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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy Robinson
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auskommen müssen, wenn wir wieder in London waren – Dave war ein Freund von mir, aber er war gleichzeitig auch ein wichtiger Mann bei ITN , und ich konnte es mir kaum leisten, ihn zu enttäuschen.
    Draußen wurde es immer dunkler. Sanftes Licht erhellte die Fenster von Häusern auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Ibar, der Grenze zum Nordkosovo. Ejona servierte ihre »Omelett-Extravaganza«, und Michael reichte mir mein fünftes Pejes-Bier. »Du kannst ja ganz schön was ab, Fran. Mir gefällt, was ich sehe.« Mein Gesicht, das ohnehin schon gerötet war von einem ganzen Nachmittag in der Kälte, nahm einen noch tieferen Ton an.
    Mein Omelett mampfend – das eher ein Kuchen mit Eiern und Pilzen, aber nichtdestotrotz köstlich war –, fragte ich mich, ob ich womöglich verrückt geworden war. Ich kannte diesen Mann weniger als vierundzwanzig Stunden und wollte bereits seine Kinder großziehen. Woran das lag, konnte ich nicht mal genau sagen. Er war ganz anders als die anderen Männer, von denen ich bisher geschwärmt hatte. Er war verblüffend entspannt, in völligem Einklang mit sich selbst und einfach … einfach wirklich nett. Und lustig. Und er schien mich zu mögen.
    Ich bekam eine SMS von Leonie: Hat er ein anständiges Paket? Das müsstest du doch mittlerweile wissen.
    Hab Geduld mit mir , textete ich zurück.
    Sie hatte keine. Fran , schrieb sie zurück, du verlässt den Kosovo nicht, bevor dieser Michael den Knüppel aus dem Sack gelassen hat . Ich schob mein Handy zurück in meine Jeanstasche. Als ich aufblickte, sah ich, dass Michael mich beobachtete. »Freund?«, fragte er verlegen und wurde rot.
    Noch bevor ich die Chance hatte, etwas zu erwidern, mischte sich Dave ein. »Ach, Unsinn, Franny ist Dauersingle, hab ich recht?«
    Das war’s. Meine Freundschaft mit Dave war aus und vorbei. Für immer. Dieser Verräter! Er schien meinen Zorn nicht zu bemerken, denn er beugte sich über den Tisch und zauste mein Haar, wobei er leise in sich hineinlachte.
    Ein paar Minuten lang hasste ich ihn stumm, dann gab ich auf. Man konnte Dave einfach nicht hassen. Er war wie ein liebenswert linkischer Vater und ein nervender kleiner Bruder in einem großen, behaarten Glasgower Gesamtpaket.
    Eine Stunde später, mittlerweile war ich komplett betrunken, auch wenn ich, um Michael zu beeindrucken, so tat, als wäre ich es nicht, machte Dave Anstalten aufzubrechen. Verdammt. Ich musste etwas tun, und zwar schnell. Mittlerweile war unser Fahrer Haxhi eingetroffen, den Dave per SMS vom UN -Quartier herbeordert hatte, und machte mehr als deutlich, dass er so schnell wie möglich nach Priština zurückkehren wolle. Obwohl ich gesehen hatte, wie Dave ihm ein beachtliches Trinkgeld in die Hand gedrückt hatte, würde er ohne Frage ohne uns aufbrechen, wenn wir nicht bald kämen. Ich rülpste voller Panik, was zum Glück nur Dave hörte.
    Verdammt, verdammt, verdammt. Ich schüttelte der strahlenden Ejona die Hand, die mir mit hochgezogenen Augenbrauen wissend zuzwinkerte, und schon stand ich draußen auf der Straße. Während sich Dave von Ejona verabschiedete, setzte ich wie in Zeitlupe einen Fuß vor den anderen. Michael würde mir durch die Lappen gehen. Mist. Wie konnte ich mir diesen Mann entgehen lassen? Eine Stimme in meinem Kopf schrie, dass ich das für den Rest meines Lebens bereuen würde. KOMM SCHON , FRAN ,kreischte sie. TU WAS , DU NUTZLOSER TROTTEL !
    Steif drehte ich mich zu Michael um und streckte ihm meine Hand entgegen, die er nahm und schüttelte. Ich sah ihn flehentlich an und murmelte, wie nett es gewesen sei, ihn kennenzulernen.
    Und dann, als er den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, wurde die Stille der Nacht zerrissen von Geschrei, dumpfen Schlägen, Krachen und, zu meinem Entsetzen, einem Schuss.
    Michael zog mich schnell zurück in Ejonas Haus, Dave folgte und sperrte die Haustür doppelt ab. »Die Brücke«, erklärte Michael knapp. »Seit einiger Zeit gibt es dort jede Nacht Unruhen.« Dave zog seine Kamera aus der Tasche.
    »Gut. Lass uns gehen«, sagte er, während sich Michael eine Mütze aufsetzte.
    »Ähm, Jungs, macht ihr Witze ?«, fragte ich fassungslos.
    »Keine Sorge«, erwiderte Dave. »Alles halb so wild – nur ein Handgemenge. Ich habe nicht vor, rauszugehen und mich mit einer albanischen Flagge mitten auf die Straße zu stellen.«
    »Ja. Das passiert jede Nacht. Die Leute lassen Dampf ab, mehr nicht«, gab Michael ihm recht. »Sie schießen mit Kalaschnikows in die Luft
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