele statt der Bibel lieber die Bestsellerverfilmung Das Jesus-Video angucken wollen. Die meisten kennen die biblischen Geschichten ohnehin eher aus der Verballhornung Das Leben des Brian von Monty Python. Die Geschichte von Brian, der ganz unbedarft und vor allem ungewollt in die Messias-Kiste reinrutscht, ist für viele der Beleg, wie schnell aus einem Missverständnis ein großer und seltsamer Kult werden kann.

    ANNE ERZÄHLT
    »Darf ich auch mal Pastor sein?«, fragt meine kleine Schwester. Sie zuppelt flehend an meinem Dracula-Faschingsumhang, mit dem ich ein Priestergewand simuliere. Ein Schal liegt majestätisch über meinen Schultern, die Enden baumeln über dem Gewand herab.
    »Ja, gleich«, sage ich mit der ganzen Huld meiner sechs Jahre, während ich Backoblaten als Hostien ausgebe. »Aber jetzt bist du wohl erst mal die Gemeinde.« Gütig beuge ich mich herab und murmele »Der Leib Christi«, wie ich es sonntags bei unserem Pfarrer gesehen habe. Meine Schwester schluckt die Oblate runter, läuft um mich herum und kniet dann wieder vor mir nieder, worauf ich ihr den zehnten trockenen Mehltaler in Folge auf die Zunge lege.
    Sie hustet und würgt ein
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