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GK0025 - Das Leichenhaus der Lady L.

GK0025 - Das Leichenhaus der Lady L.

Titel: GK0025 - Das Leichenhaus der Lady L.
Autoren: Jason Dark
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Lady Laduga war auch fast wie eine Katze. Manchmal sanft, dann wieder leidenschaftlich, zügellos.
    Die Hände des Marquis streichelten bebend die samtene Haut der Frau.
    Ein Blitz erhellte das fast halbdunkle Zimmer, ließ die beiden nackten Körper kurz aufleuchten.
    Im gleichen Moment wurde die Tür aufgestoßen. Hart knallte sie gegen die Wand.
    Mit einem Schrei wichen der Marquis und die Lady auseinander.
    Im Zimmer stand Istvan Laduga. Lady Ladugas Gatte.
    Zwei, drei Herzschläge lang sah er sich die Szene an. Dann griff Laduga mit einer blitzschnellen Bewegung zu seinem Degen. Er riß ihn aus der Scheide, hob den Arm…
    Die gefährliche Waffe zischte durch die Luft und durchstieß die Brust des Marquis.
    Der Marquis war sofort tot.
    Lady Laduga bekam einen Schreikrampf.
    »Sei ruhig!« brüllte ihr Mann. »Du verdammte Hexe wirst sterben. Ich werde dich zu Tode quälen. Du wirst mich nie mehr mit einem fremden Mann betrügen können!«
    Wie Hammerschläge drangen die Worte an Lady Ladugas Ohren. Sie warf einen entsetzten Blick auf den toten Marquis und wußte, daß ihr Mann kein Erbarmen kannte…
    Drei Wochen wurde die junge Frau in einem Verlies gefangengehalten. Sie bekam kaum etwas zu essen, mußte ungeheure Qualen erdulden, wurde gefoltert und vergewaltigt. Zum Schluß war sie nur noch ein Wrack. Sie wünschte sich ihr Ende förmlich herbei.
    Nach der dritten Woche änderte sich die Behandlung. Sie bekam wieder zu essen. Sogar einen Arzt schickte man ihr zur Untersuchung. Sie durfte sich waschen und baden, nur aus dem Verlies kam sie nicht heraus.
    Lady Laduga schöpfte wieder Hoffnung. Hatte ihr Mann ihr verziehen?
    Vielleicht. Aber warum war er dann nie gekommen? Wollte er warten, bis sie wieder so aussah wie früher? Lady Laduga wußte darauf keine Antwort.
    Inzwischen hatte sie auch jegliches Zeitgefühl verloren. Und dann – sie konnte noch nicht einmal sagen, ob es Tag oder Nacht war – öffnete sich wieder die schwere Eisentür.
    Ihre ehemalige Kammerzofe betrat das Verlies.
    Sie hielt etwas in der Hand. Ein Kleidungsstück. Schneeweiß und bis auf den Boden reichend.
    Ein Totenhemd!
    Lady Laduga erkannte es mit nahezu grausamer Deutlichkeit. Sie wußte, was das zu bedeuten hatte.
    Die beiden Wächter, die die Kammerzofe begleitet hatten, bauten sich links und rechts der Tür auf. Erstickten allein durch ihre Anwesenheit jeden Fluchtversuch schon im Keim.
    Lady Laduga zitterte, als die Kammerzofe ihr das Totengewand reichte.
    »Sie müssen es anziehen, Lady. Ihr Mann hat es befohlen.«
    »Ja, er hat es so befohlen«, flüsterte die Lady erstickt.
    Langsam schlüpfte sie in das Gewand. Der Stoff fühlte sich kalt an.
    Kalt wie eine Totenhand.
    »Wir müssen gehen«, sagte die Kammerzofe.
    »Wohin?«
    »Ihr Gatte erwartet uns.«
    Die Wärter nahmen die beiden Frauen in die Mitte. Es ging nach oben, in die prunkvollen Gemächer des Schlosses. Dann führten die Wärter sie nach draußen.
    Es war wieder Nacht. Wie damals, als Istvan Laduga seine Frau mit einem Liebhaber erwischte. Und wieder zuckten Blitze durch die Dunkelheit. Doch diesmal war es mehr ein Wetterleuchten.
    Vielleicht wird das Gewitter später kommen, dachte Lady Laduga. Später? Ob ich dann noch lebe? Plötzlich überfiel sie eine nie gekannte Angst. Ihre Blicke hetzten zu den Wärtern. Sie dachte an Flucht. Doch die drohenden Blicke der beiden Bewacher machten diesen Gedanken zunichte.
    Sie entfernten sich immer weiter vom Schloß, gingen auf den Wald zu.
    Wieder zuckte ein Blitz auf.
    Und da sah Lady Laduga das Haus.
    Es war neu. Es mußte während ihrer Gefangenschaft gebaut worden sein. Menschen standen vor dem Haus. Lady Laduga erkannte unter ihnen ihren Mann.
    Finster sah er seiner Frau entgegen. Dicht vor ihm blieben sie stehen. Die beiden Wärter hatten Lady Laduga jetzt an den Oberarmen gepackt.
    Die schöne Frau versuchte ein scheues Lächeln. »Bitte, Istvan«, flüsterte sie, »verzeih mir. Ich werde…«
    »Du wirst sterben«, sagte ihr Mann finster.
    Lady Laduga sank zurück. Hätten die beiden Wärter sie nicht festgehalten, wäre sie zusammengebrochen.
    »Du hast mich betrogen, und ich habe dir den Tod prophezeit. Ich werde mein Versprechen jetzt einlösen. Ich habe mir etwas Besonderes einfallen lassen. Während deiner Gefangenschaft wurde hier ein Leichenhaus errichtet. Für dich. Du wirst darin eingemauert und elendig verhungern. Das ist meine Rache.«
    Lady Laduga bekam die letzten Worte gar nicht mehr bewußt
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