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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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vorüber, und Stegg traf ein, um den Dienst zu übernehmen. Snögg eilte hinaus. Shea schaffte es, die Pampe, die zynisch als Frühstück bezeichnet wurde, runterzuwürgen. Dann versuchte er zu schlafen. Der erste Schrei von »Yngvi ist eine Laus!« brachte ihn wieder auf die Beine. Seine Flohbisse schienen schlimmer als gewöhnlich zu schmerzen. Er hatte sich gerade einigermaßen gefaßt, als es schon wieder Zeit für die Abendmahlzeit und für Snögg war.
    Der Troll lauschte, sich vor Ungeduld windend, bis Steggs Schritte verklungen waren. Dann huschte er wie eine übergroße Ratte hinaus und kehrte zurück, die Arme voll mit den Dingen, die Shea bestellt hatte. Er legte sie in die Mitte des Gangs und öffnete die Tür von Sheas und Heimdalls Zelle mit wenigen Worten.
    »Lösch bis auf eine alle Fackeln aus«, sagte Shea. Während Snögg damit beschäftigt war, ging der Amateurmagier an die Arbeit. Indem er das Bienenwachs über den Tiegel hielt, machte er es weich genug, um es in eine konische Form zu bringen; auf der einen Seite drückte er zwei Vertiefungen an und erhielt so eine grobe Nachahmung von Snöggs Rüssel.
    »Und jetzt«, flüsterte er dem glotzäugigen Troll zu, »holst du den Wassereimer. Wenn ich es dir sage, schüttest du ihn über den Tiegel.«
    Shea kniete vor dem Feuer und blies hinein. Die Kohlen glühten hell auf. Er nahm eine Handvoll der Treibholzstückchen und schüttete sie auf die Holzkohle. Kleine vielfarbige Flammen um-tanzten sie, als sie Feuer fingen. Shea, auf seinem Hinterteil sitzend und hin und her schwankend, begann seinen Zauberspruch:
     
    »Witolf und Willharm,
    Gebt mir eure Stärke!
    Andvari, Ymir,
    Helft bei meinem Werke!
    Die Hexe vom Eisenwald
    Soll Hilfe mir geben;
    Beim Geiste Svartheads:
    Der Zauber soll leben!«
     
    Das Bienenwachs auf dem Brett über dem Tiegel wurde immer weicher, langsam verlor es seine Form. Durchscheinende Tropfen rannen über den Rand des Brettes, leuchteten rot über der Glut auf und fielen zischend in den Tiegel.
    Shea sang:
     
    »Magier und Zauberer
    Tun sich zusammen,
    Lassen Snöggs Nase schmelzen
    Wie das Wachs in den Flammen!«
     
    Das Bienenwachs war jetzt nur noch ein runder Klumpen. Ständig tropfte es in den Tiegel, kleine Flammen züngelten gelblich und wurden in den Augen der atemlos zuschauenden Gefangenen reflektiert. Shea steckte ein paar Handvoll Gras in den Tiegel. Dicke Rauchwolken füllten das Verlies. Er bewegte die Arme durch den Qualm, krümmte die Finger und rief: »Hexe vom Eisenwald, ich rufe dich an im Namen deines Untertanen!«
    Der Wachsklumpen war jetzt ganz winzig. Mit schmerzenden Augen beugte sich Shea in das raucherfüllte Halbdunkel vor und modellierte das übriggebliebene Wachs zu einer nasenähnlichen Form. »Jetzt, schütten!« schrie er.
    Swos zischte das Wasser in dem Tiegel auf; eine Wolke aus Wasserdampf machte alles unsichtbar.
    Shea richtete sich auf. Schweiß zog kleine Furchen in den Dreck auf seiner Haut, es fühlte sich an wie krabbelnde Insekten.
    »In Ordnung«, sagte er. »Du kannst jetzt das Licht wieder entzünden.« Die nächsten Sekunden würden zeigen, ob ihr Täuschungsmanöver funktionierte. Wenn die anderen Gefangenen sie nicht im Stich ließen ...
    Snögg ging den Gang entlang und entzündete die ausgelöschten Fackeln mit der noch brennenden. Als es heller wurde und der Troll sich umdrehte, um eine Fackel auf der gegenüberliegenden Wand in die Halterung zu stecken, stimmte Shea unwillkürlich in den erstaunten Schrei ein, der aus allen Zellen er-scholl.
    Snöggs Nase war nicht größer als die eines normalen Menschen.
    Harold Shea war tatsächlich ein Beschwörer.
    »Kopf fühlen komisch«, bemerkte Snögg in sachlichem Tonfall. »So ganz leicht jetzt.«

9
     
    Der Troll steckte die letzte Fackel an ihren Platz und wandte sich zu Shea, während er die Nase mit schuppiger Hand streichelte.
    »Sehr guter Zauber, Harald Beschwörer!« sagte er kichernd und tanzte ein paar Schritte. »Hee! Elvagevu, du mich jetzt mögen!«
    Shea stand wie angewurzelt und versuchte die Ereignisse zu verdauen, die an ihm vorbeigejagt waren. Der einzige Laut, den er hervorbringen konnte, war »Gack!«.
    Er spürte Heimdalls Hand auf seiner Schulter. »Gut und wirk-sam war dieser Zauber«, sagte der Schlaflose. »Viel wird er uns einbringen. Aber ich sollte dich warnen, Beschwörer, daß es vom Übel ist, die Götter zu belügen. Warum hast du mir am Kreuzweg der Welten gesagt, daß du in der Zauberei
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