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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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waren.
    Shea fuhr zusammen, als jemand — der Stimme nach ein Mann — aufschrie, ein langer Schrei, der mit einem gekeuchten »Nein...nein...nein!« endete. Shea konnte nur einen kurzen Blick auf das Geschehen werfen, aber es reichte, ihm den Magen umzudrehen.
    Der Gang endete auf einem Felssaum, unter dem ein See aus geschmolzener Lava brodelte. Neben dem Vorsprung saß ein Riese mit einem der Flammenschwerter. Als er aufblickte, wirkten seine Augen wie tiefe Höhlen unter den vorstehenden Brauen.
    Snögg sagte: »Gefangene gehen zu Lord Surt. Befehl.«
    Der Riese musterte sie. »Sag mal«, sagte er, »bist du nicht der Troll Snögg? Was ist mit deiner Nase passiert?«
    »Ich beten alte Frau von Eisenwald. Sie machen schrumpfen.«
    Snögg grinste.
    »In Ordnung, wird wohl alles klar sein.« Als sie an ihm vorbei-gingen, stellte der Riese Shea ein Bein; prompt stolperte er darüber und stand heiße Ängste vor einem Sturz in die Lava aus. Der Riese donnerte: »Harr, harr, harr!«
    »Du sein vorsichtig«, fuhr Snögg ihn an. »Du stoßen Gefangener rein, Surt stoßen dich rein, bei Ymir.«
    »Harr, harr, harr! Ab mit dir, Schuppenkopf, bevor ich dich reinstoße!«
    Shea kam auf die Füße und warf dem Riesen einen Blick zu, der Blei auf zwanzig Schritt Entfernung zum Schmelzen gebracht hätte. Wenn er sich dieses Gesicht merken könnte, und dann eines Tages — aber nein, jetzt ging es mit ihm durch. Vorsicht, Shea, laß es dir nicht zu Kopf steigen!
    Von der Felskante aus wandten sie sich in einen anderen Tunnel. Dieser führte nach oben und wurde wieder eben an einer Stelle, wo Nebenstollen in verschiedene Richtungen abzweigten.
    Snögg suchte sich unbeirrt seinen Weg durch das Labyrinth. Ein lautes Krachen schwoll immer mehr an, und sie kamen an dem Eingang einer Art Waffenfabrik vorbei. Die Abmessungen des Raumes waren in dem flackernden roten Licht nicht zu sehen.
    Nackte schwarze Gestalten huschten wie Lakritzpuppen hin und her. Heimdall flüsterte: »Das müssen die dunklen Zwerge von Svartalfheim sein, wo weder Mensch noch Äse je gewesen ist.«
    Sie gingen weiter, aufwärts, abwärts, rechts, links. Im Tunnel vor ihnen tauchte ein heller Strahl auf, als näherte sich eine Loko-motive hinter der Biegung. Das Trampeln von Riesenfüßen war zu hören. Hinter der Krümmung kam ein Trupp der Ungeheuer, jeder mit einem Flammenschwert; wie Schlafwandler marschierten sie mit starrem Blick geradeaus. Die drei drückten sich fest an die Wand, als der Trupp vorbeizog. Der Gestank der Riesen brei-tete sich in dem Gang aus. Der Riese am Schluß der Gruppe blieb stehen und wandte sich um.
    »Gefangene zu Lord Surt«, sagte Snögg. Der Riese nickte, räusperte sich und spuckte. Shea bekam es in den Nacken. Er würgte leise und wischte es mit dem Kragen seines Umhangs weg, während der Riese grinsend hinter den anderen herlief.
    Jetzt befanden sie sich im oberen Teil der Festungsruine, in einem Wald aus Säulen. Snögg verhielt seinen forschen Schritt, legte einen Finger auf die Lippen und schlich leise von Säule zu Säule. Irgendwo in der Nähe waren die Schritte eines Riesen zu hören. Alle drei drückten sich in das Schattendreieck hinter einer Säule. Die Schritte wurden lauter und brachen genau auf der anderen Seite der Säule ab. Die drei hielten den Atem an. Sie hörten den Riesen husten, dann ausspeien, und dann das leise platschl auf dem Boden. Die Schritte entfernten sich.
    »Mir geben Kette«, flüsterte Snögg. Er rollte sie zu einer Kugel zusammen und führte sie auf Zehenspitzen in das nächste Labyrinth. »Das sein Weg«, flüsterte er nach einigen Minuten. »Wir warten, bis Gang frei. Dann ich machen Riesen jagen. Dann ihr gehen, schnell rennen. Dann ... Schi Auf Boden legen, schnell!«
    Sie ließen sich neben der Wand flach zu Boden fallen. Shea spürte, wie die Erde neben ihm unter dem Marschtritt unsichtbar bleibender Riesen vibrierte. Sie kamen näher, immer näher auf sie zu, waren neben ihnen, und das Geräusch ihrer Füße wurde für Shea fast von seinem eigenen Herzschlag übertönt. Einer der Riesen sagte gerade dröhnend: »Und ich sage zu ihm, >Wassis los, bistu zu feige?<, und er sagt...« Die übrigen Worte waren nicht mehr zu verstehen.
    Die drei standen auf und schlichen auf Zehenspitzen weiter.
    Snögg forderte sie mit einer Handbewegung auf stehenzubleiben und spähte um eine Ecke. Shea erkannte den Gang, durch den sie die Höhle betreten hatten — wie lange war das schon her? Snögg
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