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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Autoren: Judith McNaught
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und die prächtigen Blüten untersuchten. Die beiden hatten die Köpfe so dicht zusammengesteckt, daß man nicht sehen konnte, wo Elizabeths goldblondes Haar aufhörte und Carolines begann.
    Gerade hatte Elizabeth etwas gesagt, das Caroline laut und fröhlich lachen ließ. Ian lächelte.
    Hinter ihm an einem schmiedeeisernen Tisch saßen sein Großvater und Duncan bei einer Schachpartie, die jedoch unvermittelt durch die Ankunft zweier Personen unterbrochen wurde. Die eine war ein finster dreinblickender Sechsjähriger, der eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Ian hatte, und bei der anderen Person handelte es sich um den Lehrer des Knaben, der eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem Mann hatte, der von einem Sechsjährigen zur Verzweiflung getrieben wurde, dessen Intellekt ebenfalls eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Ian aufwies.
    „Ich bitte um Verzeihung.“ Mr. Twindell verbeugte sich entschuldigend vor den Schachspielern. ,Aber Master Gregory und ich hatten eine heftige Debatte, die Sie, Herr Vikar, sicherlich am besten schlichten können, wenn Sie so gütig sein wollen.“
    Duncan löste den Blick vom Schachbrett und die Gedanken von dem Sieg, der in greifbarer Nähe lag, und lächelte dem gequälten Lehrer mitfühlend zu. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte er und blickte vom Lehrer auf den Schüler, dessen Aufmerksamkeit sich im Augenblick auf das Schachbrett richtete.
    „Es handelt sich um das Himmelreich, Herr Vikar“, erläuterte Mr. Twindell. „Genauer gesagt, um die Beschreibung besagten Ortes, die keinesfalls so viele Unmöglichkeiten und Ungenauigkeiten enthält, wovon ich Master Gregory bereits während des ganzen Morgens zu überzeugen versuche.“
    Jetzt beendete Master Gregory seine Inspektion des Schachbretts, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schaute seinen Urgroßvater und seinen Großonkel an, als wollte er ihnen eine geradezu groteske und deshalb vollkommen unglaubwürdige Geschichte weitererzählen.
    „Mr. Twindell denkt“, begann er und versuchte dabei nicht zu lachen, „daß im Himmelreich die Straßen aus Gold bestehen. Das ist natürlich völlig unmöglich.“
    „Und weshalb ist das unmöglich?“ fragte der Duke of Stanhope verblüfft.
    „Weil die Straßen im Sommer dann viel zu heiß für Pferdehufe wären.“ Gregory war offensichtlich erstaunt über die Begriffsstutzigkeit seines Urgroßvaters, und deshalb wandte er sich an seinen Großonkel. „Sir, finden Sie die Vorstellung, daß es im Himmelreich metallene Straßen geben soll, nicht auch ziemlich unwahrscheinlich?“
    Duncan, der sich an ähnliche Debatten mit dem sechsjährigen Ian erinnerte, hatte eine Eingebung. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Gregory“, sagte er ein wenig schadenfroh, „frage deinen Vater. Er steht da drüben bei der Balustrade.“
    Der kleine Junge nickte freundlich, legte dann dem alten Herzog die Hand ans Ohr und flüsterte ihm etwas zu. Danach drehte er sich um und ging, um Duncans Weisung zu folgen.
    „Weshalb haben Sie Gregorys Frage nicht beantwortet, Duncan?“ wollte der Herzog wissen. „Eine genaue Beschreibung des Himmelreichs fällt doch in Ihr Fach.“
    Lächelnd schüttelte der Vikar den Kopf. „Als Ian sechs Jahre alt war, hat er mich auch immer in theologische und rhetorische Debatten verwickelt. Ich war dabei stets der Verlierer. Es war schon sehr deprimierend.“
    Mit einem Blick auf den Jungen, der jetzt hinter seinem Vater stand und darauf wartete, daß er von diesem bemerkt wurde, fügte Duncan hinzu: „Auf den heutigen Tag habe ich fast dreißig Jahre lang gespannt gewartet. Ach, übrigens — was hat Gregory Ihnen eben ins Ohr geflüstert?“
    Der Herzog errötete ein bißchen. „Er ... äh ... er sagte, Sie würden meinen König in vier Zügen matt setzen, falls ich meinen Springer nicht zöge.“
    Als Ian die beiden Herren am Schachtisch laut auflachen hörte, schaute er über die Schulter und sah Gregory schräg hinter sich warten. Lächelnd schenkte Ian nun seine ganze Aufmerksamkeit dem Sohn, der in jener Winternacht empfangen worden war, da er, Ian, zu dem kleinen Haus in Schottland zurückgekehrt war.
    „Du siehst wie ein Mann aus, dem irgend etwas Kopfzerbrechen verursacht“, sagte er zu dem kleinen Jungen. Nach einem Blick auf das gequälte Gesicht des Lehrers fügte er mitfühlend hinzu: „Ich nehme an, du und Mr. Twindell hattet wieder eine Meinungsverschiedenheit. Worum handelte es sich diesmal?“
    Gregory lächelte
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