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Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler

Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler

Titel: Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
Autoren: Janice Hardy
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besaßen bereits neues Glas, die meisten jedoch waren noch mit Brettern vernagelt. Viele Läden hatten nicht wieder geöffnet, und Gerüchten zufolge sorgte sich der Wirtschaftsvorsteher, weil es zu viele Arbeitsplätze und nicht genug Leute dafür gäbe. Eine ziemliche Veränderung gegenüber dem letzten Sommer, als ich in einer zwanzig Menschen umfassenden Schlange hatte anstellen müssen, um eine Arbeit als Fischabladerin zu ergattern.
    Geveg war verwundet, doch das würde heilen. Immerhin war Heilen das, was wir am besten konnten.
    »Sie haben diese Woche so viel getan.« Danello blickte aus dem Fenster, die Finger mit meinen verschlungen. »Du solltest mal all das Holz sehen, das aus Verlatta kommt. Die Docks sind vollgestapelt damit.«
    »Ich kann nicht glauben, wie schnell man die wieder aufgebaut hat«, sagte ich.
    Die Docks waren als Erstes in Angriff genommen worden. Unsere Bauern- und Viehzüchterinseln sorgten zwar für einige Lebensmittel, aber wir hingen stark von Lieferungen ab, die aus Dorpstaad hergebracht wurden. Sobald der Kai wieder in Betrieb war, begannen die Arbeitsmannschaften mit dem Wiederaufbau der Häuser und Läden. Dem verheerten Aristokratendistrikt schenkten sie keine Beachtung. Diejenigen, die es sich leisten konnten, würden letztlich zurückkehren, aber vorerst mussten wir unser Augenmerk darauf richten, unsere Leute unterzubringen und zu ernähren.
    Und natürlich zu beschützen. Wir waren schon einmal unvorbereitet überrascht worden, und wir würden die Sicherheit nicht erneut außer Acht lassen. Soldaten in Violett und Weiß, mit veilchenblauen Abzeichen an den Uniformen, patrouillierten durch die Straßen. Die Soldaten grüßten die Menschen im Vorbeigehen und wachten dieses Mal über uns. Sie verhinderten Plünderungen, statt sich selbst daran zu beteiligen.
    Dann war da noch die Waffe. Sie wurde in der Gilde versteckt, stand aber bereit, um Geveg gegen jeglichen Angriff zu verteidigen. Genau wie ich. Allein die Bedrohung, die davon ausging, würde noch lange, nachdem die Leute aufhörten, mich eine Heldin zu nennen, für unsere Sicherheit sorgen.
    Solange diejenigen, die uns schaden wollten, nicht aufhörten, uns deshalb zu fürchten, konnte man mich meinetwegen ruhig auch als Heilige bezeichnen.
    »Lass mich dich etwas fragen«, sagte Aylin und strich einige Falten in ihrem Rock glatt. »Ich habe darüber nachgedacht, selbst eine Lehre zu beginnen.«
    »Wirklich? Als was?«, fragte ich.
    »Ich bin mir noch nicht sicher. Entweder bei einem der Schneider oder beim Glasbläser.«
    Danello schürzte die Lippen und dachte darüber nach. »Ich glaube, du wärst in beidem gut.«
    »Ja?« Sie grinste. »Nya, was gefällt dir besser?«
    »Der Glasbläser. Dir würde langweilig dabei, den ganzen Tag Kleider zu schneidern. Das Aufregendste daran wäre wohl noch, wenn sich mal jemand mit einer Nadel in den Daumen sticht.«
    Wir lachten.
    »Da hast du recht«, meinte Aylin schließlich. »Beim Glasbläser gibt es Feuer. Jeden Tag Gefahr. Viel aufregender.«
    Ich grinste. »Du kannst ja beides ausprobieren. Und dich für das entscheiden, was dir mehr zusagt.«
    »Das kann ich wirklich, nicht wahr?« Sie lächelte, als erstaune es sie, dass sie sich überhaupt etwas aussuchen konnte, geschweige denn, dass sie die Wahl zwischen zwei Dingen haben sollte.
    »Ich spiele mit dem Gedanken, bei der Beschützergilde zu unterrichten«, verriet Danello leise. »Kione sagt, man würde mich wahrscheinlich als Hilfslehrer für Rapiere einstellen.«
    »Das würde deiner Mutter gefallen. Dass du unterrichtest, so wie sie es getan hat.«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    Wir kamen am Analov-Park vorbei. Flüchtlinge hielten sich dort keine mehr auf, dafür blühten neue Blumen und Büsche darin. In der Mitte stand Urgroßvaters Statue. Seine ausdruckslosen Augen blicken auf den See, auf seinen ausgestreckten Armen hockten Vögel, die unter sich Dreck zurückließen. Es kursierten Gerüchte, dass man eine Statue von mir anfertigen wolle, aber ich hoffte, dass es sich dabei bloß um Gerede handelte.
    »Ich weiß nicht, was ich tun werde.« Ich hatte vorher noch nie richtig darüber nachgedacht. Bisher hatte mein Augenmerk stets so sehr dem Überleben des jeweiligen Tags gegolten, dass ich mir über das Morgen nie den Kopf zerbrochen hatte. »Eine richtige Heilerin kann ich nicht werden, selbst dann nicht, wenn ich meine Ausbildung beende. Es würde immer jemand Schmerz für mich in Pynvium leiten müssen.
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