Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
hindurch in eine Leere jenseits. Die Klinge erbebte. Der Sturm schwand schlagartig. Die Schlange und ihr Reiter gewannen an Festigkeit, als die Leere hinter ihnen sich schloß.
    Xatan lachte erneut und ritt näher. Erneut heulte Seelenwind, und ein Windstoß raste auf den Heerführer zu. Aber auch diesmal wand sich die Schlange wie durch ein Tor in der Luft. Sie und ihr Reiter wurden durchscheinend, und der Windstoß, der hundert Gianten in einem Atemzug zu Boden gefegt hätte, fuhr durch sie hindurch und kehrte nicht zurück. Nur Reiter und Schlange kamen zurück, und die Öffnung in die Leere jenseits schloß sich wie ein Schleiervorhang.
    Nottr wußte plötzlich, daß er die Schlange Yhr vor sich hatte, die sich durch viele Welten zu winden vermochte. Er selbst war einst in stong-nil-lumen in ihrem Bann gewesen, als er Mythor töten sollte.
    Erneut kam Xatan näher und lockte die Seelen zum Angriff, und Mythor vermochte sie nicht zurückzuhalten. Horcans Klinge hatte ihren Meister gefunden. Der Sturm peitschte und raste, und Reiter und Schlange wanden sich durch die Luft, durch Korridore, die nur Yhr wußte, in denen Horcans Seelen für alle Zeiten verloren sein würden.
    Nottr stand wie gelähmt. Das Schwert focht diesen Kampf ohne sein Zutun mit einer blinden Verbissenheit. Es mußte Yhrs Magie sein, oder Xatans, die die Seelen in solche blinde Tollheit versetzten.
    Plötzlich war Nottr frei. Das Schwert lag leblos in seiner Faust.
    Yhr kam herab mit ihrem Reiter, und Xatan stieg von ihrem Nacken. Er klappte das Visier seines Wolfshelms hoch und blickte Nottr triumphierend an.
    Nottr starrte in das Gesicht, das ihm vage vertraut vorkam. Es war voller Hohn und Siegesgewißheit.
    »Jetzt ist es besiegt, dieses Wunderschwert, das meinen Horden solche Verluste beibrachte. Es war so einfach, es zu besiegen. Es wird wohl nicht weniger einfach sein, ALLUMEDDON über Gorgan zu bringen, wenn dies alles ist, das sich mir entgegenstellt.«
    »Du wirst dir jede Handbreit von Gorgan erkämpfen müssen«, entgegnete Nottr grimmig.
    »Gut. Ihr mögt den Heldentod finden, den ihr sucht. Yhr sagt mir, daß du Nottr bist.«
    »Der bin ich, und du merkst dir den Namen besser…«
    »Ah, nicht so grimmig, Alter. Da ist eine Gunst, die ich dir gewähren will. Bring sie her, Yhr.«
    Die Schlange wand sich. Sie war da und im nächsten Moment verschwunden und wieder da. Es geschah in einer einzigen Drehung ihres mächtigen Leibes. Eine Gestalt stieg von ihrem Nacken, begleitet von zwei Kriegern, die wie Xatan Wolfshelme trugen. Erst als sie nah genug waren, sah er, daß sie keine Helme trugen, sondern ihre Köpfe die von Wölfen waren.
    Die andere Gestalt kam auf ihn zu, und Nottr sah, daß es eine alte Frau war in einem einfachen grauen Gewand. Ihr Haar war weiß, ihr Gesicht faltig, aber ihre Augen leuchteten, als sie ihn ansah. Ihre Züge weckten kostbare, schmerzliche Erinnerungen in Nottr. Er blickte ihr ungläubig entgegen.
    »Mein Nottr«, murmelte sie. »Mein Leben…!« Sie lief auf ihn zu, aber Xatans scharfe Stimme ließ sie innehalten.
    Er hatte eine Lanze in der Faust.
    »Chipaw?« stieß Nottr hervor. Sein Blick wanderte voll Unglauben zu Xatan.
    »Sie ist es, Nottr. Die Wolfer nennen sie Linga. Sie ist das Liebchen deiner stürmischen Tage. Sie hat es mir selbst gesagt. Du willst wissen, warum sie dahingewelkt ist? Es ist diese Welt, sie rafft alles so schnell dahin. Die Jahre sind hier kurz für einen Sterblichen. Aber für dich, Barbar, für dich läuft die Zeit noch tausendmal so rasch. Sie ist abgelaufen. Ich habe dir versprochen, daß ich ihn töten würde, Mutter, nicht wahr?«
    Er schleuderte die Lanze, noch während er sprach. Olinga flog mit einem Schrei an Nottrs Brust. Die Lanze durchbohrte sie und stieß selbst in Nottrs Brust noch eine Wunde, daß beide zu Boden sanken.
    »Er ist Wolfssohn«, flüsterte Olinga mit versagender Stimme. »Er ist dein Sohn…«
    Nottrs Blick traf Xatans Augen.
    Er spürte weder Haß, noch Liebe. Er begriff nicht, was geschehen war, und Xatan ließ ihm keine Zeit zu denken.
    Die beiden Wolfskrieger stürzten sich auf Xatan. Er winkte, und Yhr wand sich dazwischen. Die Wolfskrieger stürzten heulend in einen Abgrund, der sich auftat und wieder schloß.
    »Und nun zu dir, Vater!« Es klang wie ein Fluch. »Ich sehe mich als Genrals Sohn. Ich werde nicht gern an meinen lebenden Ursprung erinnert. Deshalb ist dein Tod die Erlösung für mich von einer Schmach, die du nicht verstehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher