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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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hatte, unverblümt aufgezeigt hatte, hätte er am Ende abgelehnt, wenn nicht der Traum gewesen wäre. Den Abend verbrachte er mit Patience und Vane, plauderte mit ihnen über dies und das; als er Patience in der Eingangshalle ihres Hauses eine gute Nacht wünschte, küsste sie ihn auf die Wange und flüsterte ihm zu: »Tu, was du tun willst. Scheue das Risiko nicht.«
    Er lächelte, tätschelte ihr die Schulter und machte sich auf den Heimweg. Dabei überlegte er weiter, erwog alle Möglichkeiten, begann sich Gedanken zu machen, wie er am besten von einem eitlen, flatterhaften Dummchen ein Porträt anfertigen könnte, ohne offen beleidigend zu werden.
    Er erreichte seine Räume in der Duke Street, stieg die Treppe empor zu seinem Schlafzimmer. Sein Kammerdiener Compton eilte an seine Seite, um ihm beim Ablegen seines Rockes behilflich zu sein, und brachte das gute Stück dann zum Ausbürsten weg. Gerrard musste grinsen, zog sich aus und fiel ins Bett.
    Und träumte vom Garten der Nacht.
    Er hatte ihn nie gesehen, aber er schien ihm so echt, so farbenfroh, betörend und faszinierend dunkel. So voller dramatischer Energie, die ihn als Künstler am meisten lockte. Dort gab es Gefahr und Aufregung, einen Hauch von Bedrohung und etwas noch tiefer Greifendes, etwas noch Unheimlicheres, das in den Schatten lauerte.
    Es rief nach ihm. Wisperte verführerisch.
    Am Morgen wachte er auf, und die verlockenden Bilder seines Traumes waren noch frisch in seinem Gedächtnis.
    Er glaubte nicht an Omen.
    Er stand auf, schlüpfte in Hose und Hemd, warf sich seinen Samtmorgenmantel über und begab sich nach unten. Wichtige Entscheidungen mit leerem Magen zu treffen zeugte nie von Klugheit.
    Gerade als er begonnen hatte, sich an Schinken und Eiern zu bedienen, ertönte ein Klopfen an der Eingangstür. Er erkannte den Besucher am Rhythmus und schenkte sich rasch noch Kaffee ein - bevor der Ehrenwerte Barnaby Adair ihm alles wegtrinken konnte.
    Die Zimmertür flog auf. »Gütiger Himmel!« Barnaby, ein hoch gewachsener, elegant gekleideter Gentleman mit goldblondem Haar und einem gespielt gehetzten Gesichtsausdruck trat ein. »Mögen die Heiligen mich vor allen vernarrten Müttern bewahren!« Sein Blick fiel auf die Kaffeekanne. »Ist noch etwas da?«
    Lächelnd bedeutete Gerrard ihm, sich zu bedienen, während Compton sich beeilte, noch ein Gedeck aufzulegen. »Bitte.«
    »Danke - du bist mein Retter.« Barnaby ließ sich auf den Stuhl neben Gerrard sinken.
    Gerrard betrachtete ihn mit Zuneigung und Belustigung. »Dir auch einen guten Morgen. Was verstört dich denn so? War Lady Harringtons Ball zu aufregend für dich?«
    »Nicht Harrington.« Barnaby schloss die Augen, genoss den Kaffee. »Sie ist in Ordnung.« Er öffnete die Augen und beäugte die Schüsseln und Teller auf dem Tisch. »Es waren Lady Oglethorpe und ihre Tochter Melissa.«
    »So!« Gerrard fiel die Verbindung wieder ein. »Die alte Freundin deiner lieben Frau Mama, die gehofft hatte, du wärest so entgegenkommend und würdest ihrer reizenden Tochter die Stadt zeigen?«
    »Eben die.« Barnaby nahm einen Bissen von seinem Toast. »Kennst du die Geschichte vom hässlichen Entlein? Nun, bei Melissa ist es umgekehrt.«
    Gerrard lachte.
    Barnaby und er waren etwa gleich alt, besaßen ein ähnliches Temperament und hatten einen vergleichbaren Hintergrund. Sie besaßen fast die gleichen Vorlieben und Abneigungen, beide gaben sich in ihrer Freizeit exzentrischen Beschäftigungen hin. Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, wie es dazu gekommen war, dass sie die Stadt gemeinsam unsicher machten, aber in den vergangenen fünf Jahren hatten sie eine Reihe von Abenteuern miteinander durchgestanden und fühlten sich in der Gesellschaft des anderen inzwischen sehr wohl. Sie suchten einander ohne Vorbehalte auf, wenn sie irgendwie Hilfe brauchten.
    »Da wird mir nichts anderes übrig bleiben«, erklärte Barnaby, »als aus London zu flüchten.«
    Gerrard grinste. »So schlimm kann es doch gar nicht sein.«
    »Doch. Ich sage dir, Lady Oglethorpe ist nicht auf der Suche nach einem Begleiter für ihre Tochter. Sie hat ein Funkeln in den Augen, dem ich misstraue. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hat die schreckliche Melissa auch noch die Hände vor dem Busen zusammengeschlagen - nicht, dass der Busen so übel wäre, aber der Rest ist eben hoffnungslos. Und sie beteuert, dass meine werte Person ihrem Ideal sehr nahe käme und dass kein anderer Gentleman der guten
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