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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy Robinson
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Als wir aus dem Gebäude in die kalte, harte Nachmittagssonne hinaustraten, fiel mein Blick auf Michaels Hintern. Bis zu jenem Augenblick hatte ich nicht gewusst, dass ich auf Hintern abfuhr, aber der von Michael war exquisit. Klein, männlich, fest, leicht muskulös. Am liebsten hätte ich meine Hände darumgelegt und sanft zugedrückt. Und dann kräftig. Vielleicht einen leichten Klaps daraufgegeben, nur um sicherzugehen. »Bist du bereit?«, fragte er. Ich kehrte aus meinem köstlichen Tagtraum zurück. »Alles klar?«, erkundigte er sich dann.
    »Was? Ja, alles klar. Warum?«
    »Du schienst mein Bein anzustarren«, sagte er und klang leicht verwirrt.
    »Fran hat deine Kehrseite gemustert, Michael«, erklärte Dave mit Nachdruck.
    Ich betete kurz, dass er von einem vorbeifahrenden Panzer überrollt würde.
    Michael machte kehrt, um ein paar Schutzleute zusammenzustellen, Dave und ich stiegen in seinen Jeep. Dave verpasste mir einen Knuff. »Wirst du dich wohl zusammenreißen?«, zischte er. »Mach endlich deinen Job. Das hier ist eine verdammt gefährliche Stadt, Fran, und kein Club zum Männeraufreißen.«
    Ich knuffte ihn zurück. »Warum hast du gesagt, ich hätte ihm auf den Hintern gestarrt?«, flüsterte ich. »Du stellst mich hin, als wäre ich ein absoluter VOLLTROTTEL .«
    Seine Augenwinkel runzelten sich amüsiert. »Du benimmst dich wie ein absoluter Volltrottel. Das ist total bescheuert, Fran! Das hier ist deine große Chance, und wir sind an einem sehr gefährlichen Ort. Versau das nicht wegen irgendeinem Mann, okay?«
    »Was soll ich denn tun?«, flüsterte ich, als Michael und die Schutzleute zurückkamen. »Du hast doch keine Ahnung, wie es ist, Single zu sein! Vor allem wenn du aussiehst wie Barry Manilow!«
    Da ich die letzten Tage in Stahlkappenschuhen und schusssicherer Weste verbracht hatte, hatte ich aufgehört, mich um mein äußeres Erscheinungsbild zu kümmern, und mein heutiges Outfit war der Beleg für meine sinkenden Maßstäbe. Zu Jeans aus den Neunzigern, in denen meine Beine aussahen wie fette Schinken, trug ich (auf Daves Geheiß hin) eine Stichschutzweste und eine weite, pastellfarbene Skijacke von Mum, die einer längst vergangenen Ära entstammte, und obendrüber noch eine UN -Weste. Ich erinnerte an ein riesiges UN -Osterei. Mit Barry-Manilow-Frisur. Selten hatte ich mich weniger anziehend gefunden.
    Warum also suchte ich immer wieder Michaels Blick im Rückspiegel? Und warum schloss er zu mir auf, nachdem wir den Jeep im unruhigen Norden der Stadt abgestellt hatten, und wich mir auch während der nächsten Stunden nicht von der Seite? Er konnte nie und nimmer an mir interessiert sein, sah ich doch aus wie ein Ei mit Beinen und führte mich auf wie eine unbeholfene Dreizehnjährige in der Schuldisco.
    Doch irgendwas passierte. Etwas Aufregendes, das mir den Atem raubte.
    In Michaels Büro hatten wir einen Schlachtplan erarbeitet, der hauptsächlich darin bestand, dass er einen Bericht über die zornigen Männer von Mitrovica brachte. Er war extrem clever. Er beherrschte die Materie. Er wusste, wohin wir gehen konnten, ohne zusammengeschlagen zu werden. Ich stand die ganze Zeit nur daneben, starrte ihn an und nickte. Beeindruckt schickte ich Leonie eine SMS : Bin grottenschlecht in meinem Job. Hilfe.
    Ihre Antwort kam umgehend: Kannst du eine erste Einschätzung von seinem Paket geben? Das ist der ausschlaggebende Punkt, Fran. Enttäusch mich nicht.
    In den Cafés saßen serbische Männer, die leise und zornig miteinander sprachen. Als wir eintraten, starrten sie mich und meine Barry-Manilow-Frisur entgeistert an, doch bald darauf ignorierten sie mich wieder. Ich konnte ihnen das nicht verübeln. Ich war lange genug hier gewesen, um zu verstehen, warum sie so aufgebracht waren. Die ganze Situation war für sie komplett inakzeptabel, und unsere Anwesenheit erinnerte sie nur wieder an das, was sich abspielte. Wir waren hier alles andere als erwünscht, und niemand, nicht einmal Michaels Freunde, war bereit, mit ihm vor der Kamera zu sprechen. Die beiden Schutzleute, die uns begleiteten, waren die ganze Zeit über in höchster Alarmbereitschaft, hielten ihre Maschinengewehre im Anschlag und blickten sich angespannt um.
    Im fünften Café sah ich Michael und Dave zu, wie sie versuchten, eine Gruppe von Serben ins Gespräch zu verwickeln, und ging schließlich wieder hinaus, um mir die Unterhose aus der Poritze zu ziehen.
    Ich beeilte mich, damit ich damit fertig war, bevor einer der
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