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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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Gesellschaft mir das Wasser reichen könne.« Barnaby schnitt eine schreckliche Grimasse. »Das war dann doch ein bisschen zu stark aufgetragen, wie der Pater sagen würde - mir war ganz übel. Und es ist ja erst Juni -wissen sie denn nicht, dass die Jagdsaison vorbei ist?«
    Gerrard betrachtete seinen Freund nachdenklich. Barnaby war der dritte Sohn eines Earls und hatte einen ansehnlichen Besitz von einer Tante mütterlicherseits geerbt; wie Gerrard war er die Lieblingsjagdbeute für Mütter, die ihre Töchter unter die Haube bringen wollten. Gerrard konnte - und tat das auch - wenigstens das Malen vorschieben, um dem Gros der Einladungen zu entgehen, doch Barnabys Steckenpferd, sich mit Kriminalfällen zu befassen, war im Allgemeinen eine wesentlich weniger akzeptierte Zerstreuung.
    »Ich nehme an«, überlegte Barnaby laut, »ich könnte meine Schwester besuchen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es bei ihr nicht auch gefährlich wird.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wenn sie die Oglethorpes über den Sommer einlädt...« Er erschauerte.
    Gerrard lehnte sich zurück und griff nach seiner Kaffeetasse. »Wenn du wild entschlossen bist, vor der schrecklichen Melissa zu fliehen, solltest du mit mir nach Cornwall kommen.«
    »Cornwall?« Barnaby blinzelte erst verwirrt, dann wurden seine blauen Augen weit. »Was gibt es denn in Cornwall?«
    Gerrard erzählte es ihm.
    Barnaby hob interessiert den Kopf.
    »Aber vergiss nicht«, gab Gerrard zu bedenken, »da wird wenigstens eine unverheiratete junge Dame anwesend sein, und wo eine ist...«
    »Da sind gewöhnlich noch mehr.« Barnaby nickte. »Bis jetzt bin ich ja mit allem fertig geworden - nur Melissa, ihre Mutter und die Verbindung zu meiner Familie beunruhigen mich so sehr.«
    Die Beunruhigung war offenbar kurzlebig - oder appetitanregend. Jedenfalls widmete sich Barnaby ganz dem Verzehr des letzten Würstchens, dann schaute er Gerrard erwartungsvoll an. »Also, wann brechen wir auf?«
    Gerrard erwiderte seinen Blick. Patience hatte recht, auch wenn er das niemals zugeben würde. »Ich werde Tregonnings Mittelsmann heute gleich schreiben. Ich muss noch Material besorgen und mich darum kümmern, dass alles andere hier in Ordnung ist. Sagen wir Ende nächster Woche?«
    »Ausgezeichnet!« Barnaby hob seine Tasse zum Toast, leerte sie, dann griff er nach der Kanne. »Bis dahin kann ich mich bestimmt verstecken.«
    Zwölf Tage später lenkte Gerrard seine Kutsche zwischen zwei abgenutzten Steinpfosten hindurch, die Schilder zur Einfahrt von Hellebore Hall erklärten.
    »Es ist jedenfalls ein gutes Stück Weg von London.« Barnaby lehnte entspannt neben ihm in den Polstern, schaute sich aber trotzdem neugierig und interessiert um.
    Sie waren letzte Woche von London aufgebrochen in einem Phaeton, vor den Gerrard sein Paar Graue gespannt hatte. In Gasthöfen, die ihnen gefielen, waren sie zur Mittagszeit und am Abend eingekehrt.
    Die Auffahrt, eine Fortsetzung der Straße, in die sie von der Landstraße nach St. Just und St. Mawes eingebogen waren, säumten alte, knorrige Bäume mit dichtem Laub. Die Felder auf der anderen Straßenseite waren von mannshohen Hecken umgeben. Das Gefühl, sich in einem lebendigen Korridor zu befinden, eine abwechselnd braune und grüne Collage, wurde übermächtig. Zwischen den Spitzen der Hecken und den überhängenden Ästen konnten sie flüchtig das Meer sehen, das silbrig unter dem strahlend blauen Himmel schimmerte. Vor ihnen und zu ihrer Rechten war der Meeresarm in der Ferne von Landzungen begrenzt, ein Klecks aus Olivtönen, Lila und Rauchgrau im Licht der frühen Nachmittagssonne.
    Gerrard kniff geblendet die Augen zusammen. »Meinen Berechnungen nach müsste der Meeresarm dort Carrick Roads sein. Falmouth liegt gleich davor.«
    Barnaby blickte hinüber. »Die Stadt ist zu weit weg, als dass man sie erkennen könnte, aber es sind auf jeden Fall viele Segelboote dort.«
    Das Land war abschüssig; die Straße folgte, wand sich langsam nach Süden und dann nach Westen. Sie konnten das Meer nicht mehr sehen, als der Fahrweg nach St. Mawes von rechts die Auffahrt kreuzte. Dann brach plötzlich die Baumreihe am Wegesrand ab - sie wirkten wie riesige Wächter - und sie fuhren in den Sonnenschein.
    Beide Männer hielten den Atem an.
    Vor ihnen lag eine dieser unregelmäßig geformten Buchten, die sich oft dort finden, wo ursprünglich einmal ein Tal gewesen ist, das durch den Anstieg des Meeresspiegels überflutet worden war. Zu
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