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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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wie er die anderen betrachtete, und lächelte innerlich. Falls er doch gespürt hatte, dass ihn jemand beobachtete, würde er denken, dass sie es gewesen seien.
    Gerrard musterte die Gesichter, die neugierig aus dem Fenster auf den Vorhof starrten. Er machte eine angedeutete Verbeugung und wandte sich ab; und wich dabei dem Blick der allein für sich stehenden Frau hinter dem anderen Fenster aus, das dichter am Hauseingang lag. Zu Barnaby gewandt erklärte er: »Hat den Anschein, als würden wir erwartet.«
    Barnaby konnte ebenfalls die neugierige Gruppe sehen, doch die Frau hinter dem Fenster in der Nähe war seinem Blick durch den Fensterrahmen verdeckt. Er deutete auf die Tür. »Sollen wir hineingehen?«
    Gerrard nickte. »Läute, bitte.«
    Barnaby ging zu dem Eisengriff neben der Tür und zog an der Klingelschnur.
    Gerrard wandte den Kopf und schaute die Frau noch einmal an. Sie verharrte völlig reglos, was ihm verriet, dass sie meinte, er könne sie nicht sehen. Von einem Fenster hinter ihr fiel jedoch Licht in den Salon, schräg gegenüber von der Stelle, wo sie stand; daher war sie im Grunde kaum mehr als eine Silhouette zu erkennen. Immerhin war sie klug genug, das auch zu wissen.
    Aber sie hatte vergessen oder keine Ahnung, welche Wirkung bemaltes Holz hatte. Gerrard würde darauf wetten, dass der Rahmen um das Fenster mindestens acht Zoll breit war. Er war weiß gestrichen. Dadurch wurde genug Licht reflektiert, sodass er ihr Gesicht erkennen konnte.
    Nur ihr Gesicht.
    Er hatte bereits drei junge Mädchengesichter gesehen, jedes so wenig inspirierend, wie er befürchtet hatte, alle in der Gruppe an dem anderen Fenster. Zweifellos war eine davon sein Modell. Der Himmel wusste, wie er daraus etwas Vernünftiges machen sollte.
    Diese Dame hingegen ... die konnte er malen. Er wusste es sofort, ein Blick genügte. Obwohl er ihre Züge nicht klar erkennen konnte, hatte Sie etwas Besonderes an sich; es lag eine Ruhe, eine Tiefe und Komplexität hinter dem blassen Oval ihres Gesichtes, das seine Aufmerksamkeit fesselte.
    Genau wie sein Traum vom Garten der Nacht sprach ihn der Anblick ihres Gesichtes an, berührte ihn und forderte den Künstler in ihm heraus.
    Die Eingangstür öffnete sich, und er kehrte ihr notgedrungen den Rücken zu. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, grüßte und wurde begrüßt. Cunningham war herausgekommen. Gerrard schüttelte ihm die Hand, befand sich in Gedanken jedoch ganz woanders.
    Eine Gouvernante oder Gesellschafterin vermutlich. Sie war im Empfangssalon, dessen Türen er nun sehen konnte, sodass er sie, wenn sie sich nicht überstürzt zurückzog, kennenlernen würde. Dann würde er nur noch einen Weg finden müssen, um dafür zu sorgen, dass sie zu den Dingen gehörte, die zu malen ihm neben dem Garten gestattet war.
    »Das hier ist Treadle«, stellte Cunningham den Butler vor, der sich verbeugte. »Und dies ist Mrs. Carpenter, die Haushälterin.«
    Eine ernst dreinblickende und fähig wirkende Frau machte einen Knicks. »Sie bekommen alles, was Sie wünschen, Sir. Sie müssen es nur sagen.« Mrs. Carpenter richtete sich auf. »Ich habe Ihnen noch keine Räume zugewiesen, da ich nicht wusste, was Ihnen bei der Zimmerwahl wichtig ist. Vielleicht könnten Sie, nachdem Sie sich umgesehen haben, mir oder Treadle ja mitteilen, welche Gästezimmer Ihnen am ehesten Zusagen. Dann sorgen wir dafür, dass alles in kürzester Zeit fertig ist.«
    Gerrard lächelte. »Danke, das ist sehr freundlich.« Der Charme seines Lächelns zeigte seine übliche Wirkung; Mrs. Carpernters Züge entspannten sich, und Treadle stand plötzlich lockerer da.
    »Dies ist Mr. Adair«, erklärte Gerrard und stellte Barnaby vor, der gewohnt jovial den beiden Dienstboten und Cunningham zunickte.
    Gerrard schaute Cunningham erwartungsvoll an.
    Der sich mit einem Mal unbehaglich zu fühlen schien. »Äh ... wenn Sie mit mir kommen wollen, stelle ich Sie den Damen samt ihren Gästen vor und informiere Lord Tregonning über Ihre Ankunft.«
    Gerrards Lächeln wurde intensiver. »Danke.«
    Cunningham drehte sich um und ging ihnen voran durch die Flügeltür, hinter der, wie Gerrard annahm, der Salon lag.
    Er hatte recht. Sie betraten ein Zimmer, das geräumig genug war, um drei verschiedenen Sitzgruppen für angenehme Unterhaltungen Platz zu bieten. Am einen Ende, nicht mehr am Fenster, sondern bei den Polstersesseln, die vor einem großen Kamin arrangiert waren, befanden sich die Gruppe junger Mädchen sowie der
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