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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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das Angebot Seiner Lordschaft doch einfach ab.«
    »Das ist es ja gerade.« Gerrard fuhr sich aufgebracht mit den Fingern durchs Haar. »Wenn ich ablehne, verliere ich nicht nur jegliche Chance, jemals selbst den berühmten Garten der Nacht zu malen, sondern sorge auch noch dafür, dass der einzige andere Künstler, dem das in den nächsten fünfzig Jahren oder so erlaubt wird, irgendein stümperhafter Porträtmaler sein wird, der vermutlich gar nicht erkennt, was er da vor sich hat.«
    »Und was ist das?«, erkundigte sich Vane, erhob sich und ging zu einem anderen Stuhl. »Was ist denn so Besonderes an den Gärten?«
    »Die Gartenanlage um Hellebore Hall wurde ursprünglich 1710 entworfen.« Gerrard hatte die Fakten recherchiert, nachdem Cunningham ihn zum ersten Mal angesprochen hatte. »Die Landschaft dort ist einzigartig - ein schmales geschütztes Tal, das sich nach Südwesten erstreckt und somit ein ganz eigenes Klima hat. Das Wetter ist so mild, dass dort die phantastischsten Blumen und Bäume gedeihen, die sonst nirgendwo in England zu finden sind.
    Das Haus liegt am Kopf des Tales, das bis zur See reicht. Die Entwürfe wurden von vielen betrachtet und erregten zu ihrer Zeit großes Aufsehen. In den folgenden dreißig Jahren etwa wurden die Gärten dann angelegt, doch die Familie lebte inzwischen sehr zurückgezogen. Nur wenige Leute haben die Gärten daher nach ihrer Fertigstellung zu Gesicht bekommen.« Er sah Patience an. »Die paar, die sie anschauen durften, waren begeistert.
    Landschaftsmaler wünschen sich seit Jahrzehnten, die Gärten malen zu dürfen, aber niemand hat bislang die Erlaubnis erhalten.« Es zuckte um seine Lippen, und er schaute zu Vane. »Das Tal und die Gärten liegen auf Privatgrund, und die Küste ist an der Stelle sehr felsig und gefährlich, sodass sich nie die Alternative angeboten hat, sie heimlich zu betreten und zu skizzieren.«
    »Jeder Landschaftsmaler in England ...«
    »Und auf dem Kontinent und sogar in Amerika.«
    »... würde begeistert zugreifen, wenn sich ihm die Gelegenheit eröffnete, die Gärten zu malen.« Vane hielt den Kopf schief. »Meinst du wirklich, dass du dir die Chance entgehen lassen willst?«
    Gerrard atmete scharf aus. »Nein. Das ist genau mein Problem. Besonders wenn ich an den Garten der Nacht denke.«
    »Was ist mit dem?«, fragte Patience.
    »Die Gärten bestehen aus verschiedenen Bereichen, von denen jeder nach einer Gottheit oder einem mythischen Wesen der Antike benannt ist. Da gibt es den Garten des Herkules, der separat auf einem Felsrücken liegt und viele besonders hohe Bäume aufweist; dann einen Garten der Artemis mit in Tierform gestutzten Büschen und so weiter.
    Einer ist der Garten der Venus. Dort wachsen Pflanzen mit aphrodisischer Wirkung, stark duftende Blumen, von denen einige nachts blühen. Dort befinden sich auch eine Grotte und ein Teich. Er wird von dem Bach gespeist, der durch das Tal fließt, und liegt direkt unterhalb des Hauses. Durch eine Laune der Natur ist dieser Teil verwildert. Ein Glückspilz, der ihn etwa zehn Jahre, nachdem er angelegt wurde, sehen durfte, hat ihn als düster-romantisches Paradies bezeichnet - eine dunkle Landschaft, die alle anderen in den Schatten stellt. Dieser Teil wurde als Garten der Nacht bekannt.«
    Gerrard machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Für einen Landschaftsmaler ist, den Garten der Nacht zu malen, wie den heiligen Gral zu finden. Er ist da, aber seit Generationen außer Reichweite.«
    Vane verzog das Gesicht. »Eine schwierige Entscheidung.«
    Gerrard nickte. »Sehr - es ist wie die Wahl zwischen Skylla und Charybdis. Wie ich mich auch entscheide, ich verliere immer.«
    Patience blickte vom einen zum anderen. »Genau genommen ist die Entscheidung doch ganz einfach.« Sie schaute Gerrard in die Augen. »Du musst dich nur zwischen dem Risiko, ob dein Talent der Aufgabe gewachsen ist, ein vernünftiges Porträt dieser jungen Dame zu malen, und der Chance, deinen heiligen Gral zu sehen zu bekommen, entscheiden.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Oder, um es anders auszudrücken - wie sehr wünschst du dir, den Garten der Nacht zu malen? Genug, um dich der Herausforderung zu stellen, ein anständiges Porträt von Miss Tregonning zu schaffen?«
    Gerrard erwiderte ihren direkten Blick, sah ihr in die grauen Augen. Nach einem Moment schaute er wieder zu Vane. »Schwester!«
    Vane lachte nur.
    Auch nachdem Patience ihm die nackten Tatsachen, zwischen denen er seine Wahl zu treffen
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