Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
Vom Netzwerk:
Erscheinen des Gottesmannes.
    »Lass das Kind los und zieh dich zurück, Dämon!«, rief der Priester, zog ein geweihtes Kreuz hervor und hielt es dem Blutsauger entgegen.
    »Wann begreift ihr endlich, dass Gott eine zu ferne Instanz ist, um mir gefährlich zu werden?«, erwiderte Marus. Doch
der Auftritt des Pfarrers hatte Heidis Verwandlung fürs Erste verhindert.
    Als der Geistliche sah, dass das Kruzifix keine Wirkung zeigte, sah er sich entschlossen um. Neben ihm hatte ein Pfahl der Barrikade Feuer gefangen. Er brach ihn ab und erhob den Flammenstab über sich. »Peter, tu es mir gleich!«
    Wenngleich der Bub nicht wusste, zu welchem Nutzen, gehorchte er und ergriff ebenfalls ein langes brennendes Scheit.
    »Zwei streitbare Arme sind besser als einer!« Mit seinem Stab überkreuzte der Pfarrer Peters Holz, so entstand ein flammendes Kreuz.
    Heidis Lippen begannen zu zittern. »Was ist das?«, flüsterte es und zog sich einen Schritt vom Vampir zurück.
    Marus fletschte die Zähne, erkannte er doch, dass Heidi, zwischen Gotteskindschaft und Dämonenfluch hin- und hergerissen, unter den Eindruck des brennenden Kreuzes geriet.
    »Verfluchter Pfaffe! Wärst du doch unten im Pfarrhaus geblieben!« Wutentbrannt wollte er auf den Priester los, da sprang eine schwere Gestalt heran und rammte Marus die Mistgabel in den Rücken. Damit nicht genug, sprang der Alm-Öhi den Professor von hinten an und umklammerte ihn mit aller Kraft.
    »Willst du mit mir tanzen, Alter?« Marus wirbelte herum und wollte den Großvater abschütteln, doch die mächtigen Arme, gestählt von lebenslanger Arbeit, ließen nicht locker. Wie ein Nachtmahr hockte der schwere Mann auf dem Vampir. So sehr Marus sich auch drehte und wand, so wild er auch fletschte und fauchte, der Öhi ließ ihn nicht los.
    Leichenblass stand Heidi da und starrte gebannt auf die
brennenden Balken. Peter und der Priester trugen das Kreuz näher an das Kind heran.
    »Herr Pfarrer, wir verbrennen das Heidi!« Peter zauderte.
    »Die Ausbrennung der Verdammnis ist nicht zu teuer mit eines Schmerzes Augenblick bezahlt!« Der Gottesmann hieß Peter weitergehen.
    Das Kreuz schwebte auf Heidi zu. Im Bann der Gewalten von Gut und Böse vermochte das Kind kein Glied zu rühren.
    »Der Geist Jesu Christi besiegt dich, du finstere Kreatur!«, betete der Pfarrer und sah Peter an. »Stimm in die Beschwörung mit ein!« Er sprach ihm vor: »Jesus Christus besiegt dich, o Dämon!«
    »Jesus Christus besiegt dich, o Dämon!«, wiederholte Peter.
    »Jesus Christus besiegt dich, o Dämon!«, riefen sie im Chor.
    Der Mann Gottes drängte voran, bis das Flammenkreuz dicht vor Heidis Gesicht war. Verzückt und geängstigt starrte das Mädchen ins Feuer. Der Dämon, der ihr im Blut saß, wehrte sich, ließ das Kind Fratzen schneiden, fauchen und kreischen. Doch es half nichts: Die Entschlossenheit des Pfarrers ging so weit, das flammende Symbol des Erlösers auf Heidis Stirn zu drücken. Das qualmte und zischte, Heidi schrie laut. Nun zog er das Kreuz zurück.
    Der Schmerz aber, der Heidi durchjagte, riss es in der Sekunde aus dem dämonischen Bann, den Professor Marus auf das Kind ausgeübt hatte.
    Vom Alm-Öhi umklammert, musste Marus beobachten, wie den Augen des Mädchens Tränen entströmten, wie sein
Blick zugleich wieder offen und rein wurde, wie es die Welt mit Menschenaugen sah.
    »Au, wie das brennt!«, schrie das erwachte Heidi. »Wie weh das tut!« Es griff sich an die Stirn, wo das Brandmal deutlich zu sehen war.
    »Christus sei Dank!«, rief der Pfarrer.
    »Großvater, was tust du da?«, fragte Heidi, das nicht begriff, warum der alte Mann auf dem Rücken des Herrn Kandidaten saß.
    Nun wurde es dem Vampir zu bunt. Mit einem Sprung, wie man ihn nie gesehen, warf er sich in die Lüfte und flog auf, als ob die Last des Öhi auf seinen Schultern rein gar nichts wog. Er fasste in seinen Rücken, riss die Mistgabel heraus und ließ sich zugleich nach hinten fallen. Rücklings landete er auf dem Hüttendach und begrub den Öhi unter sich. Der Aufprall war dem Alten zu viel, keuchend gab er nach; seine Arme lösten sich vom Professor, der triumphierend aufflog.
    »Nun ist es aus mit euch allen!«, schrie Marus und stürzte sich auf die schwachen Menschen.
    »Ins Haus!«, befahl der Pfarrer und packte Heidis Hand. Zugleich wehrte er sich mit dem brennenden Stab gegen den Anflug des Vampirs. Heidi strauchelte und sank ins Knie.
    Schon war Marus über ihr. »Jetzt, meine Kleine, gehörst du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher