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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy Robinson
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zu geben, obwohl ich nicht unbedingt scharf drauf war, einen Teil meiner Hand zu verlieren. Als hätte er meine Gedanken gelesen, nahm Dave meinen verpflasterten Daumen und zog eine Augenbraue hoch. »Duke Ellington?« Ich nickte. »Er ist ein richtiger kleiner Mistkerl.« Dave grinste und wandte sich wieder seiner Zeitung zu.
    Ich hatte etwa fünfzehn Minuten an der MAC -Theke im Duty-free-Bereich gesessen, als Dave mit langen Schritten auf mich zukam. Er wirkte aufgeregt. »Was ist los?«, fragte ich, während man mir einen schwarzen Perlglanzlidschatten um die Augenhöhlen pinselte.
    »Stella«, erwiderte er und starrte verwirrt auf meine Glamrock-artige Erscheinung. »Lass uns verschwinden, Franny, wir stecken in Schwierigkeiten.«
    Ich zuckte schuldbewusst die Achseln in Richtung Make-up-Artistin, während Dave davonstürmte. Sie blickte mich mit steinerner Miene an. Nicht nur, dass ich sie mitten in ihrer Geschichte über ihr Techtelmechtel mit einem mittelklassigen Football-Spieler unterbrach, nun ging ich auch noch, ohne Make-up zu kaufen. »Entschuldigung«, sagte ich. »Wir sind Journalisten. Das ist ein Notfall.«
    »Sie? Sie sind Journalistin ?«, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
    Verflucht sollte sie sein! »Ja«, sagte ich und richtete mich zu meiner vollen Größe von einem Meter vierundsechzig auf. »Um genau zu sein: Ich bin Auslandskorrespondentin.«
    Sie sah mich von oben bis unten an und lächelte. »Nein. Ich glaube, Sie schwindeln«, sagte sie dann und reichte mir ein Abschminktuch.
    Als ich Stella auf der Damentoilette traf, wusste ich, warum wir in Schwierigkeiten steckten. Mit grauem Gesicht und zitternden Händen kauerte sie vor der Toilettenschüssel. »Langusten«, murmelte sie gequält.
    »Oje, ich, ähm …«, sagte ich und tupfte ihr halbherzig die Stirn ab. Sie war kalt und feucht. Rasch zog ich meine Hand zurück und flüchtete, als sie zu würgen anfing.
    Ich verließ die Toilettenräume und sah Dave davorstehen, das Handy in der Hand. »Sie wird nicht fliegen, oder?«, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Lass uns sofort im Büro anrufen. Wenn gleich jemand aufbricht, wird er noch rechtzeitig hier sein.« Dave warf einen Blick auf die Abflugtafel. Unser Flug sollte in weniger als zwei Stunden gehen. »Nein, wird er nicht«, widersprach er. »Ich denke, wir sollten allein fliegen, Fran.«
    »Wie bitte?« Ich erstarrte. »Dave, ich bin bloß das Mädchen für alles. Eine unbedeutende Nachwuchs-Producerin! Ich bin nicht mehr als der Bodensatz – und ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich Stellas Job machen soll! Ich … das kann ich nicht. Das wäre so, als würde man Stephen Fry bitten, bei den Girls Aloud einzuspringen, bloß weil er Entertainer ist. Nein, auf gar keinen Fall!«
    Dave lächelte flüchtig. »Du kannst und du wirst das tun«, erklärte er. »Es geht am Tag nur ein Direktflug. Bis die einen Ersatz geschickt haben, sind wir schon wieder auf dem Heimweg. Na komm schon, sei nicht so ein Feigling.«
    Ich schluckte. Dave grinste mich ermutigend an. »Sind Sie startklar, Producerin Fran?«

Kapitel zwei
    Priština, die Hauptstadt der brandneuen Republik Kosovo, war zwei Wochen nach der Unabhängigkeitserklärung immer noch voller feiernder Menschen. Von den Balkonen hingen Flaggen, nachts explodierten immer wieder Feuerwerkskörper am Himmel über der Stadt, und riesige Betonbuchstaben, die das Wort » NEUGEBOREN « ergaben, wurden von Kosovaren aus dem ganzen Land besichtigt. Man hätte meinen mögen, es sei Karneval, wären nicht überall bewaffnete Polizei und die Panzer der UN gewesen. Ich war froh, Dave bei mir zu haben, der mir nicht von der Seite wich, darauf beharrte, dass ich eine schusssichere Weste trug, und mich seitwärts in Geschäfte drängte, sobald er Gefahr witterte. In den Sicherheitsklamotten, mit denen er mich ausstaffiert hatte, sah ich grauenhafter aus als in meinen wildesten Alpträumen, doch ich hatte mich noch nie so lebendig gefühlt. »Ist das nicht der WAHNSINN ?«, keuchte ich, als wir uns unter einem Lastwagen versteckten, während die Polizei einen gewaltsamen Protest in einer kleinen serbischen Enklave am Rande von Priština auflöste.
    »Halt die Klappe, du Spinnerin«, schimpfte er, aber ich wusste, dass er dabei lächelte.
    Nachdem wir ein, zwei Tage lang unser eigentliches Balkan-Team bei der Berichterstattung über die Ereignisse in der Hauptstadt unterstützt hatten, wurden Dave und ich in eine gefährlichere
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