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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Während das Kind hinausspähte, hörte es über sich Lärm. Das knarrte und knackte, wie es beim Holzfällen tut, wenn ein Holzblock nicht gleich zerspringt, weil ein Ast darin sitzt. Erstaunt starrte Heidi ins Gebälk.

     
    Zur nämlichen Minute stürzte der Großvater in wilder Sorge zur Hütte. Rosamund befand sich in der Gewalt des Untoten, und der Stall, in dem Heidi eingesperrt war, lag daneben. Als der Öhi jedoch eintrat, fand er alles friedlich vor. Zwei Schritte, und er erreichte das Lager der Liebsten. Rosamund lag noch so da, wie der Vampir sie verlassen hatte.
    »Ich konnte nicht…der Pfahl …«, flüsterte sie.
    Erleichtert deckte der Öhi sie zu. »Ruh dich aus, meine Rose.« Dann fuhr er streitbar herum. »Wo ist er hin?«
    Ihr Arm, der fast seines Fleisches entledigt war, hob sich schwach. »Da«, sagte Rosamund und zeigte zum Stall.
    Der Großvater lief hinaus und erreichte die Stalltür mit bangem Herzen. Erstaunt stand er vor dem unberührten Schloss; da hing noch der Rosenkranz, auch der Gekreuzigte am Holz.
    »Heidi!«, rief der Öhi. »Heidi, geht es dir gut?« Er erhielt keine Antwort.
    »Glaubst du, Alter, dein christlicher Zauber ist mächtig genug, mich aufzuhalten?«
    Der Großvater hob den Kopf. Auf dem Dach stand der Vampir. Dem Öhi gefror das Blut in den Adern, als er sah, was Marus tat.
    »Ich brauche deine Tür nicht zu erbrechen!« Eine Schindel nach der anderen riss er aus der Bekrönung und machte sich schon an den Sparren zu schaffen.
    »Nein! Um der Barmherzigkeit willen!« Bleich vor Angst packte der Alte die Tür, riss den Rosenkranz ab, öffnete den ersten, den zweiten Riegel. Mit fahriger Hand steckte er den Schlüssel ins Schloss. Als er die Tür endlich aufbrachte, sah
er den dunklen Gast bereits von der Decke herabschweben. Lächelnd landete Marus neben Heidi.
    »Es ist einfach nicht denkbar, dass du mich aufhältst.« Der Professor legte seinen Arm um Heidis Schulter.
    Was den Großvater noch mehr erschreckte: Das Kind fürchtete sich nicht.
    »Siehst du«, sagte Marus, »wir sind gute Freunde, dein Heidi und ich. Schließlich habe ich ihm Lesen und Schreiben beigebracht. Stimmt es nicht?«
    »Doch, das stimmt, Großvater«, antwortete es. »Zuerst wollte ich nicht, weil ich nicht schlauer sein mochte als Peter. Aber dann habe ich sie lernen wollen, um hinter die Buchstaben zu schauen.«
    Nicht die Worte des Kindes bestürzten den Öhi, sondern der Glanz, den Heidis Augen in der Nähe des Vampirs bekamen. Sie stand bereits unter seinem Einfluss, vertrauensvoll lehnte es sich an ihn.
    »Das Beste wird sein, du lässt uns gehen«, sagte der Professor. »Mein Angebot gilt noch; ich lasse euch zufrieden, wenn du mir das Kind überantwortest.«
    »Niemals!« Der Öhi sah sich nach einer Waffe um.
    »Was ist das nur mit euch Menschlichen?« Marus schüttelte den Kopf. »Es wird gesagt, dass ihr vernünftig seid. Davon kann ich an dir nichts entdecken.«
    »Vernunft heißt, das Böse zu bekämpfen!«, raste der Öhi und riss eine Mistgabel vom Haken.
    »Du wirst noch das Mädelchen verletzen.« Der Vampir schlug seinen Umhang um Heidi und führte es durch den Stall nach draußen. Als der Öhi dazwischensprang, stieß Marus ihn mühelos beiseite. Mistgabel und Großvater landeten
im Ziegenkot. Unter dem Mantel bemerkte Heidi nichts davon.
    Mit seiner Beute trat der Vampir ins Freie. Die Verteidiger der Festung schlugen sich tapfer, doch hier und da wurde der Feuerring bereits kleiner, das Brennholz war aufgebraucht, die Flammen sanken in sich zusammen. Wo es nur glomm und rauchte, rückten die Glaarä vor. Die Kräfte des Geißenjungen waren verbraucht, seine Schläge wurden schwächer. Auch die streitbare Tinette sah erschöpft aus.
    Marus war mit dem Verlauf des Tages zufrieden. »Komm«, sagte er zu Heidi. »Ich zeige dir einen schönen Ort.«
    »Schöner als die Alp?«, fragte es unter dem Mantel. »Wo ist das?«
    »Dazu fliegen wir beide fort von hier.«
    »Fliegen? Das kann ich nicht.« Der Kopf Heidis tauchte unter dem schwarzen Tuch auf.
    »Kannst es wohl, hast es nur noch nicht probiert.« Der Vampir breitete seinen Umhang aus und war im Begriff, sich und das Kind in Fledermäuse zu verwandeln.
    »Gelobt sei Jesus Christus!«, erschallte eine junge Männerstimme. Der Professor drehte sich um und sah den Pfarrer des Dörfli über die verkohlte Barrikade klettern.
    »Herr Pfarrer!«, rief Peter erleichtert.
    »Zur rechten Zeit!«, freute sich auch Tinette über das
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