Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
vierhundert Jahre. Den Namen Avanathus hatte er in jungen Jahren von seinen Reisen in den Süden mitgebracht, als er, wie jeder Troll, auszog, um die verschollene Runenbotschaft der Königstrolle aufzuspüren. Keiner wußte seinen wirklichen Namen, also besaß niemand Macht über ihn.
    Er war ein wenig größer als die übrigen Königstrolle, eine Handbreit fast, was ihn in ihren Augen imposant erscheinen ließ. Im übrigen unterschied er sich jedoch nicht von ihnen. Trolle waren wohl eitel, was ihre Persönlichkeit betraf, nicht aber ihr Äußeres. Sein Fellumhang, der ihn wie eine Kugel aussehen ließ, auf der ein Kopf saß, war so gewöhnlich wie der aller anderen, und sein Muff war ebenso abgegriffen und schäbig. Wie gesagt, auf den Inhalt kam es an.
    Er liebte diese zwölf zackige Lichtinsel im ewigen Nordeis, die der Lichtbote einst vor zweitausend Menschenaltern schuf. Sie war längst nicht mehr allein eine Heimstatt für die Trolle. Seit in stong-nil-lumen die Finsternis hervorbrach und ihre Kreise sich auszubreiten begannen über die Nordwelt, kamen auch Menschen, zum Nordstern, solche, die auf der Flucht waren, oder die Hilfe suchten. Denn die Legenden vom Nordstern als unbezwingbaren Hort des Lichts waren in vielen Völkern Gorgans lebendig.
    Er liebte am meisten die kristallene Audienzhalle, in der wie überall in den elf Zacken die ewigen Lichter des Lichtboten leuchteten. Er liebte es, wenn die großen Menschen sich vor ihm verneigten, wenn sie ihn um Hilfe baten, wenn sie kundtaten, welche Ehre es ihnen war, von ihm empfangen zu werden, oder wenn sie ihm Arm und Klinge boten. Da lebte das eitle Herz auf und schwoll, und Avanathus war ein großer König über sein lichtes Reich.
    Aber in diesen Tagen verdüsterte Besorgnis sein Gesicht.
    Die Kundschafter waren nicht zurückgekehrt, und die Wächter im Ring konnten Capotentils Horden nur mühsam abwehren.
    Etwas geschah da drüben – als ob neue Kräfte sich sammelten, wie seit Jahrhunderten nicht mehr.
    Er war voller Unruhe, denn alle seine Versuche, mehr darüber herauszufinden, schlugen fehl. Seine Späher kehrten nicht zurück. Seine Magie stieß auf eine unüberwindliche Wand. Und die Magie der übrigen Königstrolle vermochte nicht viel mehr.
    Ein großer Angriff mochte bevorstehen, oder eine andere Gefahr, von der sie als Wächter des Nordsterns wissen sollten.
    Aber seit dreißig Trollgenerationen war das Wissen verloren. Alle Gefahren, die je von der Finsternis gedroht hatten, alle Magie, mit der die Finsternis je bezwungen worden war, seit der Lichtbote die Welt verließ, hatten die Trolle in der Runenbotschaft der Königstrolle aufgezeichnet. Sie ging verloren vor dreißig Generationen. Der Zeitraum war genau bekannt, denn die Trolle führten seither ein neues Buch über die Geschicke der Welt und das Erbe des Lichtboten. Doch dieses neue Runenbuch der Königstrolle enthielt keine der alten Geheimnisse mehr.
    Niemand konnte sagen, wohin die alten Aufzeichnungen verschwanden; ob die Schergen der Finsternis sie geraubt hatten; ob sie nur verborgen worden waren, um sie vor den Dunkelmächten zu schützen.
    Seit dieser Zeit aber hatten die Trolle so viel ihrer Macht eingebüßt, daß die Dunkelmächte an einer der Zacken des Nordsterns Fuß fassen konnten. Es war jene Spitze, die mit bedeutungsvoller Genauigkeit nach stong-nil-lumen wies.
    Die Ewigen Lichter des Lichtboten erloschen nach und nach überall in der Zacke, wo die Finsternis Raum gewann, und es gelang nie wieder, das verlorene Territorium zurückzuerobern.
    Seit dieser Zeit herrschte Kampf auf dem Nordstern. Es gab Jahrhunderte, in denen die Finsternis zu schwach war, um anzugreifen, doch sie war nie schwach genug, daß die Magie der Trolle sie hätte bezwingen können. Sie war auch nie stark genug, um den Trollen gefährlich zu werden.
    Ein Gleichgewicht herrschte, bis eine Reihe von Ereignissen eintrat:
    Darkon öffnete stong-nil-lumen, und die Finsternis begann sich über Tainnia und die angrenzenden Länder auszubreiten.
    Ein Xandor – ein Wesen, halb Mensch, halb Dämon – mit Namen Capotentil ergriff das Ruder in der dunklen Zacke des Nordsterns, und die Angriffe wurden heftiger.
    Da waren Zeichen am Firmament, die keiner deuten konnte.
    Als ob der Lichtbote zurückkehrte!
    Ein fliegendes Schiff war vor einem halben Mond aus dem Süden erschienen. Der Kopf eines Einhorns zierte seinen Bug. Es hing an einem gewaltigen Fisch, der es durch die Sphären trug. Es wurde beherrscht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher