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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Autoren: Judith McNaught
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Mondlicht schimmernden, schneebedeckten Pfad hinaus, wie sie es immer getan hatte, seit der Vikar ihr vor drei Tagen die Botschaft ausgehändigt hatte, die Ian an den Verwalter geschickt hatte. Darin stand nur, daß er, Ian, herkommen und voraussichtlich zwei Monate bleiben würde; das Haus sollte entsprechend hergerichtet und mit Lebensmitteln ausgestattet werden. Er hatte also offensichtlich nicht den leisesten Verdacht, Elizabeth hier anzutreffen.
    An der Biegung des Pfads bewegte sich etwas Großes, Dunkles. Rasch zog Elizabeth die neuen, schweren Vorhänge zu, die sie genäht hatte. Ihr Herz hämmerte. Sie wußte nicht, ob ihre Angst oder ihre Hoffnung überwog.
    Unterdessen führte Ian seinen Hengst in den Stall, rieb ihn trocken und stellte sicher, daß genug Futter vorhanden war. Dann ging er ins Haus.
    Ein schwacher Lichtschein drang aus dem Fenster, und aus dem Schornstein stieg Rauch auf. Der Verwalter war also anscheinend anwesend und erwartete die Ankunft des Hausbesitzers. Ian klopfte sich den Schnee von den Stiefeln, griff nach dem Türknauf und drehte ihn herum.
    Mitten im Zimmer stand Elizabeth stocksteif da und beobachtete mit angehaltenem Atem den sich drehenden Türknauf. Die Tür öffnete sich, und zusammen mit einem eisigen Luftschwall kam Ian herein.
    „Henry, es wäre doch nicht nötig gewesen ...“ Er unterbrach sich und starrte das an, was er für eine Halluzination hielt. Elizabeth stand regunglos da und blickte ihm in die Augen. Und zu ihren Füßen lag ein Labrador-Welpe.
    Um Zeit zu gewinnen, drehte Ian sich um, schloß die Tür und verriegelte sie mit größter Sorgfalt und Umständlichkeit. Inzwischen zerbrach er sich den Kopf darüber, was er jetzt sagen sollte. In den letzten Monaten hatte er Dutzende Reden aller Arten für die Wiederbegegnung auswendig gelernt, doch jetzt fiel ihm kein einziges Wort ein.
    Ohne sich umzudrehen, zog er erst einmal seinen Mantel aus und hängte ihn an den Haken neben der Tür. Als er das Sprechen nicht mehr länger hinauszögern konnte, flüchtete er sich zu dem einzigen neutralen Thema, das sich anbot. Er blickte auf den kleinen Labrador hinunter.
    „Was ist das?“ Er hockte sich nieder und streichelte das Hündchen, weil ihm absolut nichts einfiel, was er seiner Ehefrau hätte sagen können.
    Elizabeth schluckte ihre Enttäuschung darüber hinunter, daß Ian zwar dem Hund über den schwarzglänzenden Kopf streichelte, sie aber ignorierte. „Ich ... habe sie ,Shadow‘? genannt“, antwortete sie. „Es ist eine Hündin.“
    Beim Klang ihrer so lieben Stimme hätte Ian Elizabeth am liebsten zu sich herunter in die Arme gezogen und geküßt. Statt dessen schaute er zu ihr hoch. „Hübscher Name“, sagte er nur.
    Elizabeth biß sich auf die Lippen, um ihr Lächeln zu verbergen. „Ja, und so einmalig.“
    Ian hatte das Lächeln trotzdem gesehen, und es riß ihn von seiner törichten Beschäftigung mit der jungen Hündin los. Er richtete sich auf und lehnte sich mit den Hüften an den hinter ihm stehenden Tisch.
    Elizabeth entging nicht, daß sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Sie beobachtete Ian, während er sie betrachtete. Seine Miene war undurchdringlich geworden. „Du... du siehst gut aus“, stellte sie fest. Unbeschreiblich schön ist er, berichtigte sie sich im stillen.
    „Mir geht es auch gut“, versicherte er. „Bemerkenswert gut sogar für einen Mann, der seit drei Monaten keine Sonne mehr gesehen hat und nachts nicht schlafen kann, ohne zuvor eine Flasche Brandy getrunken zu haben.“
    Das hörte sich alles so unbeschwert an, daß Elizabeth zuerst gar nicht recht erfaßte, was er da sagte.
    „Ich habe sehr fleißig gearbeitet“, fuhr er fort. „Nur bringe ich leider nichts zustande, und wenn doch, dann ist es meistens falsch. Alles in allem würde ich sagen, mir geht es ausgesprochen blendend für jemanden, der seit drei Monaten halbtot ist.“
    Ian sah eine Träne über Elizabeths Wangen rollen. „Wenn du einen Schritt vorwärts machst, Liebling, könntest du in meinen Armen weinen. Und unterdessen könnte ich dir sagen, wie leid mir alles tut, was ich gesagt habe.“
    Unfähig, auf Elizabeths Schritt zu warten, zog er sie fest in die Arme. „Und wenn ich dir das dann alles gesagt habe“, flüsterte er, nachdem sie ihn schluchzend umschlungen hatte, „dann kannst du mir helfen, einen Weg zu finden, wie ich mir selbst verzeihen kann.“
    Erschüttert von ihren Tränen, drückte er Elizabeth noch fester an sich und rieb
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