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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter
Autoren: Jo Nesbo
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eine
Viertelmillion Kronen wert. Haben Sie irgendwelche Kunstwerke in dieser
Preisklasse?«
    »Ja,
die habe ich tatsächlich.«
    »Gratuliere.
Sieht man diesen Bildern auch an, wie viel sie wert sind?«
    »Eine
gute Frage.«
    »Nicht
wahr? Das Bild dort drüben besteht aus ein paar wenigen Strichen, der Kopf der
Frau ist ein bloßer Kreis, eine Null ohne Gesicht, und die Farbgebung ist
monoton und ohne Textur. Es ist überdies auf einem Computer erstellt worden
und könnte durch einen einfachen Tastendruck millionenfach ausgedruckt werden.«
    »Wow.«
    »Das
Einzige - und es gibt wirklich keinen anderen Grund das Einzige, was dieses
Bild so wertvoll macht, ist das Renommee des Künstlers. Sein Ruf. Das Vertrauen
des Marktes in die Genialität dieses Mannes. Dabei ist es schwierig, diese
Genialität konkret zu beschreiben, nichts ist sicher. So ist das auch mit
Führungspersönlichkeiten, Lander.«
    »Ich
verstehe. Renommee. Es geht um das Vertrauen, das ein Chef weckt.«
    Ich
notierte: KEIN IDIOT.
    »Genau«,
fuhr ich fort. »Davon hängt alles ab. Nicht nur der Lohnscheck, sondern auch
der Börsenwert eines Unternehmens. Darf ich fragen, was für ein Kunstwerk Sie
haben und wie viel es wert ist?«
    »Es
ist eine Lithographie von Edvard Munch. >Die Brosche<. Den genauen Preis
kenne ich nicht, aber ...«
    Ich
wedelte ungeduldig mit der Hand.
    »Bei
der letzten Auktion lag der Preis etwa bei 350000 Kronen«, sagte er.
    »Und
wie haben Sie diesen Wertgegenstand gegen Diebstahl versichert?«
    »Das
Haus hat eine gute Alarmanlage«, sagte er. »Tripolis. Die haben alle in der
Nachbarschaft.«
    »Tripolis
ist gut, aber teuer, ich benutze das System selbst«, sagte ich. »Etwa 8000 im Jahr. Und wie viel
lassen Sie sich die Sicherheit ihres persönlichen Renommees kosten?«
    »Wie
meinen Sie das?«
    »20000? 10000? Weniger?«
    Er
zuckte mit den Schultern.
    »Keinen
roten Heller«, sagte ich. »Ihr Lebenslauf und Ihre Karriere sind zehnmal mehr
wert als das Bild, von dem Sie sprechen. Pro Jahr. Trotzdem lassen Sie all das
von niemandem versichern, weil Sie es für unnötig halten. Sie glauben, die
Resultate der Gesellschaften, die Sie leiten, sprächen für sich. Nicht wahr?«
    Lander
antwortete nicht.
    »Nun«,
sagte ich, beugte mich vor und senkte die Stimme, als wollte ich ihm ein
Geheimnis anvertrauen. »So ist es nicht ganz. Ihre Resultate sind Opie-Bilder,
ein paar simple Striche, ergänzt durch ein paar Nullen ohne Gesicht. Bilder
sind nichts, das Renommee ist alles. Und das ist es, was wir anbieten.«
    »Renommee?«
    »Sie
sitzen hier vor mir als einer der sechs besten Kandidaten für eine
Führungsposition. Ich glaube nicht, dass Sie diese Position bekommen werden.
Weil Ihnen das Renommee für einen solchen Job fehlt.«
    Er
öffnete den Mund, als wollte er protestieren. Aber er tat es nicht. Ich ließ
mich mit meinem ganzen Gewicht zurückfallen, so dass die hohe Lehne meines
Stuhles aufschrie.
    »Mein
Gott, Sie haben sich um diese Stelle beworben! Wissen Sie, was Sie hätten tun
sollen? Sie hätten einen Strohmann bitten sollen, uns auf Sie aufmerksam zu
machen, und dann, wenn wir mit Ihnen Kontakt aufgenommen hätten, so tun, als
wüssten Sie von nichts. Ein Topmanager muss von Headhuntern akquiriert werden
und darf sich nicht selbst anbieten.«
    Ich
sah, dass meine Worte die beabsichtigte Wirkung nicht verfehlten. Er war
zutiefst erschüttert. Meine Äußerung passte nicht ins übliche Schema, hatte
nichts zu tun mit Cute, Disc oder einem der anderen unbrauchbaren
Fragenkataloge, die von mehr oder minder stumpfsinnigen Psychologen erarbeitet
worden waren, oder von Human-Ressource-Spezialisten, denen eben diese
Ressource fehlte. Ich senkte die Stimme wieder.
    »Ich
hoffe, Ihre Frau ist nicht allzu enttäuscht, wenn Sie ihr heute Nachmittag
erzählen, dass der Traumjob geplatzt ist. Dass Ihre Karriere in diesem Jahr auf
Stand-by geschaltet ist. Wie schon letztes Jahr ...«
    Er
zuckte zusammen. Volltreffer. Natürlich. Denn hier war Roger Brown in Aktion,
der hellste Stern, der zurzeit am Headhunterhimmel leuchtete. »Le... letztes
Jahr?«
    »Ja,
das ist doch richtig, oder? Sie haben sich bei Denja um den Chefsessel
beworben. Mayonnaise und Leberwurst, ist das Ihre Kragenweite?«
    »Ich
dachte, so etwas wäre vertraulich«, sagte Jeremias Lander leise.
    »Das
ist es auch. Mein Job bedarf aber einer gewissen Recherche. Und ich pflege
meine Aufgaben zu erfüllen. Mit allen Methoden, die mir zur Verfügung stehen.
Es
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