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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter
Autoren: Jo Nesbo
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ist dumm, sich um Stellen zu bemühen, die man nicht bekommt. Besonders in
Ihrer Position, Lander.«
    »In
meiner Position?«
    »Ihre
Unterlagen, Ihre Resultate, die Tests und der persönliche Eindruck, den ich
von Ihnen bekommen habe, sagen mir, dass Sie alles haben, was man für diese
Position braucht. Ihnen fehlt bloß das Renommee. Und will man sich ein Renommee
aufbauen, basiert das in erster Linie auf Exklusivität. Sich aufs Geratewohl
einen Job zu suchen, untergräbt diese Exklusivität. Sie sind eine
Führungskraft, die keine kleineren Herausforderungen sucht, sondern die eine,
ultimative Aufgabe. Sie suchen den Job Ihres Lebens. Und der muss Ihnen angeboten
werden, auf einem Silbertablett.«
    »Tatsächlich?«,
fragte er und versuchte sich noch einmal an einem kecken, leicht schiefen
Grinsen. Es wirkte nicht mehr.
    »Ich
hätte Sie gerne in unserem Stall. Sie bewerben sich nicht mehr. Sie sagen nicht
zu, wenn Sie von anderen Headhuntern angerufen und mit vermeintlich lukrativen
Angeboten gelockt werden. Sie halten sich an uns. Verhalten sich exklusiv.
Lassen Sie uns Ihr Renommee aufbauen. Und es bewachen. Lassen Sie uns das
sein, was Tripolis für Ihr Haus ist. Innerhalb von zwei Jahren kommen Sie mit
einem besseren Job als dem, über den wir heute reden, nach Hause zu Ihrer Frau.
Das verspreche ich Ihnen.«
    Jeremias
Lander strich sich mit Daumen und Zeigefinger über das sorgsam rasierte Kinn.
»Hm. Das nimmt jetzt eine ganz andere Richtung, als ich erwartet hatte.«
    Die
Niederlage hatte ihn ruhiger werden lassen. Ich beugte mich zu ihm vor.
Breitete die Arme aus. Hielt die Handflächen hoch. Suchte seinen Blick.
Forscher haben nachgewiesen, dass 78 Prozent des ersten Eindrucks in einer Bewerbungssituation
auf Körpersprache basieren und nicht auf dem, was man sagt. Der Rest geht
zurück auf Kleidung, Achselschweiß, Mundgeruch und das, was an den Wänden
hängt. Ich hatte eine phantastische Körpersprache. Und genau in diesem Moment
strahlte ich Offenheit und Vertrauen aus. Endlich ließ ich ihn herein in die
Wärme.
    »Hören
Sie, Lander. Morgen kommen der Vorstandsvorsitzende und der kaufmännische
Geschäftsführer eines unserer Kunden hierher, um einen anderen Kandidaten zu
treffen. Ich möchte, dass diese beiden auch Sie treffen. Passt es Ihnen um
zwölf Uhr?«
    »Ausgezeichnet.«
Er hatte geantwortet, ohne so zu tun, als müsste er erst einen Kalender
konsultieren. Das machte ihn mir sofort sympathischer.
    »Ich
möchte, dass Sie gut zuhören, was diese Männer zu sagen haben, und Ihnen dann
erklären, warum Sie sich nicht mehr für die Stelle interessieren. Sagen Sie
ihnen, dass das nicht die Herausforderung ist, die Sie suchen, und wünschen Sie
ihnen viel Glück.«
    Jeremias
Lander legte den Kopf zur Seite. »Wirkt das denn nicht unseriös, wenn ich auf
eine solche Art aussteige?«
    »Es
wird den Eindruck erwecken, dass Sie sehr ambitioniert sind«, sagte ich. »Man
wird Sie als jemanden einschätzen, der seinen Wert kennt. Als einen Menschen,
dessen Dienste exklusiv sind. Und das ist der Beginn Ihres ...« Ich wedelte
ermutigend mit der Hand.
    Er
lächelte. »Meines Renommees.«
    »Ihr
Renommee. Also, schlagen Sie ein?«
    »Innerhalb
von zwei Jahren, sagten Sie.«
    »Das
garantiere ich Ihnen.«
    »Und
wie wollen Sie das garantieren?«
    Ich
notierte. KOMMT SCHNELL WIEDER IN DIE OFFENSIVE.
    »Weil
ich Sie für eine der Stellen empfehlen werde, über die ich hier rede.«
    »Und
wenn schon? Sie treffen doch nicht die Entscheidung.«
    Ich
schloss die Augen halb. Ein Gesichtsausdruck, bei dem meine Frau Diana immer an
einen müden Löwen denken muss, einen satten Herrscher. Das Bild gefällt mir.
    »Meine
Empfehlung ist deckungsgleich mit der Entscheidung meiner Kunden, Lander.«
    »Wie
meinen Sie das?«
    »Genau
so, wie Sie sich nie wieder um eine Stellung bewerben werden, die Sie nicht
bekommen, habe ich niemals eine Empfehlung ausgesprochen, die meine Kunden
nicht befolgt hätten.«
    »Wirklich?
Niemals?«
    »Ich
könnte mich nicht erinnern. Wenn ich mir nicht hundertprozentig sicher bin,
dass ein Kunde meiner Empfehlung vertraut, empfehle ich niemanden oder
überlasse den Auftrag gleich einem meiner Konkurrenten. Auch wenn ich drei perfekte
Kandidaten habe und zu 90 Prozent
sicher bin.«
    »Warum?«
    Ich
lächelte. »Die Antwort beginnt mit einem R. Meine ganze Karriere baut darauf
auf.« Lander schüttelte den Kopf und lachte. »Man hat mir gesagt, dass Sie
knallhart sind, Brown. Jetzt verstehe
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