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Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis
Autoren: Hugh Walker
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1.
    Unter allem Gewürm aller Elemente war in diesen Tagen, da ALLUMEDDON bevorstand, die Schlange Yhr das mächtigste. Sie besaß die Kraft des Drachen und das Gift der Schlange und den Geist der Finsternis. Es gab keine Schranken für sie. Sie kannte die Tore und Wege zwischen den Räumen und Zeiten, die je ein Geschöpf des Lichts oder ein Wesen der Finsternis seit dem Anbeginn der Welt gewandelt war. Auf diesen uralten Pfaden in der Wildnis der Sphären trug sie ihren Reiter…
    Xatan, den Heerführer der Finsternis.
    Er, den sie am Ende der Zeit auch Axata nennen, den Bringer des Endes; und Taxat, den Vernichter des Lebens; und Ataxa, den Auserwählten; aber auch Natax, den Geborenen.
    Das war seine Schwäche und seine Stärke – daß er vom Stoff des Lebens und des Lichtes war. So standen ihm auch jene Tore offen, die der Finsternis bisher verschlossen geblieben waren. So war er aber auch jenen Gesetzen unterworfen, denen Licht und Leben gehorchen, wenn auch die mächtige Magie der Finsternis ihn schützte.
    Er saß auf dem schimmernden Schuppenleib Yhrs, dicht hinter dem Kopf. Sein Anblick war dämonisch. Da war seine menschliche Gestalt, kriegerisch gekleidet in Kettenhemd und Waffenrock, metallenen Arm- und Beinschienen und Schultersatz, den breiten Waffengurt behangen mit Schwert und Axt. Aber da war der Schädel eines Wolfes auf den mächtigen Schultern und das graue Fell des Wolfes auf den Schenkeln und Knien. Nur der Helm aus schwarzem Metall, dem die meisterliche Hand eines Waffenschmieds die Form eines Wolfsschädels verliehen hatte, war Maske. Wenn Xatan das schnauzenförmige Visier hochklappte, enthüllte er die unverleugbaren Merkmale des Wolfs: die Form der Kiefer und des Mundes, die breite Nase, der keine Fährte entging, der hungrige Blick des Jägers in den Augen. Es waren Wildländerzüge, die dunkle Magie mit dem Wesen des Wolfes verschmolzen hatte, die Magie des Wolfsdämons Corchwiil.
    Wenn Yhr zu ihrem Reiter sprach, kamen die Worte zischend aus ihrem Rachen, und wenn Xatan zu ihr sprach, lehnte er sich tief hinab zu einer der Öffnungen an der Seite des Schädels, die Yhrs Ohren waren. Es waren Gesten einer dunklen Zuneigung und Vertrautheit, wie sie Wesen der Finsternis fremd waren.
    Er war wahrhaftig der erste Lebende, der von Wesen der Finsternis geliebt wurde – nicht nur von Yhr, auch von Corchwiil. Und auf eine dunkle, unmenschliche Weise erwiderte er diese Liebe.
*
    Sie kamen aus der Schattenzone, und Xatan war nachdenklich.
    »Schwelgst du in der Macht, über die du verfügen wirst, wenn die letzte Schlacht beginnt?« zischte Yhr.
    »Manchmal«, erwiderte Xatan.
    »Eine menschliche Schwäche«, stellte Yhr fest.
    »Nein, Yhr. Nicht nur eine menschliche Schwäche. Macht ist etwas, das auch die Herren der Finsternis zu schätzen wissen…«
    »Aber Finsternis ist Macht!«
    Xatan schwieg. Er wußte, daß er mit Yhr über solche Dinge nicht streiten konnte. Ihr Drachenverstand sah die Dinge anders.
    »Leben ist nur eine Form von Finsternis«, hatte Genral einmal gesagt. Aber es war eine so wenig wünschenswerte Form, daß es galt, sie auszumerzen.
    Licht verschlang die Finsternis, wie jeder wußte.
    Deshalb mußte die Finsternis alles daran setzen, das Licht zu verschlingen.
    »Es sind so viele Lebende, die auf unserer Seite kämpfen, Yhr.«
    »Sie wissen es nicht besser. Ist es nicht der klügste Weg, ihren unbedeutenden Verstand auszulöschen und sie mit einem Schwert in der Hand auf ihresgleichen loszulassen?«
    Xatan nickte grübelnd. »Wie ist es mit mir, Yhr? War ich auch ihresgleichen? Ist auch mein… wirklicher Verstand ausgelöscht?«
    »Nein. Schon deine Zeugung war geplant…«
    »Auch die Zeugung der Shrouks ist geplant.«
    »Sie sind geistlose Kreaturen, die nur eines verstehen: Töten! Wie all die anderen. Allein daß du zu denken vermagst, unterscheidet dich von ihnen. Aber da sind noch tausend andere Gründe. Du wärst nicht der oberste Heerführer der Finsternis, wenn du ein Lebender wärst wie all die anderen.«
    »Was bin ich wirklich, Yhr? Ein Lebender, der besessen ist… oder ein Dämon, der lebt…?«
    »Vielleicht beides. Wer mag das sagen? Seit es das Licht gibt, ist alles unüberschaubar geworden. Aber bekämpfe diese Gedanken, Xatan. Sie trüben den Blick für die Dinge, die bevorstehen.«
    »Du hast recht, Yhr. Sie trüben den Verstand. Sie sind gefährlich.«
*
    Yhr trug Xatan nach stong-nil-lumen, wo die dämonbesessenen Priester der Caer die Finsternis
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