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Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis
Autoren: Hugh Walker
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O’Tentil übrig war, was er gehegt und gepflegt hatte. Es würde auch sein Ende bedeuten, denn er war untrennbar mit ihm verwachsen. Er würde Rauch werden – blinder, geistloser Rauch. Und keiner wie Maen O’Tentil würde da sein, um einen Dämon Capandar zu ersinnen und zu beschwören.
    Er fürchtete sein Ende, wie die Menschen den Tod fürchteten. Und er trank in hastigen Zügen. Zwei weitere Becher folgten, dann ließen sie ihm ein wenig Zeit. Schließlich gaben sie ihm drei weitere Becher voll.
    »Jetzt sind wir eine Weile sicher vor seinen Tricks«, stellte Nottr fest.
    Der Xandor stand schwankend. Er setzte sich abrupt auf den Boden. O’Tentils Körper würde wenigstens einen Tag lang betrunken sein. Und Capandar hatte keine Möglichkeit, sich da herauszuhalten.
    Sie beobachteten, wie er zusehends an Haltung verlor.
    »Wird nichts mehr aus dem Handel«, bemerkte Nottr grinsend.
    »Der Handel«, wiederholte Capotentil mit schwerer Zunge. Er versuchte klar zu denken und die Augen weit zu öffnen. Mit beidem hatte er nicht viel Erfolg. »Ihr… macht einen… Fehler«, sagte er mühsam. »… Nicht mehr… viel… Zeit…«
    Er saß eine Weile mit glasigem Blick, dann sank er nach hinten und lag schnarchend.

9.
    Der Rückmarsch mit dem schlafenden Gefangenen ging ohne Zwischenfälle vonstatten. Die Kammern lagen in Dunkelheit, doch es war eine natürliche Lichtlosigkeit. Nichts stellte sich ihnen entgegen, weder Magie, noch natürliche Feinde. Der Xandor war der einzige Bewohner der Dunkelzacke gewesen.
    Sie kehrten als Helden zurück. Die Trolle waren außer sich vor Begeisterung. Sie wollten den Xandor augenblicklich vernichten, doch Dilvoog erhob Einspruch. Er wollte den Xandor studieren. Über ein Wesen, das ihm so ähnlich war, wollte er mehr wissen.
    Das ließ ihn tief in der neuen Gunst der Trolle sinken, aber da die Gefährten sich Dilvoogs Meinung anschlossen, fügten sie sich mit finsteren Gedanken, um so mehr, als Nottr unumstößlich klarmachte, daß er und die Gefährten allein über das Schicksal des Xandors entscheiden würden.
    Auch dem eifrigen Vorschlag der Trolle, den gefährlichen Gefangenen unter allerlei Lichtmagie verschlossen zu halten, widersprach Nottr. Es gab einen besseren Schütz als alle Lichtmagie, mit der sie ja bisher auch nicht viel erreicht hatten, nämlich Opis.
    So blieb Capotentil unter der Obhut Calutts und der Lorvaner, und der Kessel war in erreichbarer Nähe.
    Während Mon’Kavaer sich den Runenschreibertrollen zur Verfügung stellte und in schönen Worten von den Abenteuern in der Dunkelzacke berichtete, machten die Trolle sich bereits daran, die leere Zacke des Nordsterns wieder in Besitz zu nehmen.
    Sie trugen das magische Licht in die leeren Kammern, und ehe die kraftlose Sonne zum Horizont hinabsank, den sie in den Sommermonden nur berührte, erstrahlte die zwölfte Zwacke im alten Glanz, wie seit wenigstens tausend Jahren nicht mehr.
    Daß dies gelungen war, nun da die Ankunft des Lichtboten so kurz bevorstand, brachte die Trolle vollends um ihren Verstand. Eine Hoffnung erfüllte sich leider nicht: Die verschollene alte Runenbotschaft der Königstrolle fand sich auch in diesem Teil des Nordsterns nicht. Lange hatten sie geglaubt, daß der Xandor sie unter seinen Schätzen hätte.
    Aber die Eroberung der Zacke hatte ergeben, daß er weder die Schriften, noch andere Schätze besessen hatte. Sie fanden lediglich einen Haufen altes Rüstzeug von Kriegern, die dem Xandor in die Fänge gingen, und jene Kriegermaschine, mit der die verschwundenen Magier-Trolle in die Dunkelzacke eingedrungen waren.
    Von den Menschen und Trollen fehlte jede Spur. Nicht einmal Gebeine waren aufzufinden.
    Es paßte zu den Berichten, die es über andere Xandoren gab: daß sie Menschen mit Haut und Haaren, und manchmal selbst Kleidern verschlangen.
    Es gab ein großes Siegesmahl zu Ehren der Helden der Lichtwelt. Diesmal waren die Speisen karger, denn das ewige Eis ließ sich die Nahrung nur in hartem Kampf abringen, und die Lichtmagie war eine Magie des Lebens, nicht der Illusionen. Im magischen Licht wuchsen Pflanzen im Nordstern. Im magischen Licht schmolz das Eis bis hinab zum Meer tief unter dem Gletscher. Zum magischen Licht kamen die Vögel des Nordens in Schwärmen.
    Aber die Speisen und Getränke dieses Festes füllten den Magen, und lösten sich nicht auf, wie Capotentils großzügige Illusionen.
*
    Da der Nordstern fest in der Hand des Lichts war, beschlossen die Gefährten,
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