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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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banalen sterblichen Magie«, erwiderte Heimdall. »Der üble Genösse könnte dir alle Arten von Zaubern und Kinkerlitzchen erzählen. Aber ich würde sagen, daß in solch einem Fall die Namen der Ahnen der Zauberei nicht ohne Bedeutung wären.«
    »Und wer ist das?«
    »Da ist die Vorfahrin aller Hexen, sie heißt Witolf; der Vorfahr aller Beschwörer, welcher Willharm hieß. Svarthead war der erste der Zauberspruchsinger, und Ymir vom Stamm der Riesen.
    Auf gut Glück, und um Snögg zu täuschen, könntest du zwei hinzufügen, die noch leben — Andvari, König der Zwerge, und die Herrscherin aller Trolls, die Alte Frau vom Bisenwald. Sie ist ein furchterregendes Geschöpf, aber für einen ihrer Untertanen wohl nicht ohne Reiz.«
    Als Snögg wieder auftauchte, hatte Shea sich die Vorbereitungen für seinen vorgetäuschten Zauberspruch zurechtgelegt. »Ich werde ein Stück Bienenwachs brauchen«, sagte er, »und einen Holzkohlentiegel, bereits entzündet und brennend; ein Stück Treibholz, in Stücke geschnitten, die nicht dicker als dein Daumen sind; ein Pfund grünes Gras und einen Ständer, auf dem du ein Brett über dem Tiegel befestigen kannst.«
    Snögg sagte: »Zeit kommt sehr nahe. Riesen sammeln sich — Wann willst du Sachen?«
    Shea hörte im Hintergrund Heimdall bestürztes Keuchen beim ersten Satz. Aber er sagte: »So bald du sie bekommen kannst.«
    »Vielleicht morgen Abend. Wir rennen?«
    »Nein — ja«, sagte Heimdall. Sein hageres, scharfgeschnittenes Gesicht sah in dem trüben Licht angespannt aus. Shea konnte sich die Ungeduld, die an ihm nagte, vorstellen, vor allem, da Heimdall eine übertriebene Einstellung zu persönlicher Pflichterfüllung und Verantwortung hatte. Und vielleicht aus gutem Grund, wie Shea anerkannte. Das Schicksal der Welt, von Göttern und Menschen, wie Heimdall sagte, hing an dem einen Trompetenstoß. Auch Sheas Schicksal hing an ihm — eine Vorstellung, die er nie ohne Gefühl von Entsetzen und Unwirklichkeit empfand, ganz gleich, wie oft er alles schon wiederholt über-dacht hatte.
    Doch nicht einmal das Entsetzen konnte ihn aus dem Fatalismus entreißen, in den er verfallen war. Die Welt, von der er gekommen war, so uninteressant sie auch sein mochte, konnte wenigstens begriffen und als Ganzes verstanden werden. Hier fühlte er sich als ein Körnchenauf einem tobenden Ozean fremdartiger, schrecklicher Ereignisse. Sein früherer Fehler auf der Fahrt nach Jötunheim hatten in ihm ein Gefühl der Hilflosigkeit hinter-lassen, das auch sein Erfolg bei der Aufdeckung der Illusionen und der Suche nach Thors Hammer nicht völlig zum Verschwinden gebracht hatte. Damals hatte Loki — und später auch Heimdall — seine Furchtlosigkeit gepriesen. Ha, sagte er zu sich, wenn sie nur wüßten! Eigentlich war es nicht Mut, der ihn an-trieb, sondern das Gefühl, in ein fremdartiges, verzweifeltes Spiel verwickelt zu sein, in dem es einzig und allein darauf an-kam, so geschickt wie möglich zu spielen. Er vermutete, Soldaten in der Schlacht empfanden etwas von diesem Gefühl. Sonst würden sie alle davonrennen, und dann gäbe es keine Schlacht.. .
    Seine Gedanken wanderten wieder zu der Episode in der Halle von Utgard. War es Lokis Zauber oder die Träne in seinem Auge, die seinen Erfolg dort bewirkt hatte? Oder nur die geübte Beobachtungskraft eines modernen Verstandes? Etwas vom letzteren auf jeden Fall, ganz bestimmt; die anderen waren zu erregt gewesen, um so abweichende Einzelheiten wie die Tatsache, daß Hugi keinen Schatten warf, zu bemerken. Gleichzeitig stutzte sein moderner Verstand bei der Vorstellung, daß der Zauber gewirkt hatte. Aber da war etwas, ein Rest von Unerklärlichem, das nicht auf das rein Materielle zurückzuführen war.
    Das bedeutete, daß er, mit dem richtigen Zauberspruch, ebenso gut zaubern konnte wie jeder andere Mensch. Heimdall, Snögg und Surt hatten alle besondere Kräfte — sie waren so etwas wie eingebaut —, aber ihre Methoden würden ihm, Shea, überhaupt nichts nützen. Er war weder Gott, noch Troll — Gott sei Dank! — noch Riese.
    Nun, wenn er schon kein echter Beschwörer sein konnte, konnte er zumindest eine gute Vorstellung geben. Er dachte an die kleinen Posen und gekünstelten Verhaltensweisen, die er während seines früheren Lebens benutzt hatte. Jetzt hing das Leben selbst davon ab, wie gut er eine Pose einnehmen konnte.
    Wie würde ein Magier handeln? Sein normales Verhalten schien für Snögg verschroben genug.
    Die Nacht ging
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