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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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andere nur noch ein Trümmerstück, in dem die meisten Weidenzweige fehlten oder zerbrochen waren.
    »Jetzt brauche ich«, sagte Shea, »die Federn eines Vogels. Vor-zugsweise die eines schnellen Fliegers. Eigentlich müßten hier welche sein.«
    »Auf Dach, ich denken«, meinte Snögg. »Ihr warten, ich holen.« Er schlüpfte nach draußen, und sie hörten ihn auf die Hütte klettern. Bald war er mit einer Handvoll Federn zurück.
    Shea hatte sich inzwischen einen geeigneten Zauberspruch überlegt, der sowohl das Gesetz der Übertragung als auch das der Ähnlichkeit verwandte. Jetzt legte er die Besen auf den Boden und strich mit den Federn über sie hinweg. Dabei sang er:
     
    »Vogel des Südens, schneller Vogel des Südens,
    Leih uns deiner Schwingen Kraft.
    Laß die Besen fliegen, Vogel des Südens,
    Wie sonst nur ein Vogel es schafft!«
     
    Er warf eine der Federn in die Luft und blies ihr hinterher, so daß sie schwebte, ohne zu Boden zu fallen.
    »Verdfölnir, mächtiger Falke, dich rufe ich an!« sang er. Er fing die Feder auf, bückte sich und zog an den Schnüren, die den Besen zusammenhielten. Dann steckte er die Federn in den Besen und band ihn wieder zusammen. Kniend strich er über den Besen und deklamierte dabei:
     
    »Hoch, hoch hinauf!
    Trag' uns mit Macht
    In die Berge
    Noch vor dem Ende der Nacht!«
     
    »So«, sagte er, »ich glaube, jetzt können wir Steinbjörgen rechtzeitig erreichen.«
    Snögg zeigte auf die Besen, die in dem fahlen Licht sich von selbst zu bewegen schienen. »Ihr fliegen durch Luft?« fragte er.
    »Leicht wie eine Feder. Wenn du mitkommen willst? Ich schätze, jener neue Besen wird zwei von uns tragen.«
    »Oh, nein!« sagte Snögg und wich zurück. »Nein danke, bei Ymir! Ich bleiben auf Erde. Ich gehen zu Elvagevu auf Füße.
    Nicht kaputtmachen mich Schönen. Ihr nicht sorgen. Ich kennen Weg.«
    Snögg winkte ihnen zum Abschied zu und glitt zur Tür hinaus.
    Heimdall und Shea folgten ihm, letzterer mit den Besen. Der Himmel hellte sich im beginnenden Morgengrauen auf. »So, und nun wollen wir sehen, wie unsere Besenstiele funktionieren«, sagte Shea.
    »Wie benutzt man sie?« fragte Heimdall.
    Shea hatte nicht die leiseste Ahnung. Aber er antwortete kühn: »Schau mir nur zu und mach es mir nach.« Er hockte sich rittlings auf den Besen, steckte Hundingsbana in den Gürtel und sagte:
     
    »Eiche, Esche, Besenstiel,
    eh' die Nacht erreicht ihr Ziel,
    Führt der Flug uns nach Steinbjörgen,
    Zum Sieg im großen Weltenspiel.«
     
    Der Besen unter ihm machte einen Satz, der ihn fast abgeworfen hätte. Shea umklammerte den Stiel, bis seine Knöchel weiß waren. Immer höher ging es hinauf, bis die feuchte Trübheit der Wolken alles andere auslöschte. Der Besen stieg in einem ständig steiler werdenden Winkel, bis Shea voll Schrecken bemerkte, daß er nach hinten überschlug. Er klammerte Beine und Arme um den Stiel, während der Besen eine Sekunde lang in der obersten Bogenspitze eines Loopings schwebte und Shea unter ihm baumelte. Der Besen tauchte nach unten, fiel zur Seite ab und flog im Zickzack, so daß sein Passagier wie ein Glockenklöppel hin und her schwang.
    Unter den Wolken tauchte plötzlich die dunkle Erde auf und raste auf ihn zu. Genau in dem Augenblick, als ihm der Aufprall unvermeidlich erschien, schaffte er es, sich auf dem Stiel nach oben zu schwingen. Der Besen schoß mit furchterregender Geschwindigkeit vorwärts, dann flog er wieder nach oben. Shea rutschte vorsichtig nach vorn, um sein Gewicht zu verlagern.
    Der Besen wurde langsamer, schaukelte sich in einen Winkel von fünfundvierzig Grad und begann zu trudeln. Der schwarze Felsen von Muspellheim wirbelte unter ihm. Shea lehnte sich zu-rück und zog an dem Stiel. Der Besen hörte auf zu trudeln und drehte sich wirbelnd zur entgegengesetzten Seite. Shea stoppte auch diese Bewegung und war diesmal darauf bedacht, nicht zuviel Druck auszuüben. Inzwischen war er so benommen, daß er nicht mehr wußte, ob er sich noch drehte oder nicht.
    Einige Sekunden lang jagte der Besen schlingernd wie ein Tümmler mit Juckreiz daher. Sheas Magen, der auf solche Bewegungen stets empfindlich reagierte, rebellierte, und er verstreute die Reste seiner letzten Mahlzeit über Muspellheim. Danach machte er sich entschlossen daran, sein Reittier unter Kontrolle zu bekommen. Er entdeckte, daß es die Eigenschaften eines Flug-zeugs besaß, das sowohl längs als auch seitlich labil war. In dem Augenblick, in dem es sich
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