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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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mir!«
    »Geh weg!«, rief Heidi. »Ich mag dich nicht mehr!«
    »Wirst schon noch lernen, mich zu mögen!« Fliegend streckte er die Krallen aus und hatte es fast gepackt.
    »He, du!«, rief Tinette, sprang heran und stieß dem Professor ihr Schwert in die Schulter. »Lass Heidi gefälligst zufrieden!«

    »Seid ihr alle von Sinnen?«, fauchte der Untote, zog Tinette an ihrem eigenen Schwert zu sich und wollte die Zähne in ihr Fleisch schlagen.
    »Hör auf! Tu ihr nichts!« Heidi ballte die kleinen Fäuste. »Peter, hilf!«
    »Weg mit dir!« Peter war zur Stelle und grub seine Waffe dem Professor in die Seite. Kreischend wandte sich der Vampir dem Geißenbuben zu.
    Eingekeilt auf dem Dach musste der Großvater alles mit ansehen. »Vorsicht, Peter!«, rief er. »Bring dich in Sicherheit, Tinette! Schafft Heidi ins Haus!« Doch sosehr er Anteil nahm, konnte er doch nichts verhindern.
    Der Pfarrer nutzte den Moment, als Marus abgelenkt war, hob Heidi hoch und rannte mit ihm zur Tür hinein. Auch Tinette gelang es zu fliehen, ihr Schwert musste sie allerdings im Professor stecken lassen.
    »Peter, komm!«, rief der Pfarrer, während Tinette hineinschlüpfte.
    Doch Peter kämpfte weiter mit dem Vampir. Damit nicht genug, überstiegen die Niänenüütli allerorts die rauchenden Barrikaden und drängten in die Festung herein.
    »Peter!« Tinette hielt ihm die Tür offen.
    »Verriegelt! Macht zu!«, schrie der Bub und suchte verzweifelt, sich vor dem Biss des Dämons zu wehren. Marus hatte ihn in den Klauen, achtete des Schwertes nicht, das Peter gegen ihn erhob, und öffnete siegesgewiss sein Maul. Die Reißzähne blitzten im Mondenschein.
    »Herr Kandidat!« Ein feines Stimmchen drang durch die Nacht, laut genug, dass alle es hörten, kräftig genug, den Kampf für Momente innehalten zu lassen.

    »Peter hat dir nichts getan. Lass ihn bitte los.« Heidi kam aus der Hütte, drängte sich an Tinette vorbei. Im weißen Hemde stand es vor der Tür.
    Marus blickte sich um, die fürchterlichen Zähne entblößt, das Gesicht zur Fratze entstellt.
    »Bitte, Herr Kandidat«, wiederholte Heidi. »Peter kann doch nichts dafür.«
    »Du hast Recht, Kind.« Marus lächelte ein furchtbares Lächeln. »Willst du statt seiner an meine Seite kommen? So wie deine Mutter einst meine Gefährtin war?«
    »Das will ich«, antwortete Heidi. »Ich komme zu dir.«
    »Heidi, nein! Bist du von Sinnen?« Auf dem Dach bäumte der Öhi sich auf, doch die sperrigen Sparren hinderten ihn, sich zu befreien.
    »Kind, was tust du!«, rief der Pfarrer.
    Tinette stand still. Sie als Einzige hatte etwas bemerkt und hinderte den Pfarrer daran, des Kindes habhaft zu werden.
    Ein vages Staunen im Gesicht, erwartete Marus das Mädchen. Er strich sein zerzaustes Haar zurück und ordnete die Krawatte.
    Mit kleinen Schritten ging Heidi auf den Kandidaten zu.
    »Das freut mich aber, dass du dich eines Besseren besonnen hast«, sagte er.
    »Ja, Herr Kandidat. Ich habe mich eines Besseren besonnen.« Heidi blieb stehen. »Seid mir nicht böse, aber es muss leider sein.«
    »Was muss denn sein, Heidi?«, fragte der Professor und beugte sich gönnerhaft zu dem Kind.
    »Das, was Ihr selbst gesagt habt.« Mit diesen Worten zog Heidi den Silberpfahl hervor, den es hinter dem Rücken verborgen
hatte, nahm ihn fest in beide Hände, sprang nach vorn und stieß den Pfahl mit aller Kraft in die Brust des Vampirs. Das Metall drang nicht durch menschliche Haut, Muskeln und Knochen, sondern in ein zähes, ledriges Geflecht, das mumifizierte Gewebe, aus dem der Vampir bestand - längst tot und doch nicht verfault und zerfallen.
    »Wie kannst du … das wissen?«, keuchte der Professor. Sein namenloses Staunen wandelte sich in Grauen vor dem Unentrinnbaren, das ihm bevorstand.
    »Du selbst hast es verraten«, antwortete Heidi, »als du in der Hütte warst. Ich saß hinter der Holzwand und habe alles gehört.«
    »Du Ausgeburt der …!« Marus röchelte, der geweihte Pfahl in seiner Brust verursachte ihm große Pein. Er war durch das Herz des Vampirs getrieben worden von einem Menschenkind, dessen Seele ohne Sünde war.
    »Hätte Adelheid dich nie geboren!« waren die letzten Worte des Vampirs, der die Vernichtung seines Daseins mit allen Sinnen erleben musste. Seine Stimme wurde dünn, sein Körper zerfiel in Sekunden zu Asche, und der Wind blies die Asche hoch. Sie verflüchtigte sich in Dunst, der sich mit dem Rauch verband, der von den Barrikaden aufstieg. Als das vollendet war,
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