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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy Robinson
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– nicht aufeinander. Die meisten sind untereinander sogar befreundet. Ich werde mit ihnen reden, um dafür zu sorgen, dass wir in Sicherheit sind. Doch du solltest definitiv hierbleiben.«
    Sie sahen mich an, offensichtlich erwarteten sie, dass ich darauf bestand mitzukommen. Keine Chance! Ich war ein pastellfarbenes Osterei mit einem Barry-Manilow-Haarschnitt. Wäre ich ein aufgebrachter Einheimischer gewesen, hätte ich definitiv mich herausgepickt. Auf den Punkt gebracht: Ich hatte Angst. »Ich glaube, ihr seid verrückt. Bitte geht nicht da raus«, sagte ich.
    Michael lächelte. »Mach dir keine Sorgen, Fran. Ich lebe hier. Das hier ist nicht gefährlicher, als zur Hauptverkehrszeit mit der Londoner U-Bahn zu fahren.« Er zog eine Stichschutzweste an.
    Ich musste schwer gegen meinen Impuls ankämpfen, mich auf ihn zu stürzen. Er ging hinaus auf die lärmende Straße, zusammen mit Dave und den beiden Männern, die zum Abendessen gekommen waren. Alle vier wirkten merkwürdigerweise völlig relaxed.
    Männer.
    Die drei Frauen, die dageblieben waren, knipsten das Licht aus und beobachteten die Straße durch einen Spalt in Ejonas Vorhängen. Sie redeten leise und traurig auf Albanisch miteinander, und ich dachte, wie viel besser sich diese Szene, hier, in diesem Wohnzimmer, in einer Reportage machen würde als die paar vereinzelten Schüsse, die da draußen aus dem Hinterhalt abgegeben wurden.
    Als Michael und Dave weniger als fünf Minuten später zurückkamen und mir berichteten, es wäre unmöglich gewesen, nah genug ranzukommen, war ich eher erfreut.
    »Seht mal«, sagte ich und deutete auf Ejona und ihre beiden Freundinnen. »Das ist die echte Story, hab ich recht? Die Menschen, die hier leben, werden auseinandergerissen. Um die geht es, nicht um die zornigen Männer, die auf der Brücke Handgranaten schmeißen.«
    »Da hast du recht, Fran«, sagte Michael und lächelte mich an. »Damit triffst du genau ins Schwarze. Ich werde sie fragen.« Ich wäre fast ausgeflippt vor Stolz.
    Ejona und ihre Freundinnen waren einverstanden, dass wir sie filmten, und zwanzig Minuten später hatten wir einen Beitrag, der hervorragend den emotionalen Aufruhr in Mitrovica rüberbrachte. Ich grinste breit. Vielleicht war ich doch gar nicht so schlecht in meinem Job.
    »Gut gemacht, Franny«, lobte Dave mich später, als sich der Tumult draußen auf der Brücke legte.
    »Stimmt. Du hast etwas wunderbar Menschliches, das einem echt die Schuhe auszieht!« Michael grinste.
    Wenn du nicht aufpasst, ziehe ich dir noch ganz was anderes aus ,dachte ich. Dieser außergewöhnlich geistreiche Auslandsreporter war tatsächlich angetan von meiner Arbeit. Ich beschloss, mir eine ganze Bibliothek an schlauen Büchern zuzulegen, sobald ich wieder zu Hause war. Ich wollte sein wie er.
    Doch zurück zum Thema. Wieder gingen wir nach draußen, blieben fast auf derselben Stelle in derselben Position stehen wie vor einer Stunde, als der Tumult auf der Brücke ausgebrochen war. Wieder schüttelte Michael meine Hand. Seine war warm, und wieder wollte ich die Mutter seiner Kinder werden. Ich sah zu ihm auf, und plötzlich sah ich in seinem Gesicht etwas absolut Untrügliches: Er geriet in Panik! »Es war wunderbar, dich kennenzulernen«, sagte er hölzern. »Lass uns in Kontakt bleiben und … Oh, verdammt«, flüsterte er in drängendem Ton. »Bitte steig nicht in den Wagen. Bitte fahr nicht. Bitte.«
    Ich nickte hastig, das Herz hämmerte mir in der Brust. Ich sah, wie Michael zu Dave rüberging. »Ähm, Dave, ich dachte, ich … Nun, ich würde Fran gern noch ein paar Sehenswürdigkeiten hier zeigen und sie dann zurück nach Priština fahren, wenn das okay ist.«
    Was für eine lahme Ausrede! Wer zeigte seinem Gast schon die »Sehenswürdigkeiten« der gefährlichsten Stadt im Kosovo in einer stockfinsteren Februarnacht? Wäre ich nicht so nervös gewesen, hätte ich laut aufgelacht. Ich ging rüber zum Wagen, wo Dave mit versteinertem Gesicht wartete. »Sicher, Kumpel.« Er warf mir ein schmales Grinsen zu. »Ist das okay für dich, Fran?« Ich nickte zustimmend. Dann fuhr der Wagen los, und ich stand mit Michael auf der Straße, unser Atem bildete kleine Dampfwölkchen über unseren Köpfen.

Kapitel vier
    »Das fand jemand weniger lustig«, stellte Michael mit einem breiten Grinsen fest.
    »Nun, vor dem Abflug sind wir offiziell über die Gefahren eines solchen Einsatzes belehrt worden. Wir mussten unterschreiben, dass wir einander auf keinen Fall
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