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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Wirklichkeit lag sie in ihrem Zimmer und wurde von Trojan und Fräulein Rottenmeier unter dem Einfluss der grünen Fee gehalten.
    Das Fräulein tunkte die Feder ein und schrieb weiter. Bald darauf übergab sie den versiegelten Brief einem Boten, der ihn der Postkutsche überantworten würde. Dann sperrte das Fräulein das Sesemannhaus wieder zu, das zu einem Tempel der Untoten geworden war.
    Durch den Brief aber wurde eine Idee in die Welt getragen, nämlich die Absicht, dass das Böse, das mit Marus’ Tod aus den Alpen des Prättigau vertrieben werden sollte, dort erneut Einzug halten würde, in Gestalt einer neuen, mächtigen Untoten. Claire Rottenmeier gierte nach Blut, sie begehrte das Blut von Frauen und Männern gleichermaßen. Sie hatte einen gewalttätigen Untoten an ihrer Seite, Trojan, den früheren Wächter. Seine Körperkraft hatte sich seit der Verwandlung vervielfacht. Er war ein verfluchter Koloss, der Fräulein Rottenmeier bedingungslos gehorchte. Klara aber, die bemitleidenswerte Gelähmte, war von dem sauberen Pärchen unangetastet geblieben. Mit dem Menschenkind Klara als Tarnung würden sie ungehindert überallhin reisen können; durch den Absinth behielten sie Macht über das Mädchen.
     
    Als der verhängnisvolle Brief im Prättigau ankam, kannten weder Heidi noch der Großvater die schreckliche Wahrheit. Die Postkutsche hatte den Brief ins Dörfli befördert, von dort brachte Heidi, das die Großmutter besucht hatte, ihn zum Öhi mit.

    »Schau, Großvater!«, rief es von der unteren Wiese. »Ein Brief aus Frankfurt, ein Brief von Klara!«
    Der Öhi war dabei, was von der Barrikade nicht verbrannt war zu Brennholz zu hacken. Er wollte nicht in die Hütte gehen und seine Brille holen, darum sagte er: »Lies es mir vor, Heidi.« Er stützte sich auf die Axt und genoss die kurze Rast.
    Heidi war so ungeduldig, den Inhalt zu erfahren, dass es beim Öffnen des Briefes ein Ecklein abriss.
    »Da steht…da steht also …« Aufgeregt vermochte es die Buchstaben nicht gleich in die richtige Ordnung zu bringen.
    »Setz dich erst einmal hin und lies ruhig und besonnen, Kind.«
    »Du hast Recht, Großvater.« Heidi hockte sich auf die Bank, strich das Papier auf dem Tisch glatt und begann.
    »Liebe Heidi, hoffentlich bist du gesund nach Hause gekommen, und es ist schön bei euch in den Bergen, und das Wetter ist auch gut.« Lachend schaute Heidi auf. »So wie Klara schreibt, so ist alles gekommen!« Es las weiter. » Das wünsche ich mir sehr, denn ich habe beschlossen, euch schon bald …« Das Nächste las Heidi still, seine Augen flogen darüber hin, abermals brach es in fröhliches Lachen aus.
    »Sie kommen, Großvater, sie kommen alle zu uns auf den Berg!«
    Der Alte hieb die Axt in den Hackstock und trat an den Tisch. »Immer langsam. Wer kommt?«
    »Klara und Fräulein Rottenmeier! Und Trojan bringen sie mit, weil Klara nicht laufen kann und er sie im Stuhl über die Alp fahren soll!« Närrisch vor Freude sprang Heidi auf und tanzte um den Tisch herum.
    »Wahrhaftig.« Der Alte nahm den Brief und las mit eigenen
Augen die Ankündigung des Besuches aus Frankfurt. »Da freust du dich also, weil deine Freundin dich besuchen kommt?«, fragte er, weil ihm nicht ganz wohl bei der Sache war.
    »Und wie ich mich freue!« Heidi legte den Kopf zurück und lachte. »Was ich Klara alles zeigen kann! Die Geißen und den Raubvogel und das Schneefeld und alles, alles!«
    »So will auch ich deine Freunde willkommen heißen«, antwortete der Öhi.
    »Willkommen? Wen heißt du willkommen?« Aus der Hütte trat Tinette. Sie trug ihr Haar hochgesteckt und hatte ein hübsches grobes Kleid an, wie es zur Gegend passte. Ihre Füße steckten in festen Schuhen. Sie hielt ein Hobeleisen in der Hand, damit hatte sie Kartoffeln geschabt.
    »Die Rösti ist in der Pfanne.« Tinette fuhr dem Öhi herzlich durchs Haar. »Wasch dich, alter Schweißbär. Wir essen gleich.«
    »Wie fein das riecht«, brummte er. »Wer hätte gedacht, dass eine Mamsell aus der Stadt so gute Rösti zu backen weiß.«
    »Denk nur, Tinette!« Heidi sprang auf die Gefährtin zu. »Klara kommt! Klara kommt mich besuchen.«
    »Klara?« Tinettes heiteres Antlitz bewölkte sich.
    »Und sie bringt Fräulein Rottenmeier mit und Trojan! Hier schreibt sie es, schau!«
    Heidi rannte zum Tisch und holte den Brief.
    »Was ist dir?«, fragte der Öhi, der sah, wie blass Tinette wurde.
    Sie antwortete nicht gleich, schaute vielmehr in die Weite, die so rein und
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