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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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dem Weg dorthin musterte sie die anderen Anwesenden flüchtig. Außer Millicent, der Schwester ihres Vaters, die nach dem Tod ihrer Mutter zu ihnen gekommen war und bei ihnen wohnte, hatte keiner einen stichhaltigen Anlass, sich hier aufzuhalten.
    Nicht, insofern man unbezähmbare Neugier nicht als ausreichenden Grund durchgehen ließ.
    Jordan Fritham, Eleanors Bruder, stand bei Mrs. Myles und ihren Töchtern Rosa und Clara, die beide noch nicht verheiratet waren. Millicent beteiligte sich, Mitchel Cunningham an ihrer Seite, ebenfalls an der Unterhaltung über Porträtmalerei und den unvergleichlichen Treffer, den ihr Vater und Mr. Cunningham mit ihrem Vorhaben gelandet hatten: den berühmtesten Porträtmaler Englands nach Hellebore Hall zu holen, der sie nun mit seinem Talent beglücken würde.
    Langsam und vorsichtig trat Jacqueline ans Fenster. Ungeachtet, was ihr Vater, Mitchel Cunningham oder der Künstler meinten - eigentlich war sie es, die einen Gefallen gewährte. Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie für ihn sitzen würde, und würde das auch nicht tun, bevor sie sich ein Bild von dem Mann gemacht hatte, von seinem Können und vor allem auch von seiner Integrität.
    Sie wusste, warum ihr Vater so hartnäckig sein Ziel verfolgt hatte, dass dieser Mann ein Porträt von ihr malen solle, weshalb er meinte, dass nur er dazu imstande sei. Millicent hatte auf meisterhafte Art und Weise Jacquelines Vater die Idee eingepflanzt und sie dann gehegt und gepflegt, bis sie feste Wurzeln geschlagen hatte. Da sie nun aber selbst am persönlichsten betroffen war, wusste Jacqueline, dass dieser Mann ausschlaggebend war. Ohne ihn, sein Talent und seine Integrität bei seiner Arbeit würde ihr Plan nicht aufgehen.
    Es gab keine andere Möglichkeit.
    Sie blieb zwei Schritte vor dem Fenster stehen, schaute zu den Passagieren in der sportlich-eleganten Kutsche, die gerade vor dem Eingang zum Stehen gekommen war. Unter den gegebenen Umständen verspürte sie keinerlei Gewissensbisse, Gerrard Debbington heimlich zu beobachten.
    Zuerst musste sie herausfinden, welcher von den beiden Männern er überhaupt war. Derjenige, der nicht fuhr? Ein Herr mit blondem Haar sprang leichtfüßig von der Kutsche, blieb stehen und warf dem anderen lachend eine Bemerkung zu; er saß noch auf dem Kutschbock und hielt die Zügel locker in einer Hand.
    Die Grauen zwischen den Deichseln der Kutsche waren von erstklassiger Qualität und bestens aufeinander abgestimmt; Jacqueline sah das auf den ersten Blick. Der Mann mit den Zügeln war dunkelhaarig, hatte scharfe, aber gut geschnittene Züge; der mit den hellen Haaren war hübscher, der Dunkelhaarige attraktiver.
    In der Sekunde, in der sich der Gedanke in ihr formte, fiel ihr auf, wie merkwürdig es war, dass sie das wahrnahm. Männliche Schönheit beschäftigte sie nur selten. Dann schaute sie erneut hin und musste sich eingestehen, dass sich das Aussehen der beiden nur schwer ignorieren ließ.
    Der Mann auf dem Kutschbock machte eine Geste; ein Stallbursche erschien, und er stieg von der Kutsche, übergab die Zügel.
    Und da hatte sie ihre Antwort. Er war der Maler. Er war Gerrard Debbington.
    Ein Dutzend Kleinigkeiten bestätigten das, von der offensichtlichen Kraft in seinen Händen, als er die Zügel abgab, bis zu der strengen Vollkommenheit seiner Kleidung und der gezügelten Intensität, die ihn umgab wie eine unsichtbare Wolke, aber so wirklich war wie sein eleganter Rock.
    Diese Intensität hatte beinahe etwas Schockierendes. Sie hatte sich innerlich für die Begegnung mit einem modischen Gecken oder eitlen Gockel gewappnet, aber dieser Mann war ganz anders.
    Sie beobachtete, wie er seinem Freund leise antwortete; die Linie seiner schmalen Lippen verzog sich kaum merk-lich - nur die leiseste Andeutung eines Lächelns. Kontrollierte Stärke, gezügelte Ausstrahlung, rücksichtslose Zielstrebigkeit - das waren die ersten Eindrücke, die sie hatte, als er sich umdrehte.
    Und sie geradewegs anschaute.
    Ihr stockte der Atem. Aber sie rührte sich nicht; sie stand so weit von der Scheibe entfernt, dass er sie unmöglich sehen konnte. Dann hörte sie das Rascheln von Röcken, leichte Schritte und sah, als sie sich umblickte, Eleanor und beide Myles-Mädchen sowie deren Mütter am anderen Fenster stehen, das auf den Vorplatz hinausging. Jordan spähte über ihre Köpfe.
    Im Gegensatz zu ihr drängten sie sich dicht ans Fenster.
    Als sie wieder zu Gerrard Debbington hinüberschaute, sah sie,
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