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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy Robinson
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hätte »ein verfluchtes Scheißglück«, weil ich die Chance bekäme, in der Außenpolitik auszuhelfen. Es ginge darum, sie bei der Berichterstattung über die Auswirkungen der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo zu unterstützen. Ich solle »verdammt noch mal Überragendes leisten«, oder ich würde »für den Rest meines Scheißlebens in der verfluchten Kantine schuften«.
    Hugh Gormley war ein überaus intelligenter Mann mit dem Ruf eines Monsters und der Angewohnheit, noch schlimmer zu fluchen als ich. Normalerweise hatte ich Angst vor ihm, aber an dem Tag, an dem er mich in den Kosovo schickte, liebte ich ihn von ganzem Herzen. Am liebsten wäre ich auf seinen Schoß gehüpft und hätte ihm einen dicken Kuss auf die Backe gedrückt.
    Als ich sein Büro verließ, atemlos wilde Versprechungen hinsichtlich meines Talents als Reporterin hervorstoßend, entspannte er sich ein wenig und lächelte. »Du bist verdammt gut. Und jetzt zieh ab auf den Balkan. Und sei vorsichtig. Nimm die nächsten zwei Tage an unserem Selbstschutztraining für gefährdete Personen im Ausland teil.«
    Ich stieß diskret die Faust in die Luft und stürmte davon, um mir zur Feier des Tages eine Riesendose Vimto zu kaufen, wie ich es oft tat, wenn sich das Leben wunderbar anfühlte. Endlich! Fran die Balkan-Korrespondentin war geboren! Ich wusste nichts über den Balkan, aber wen kümmerte das schon?
    »Jetzt heb mal nicht gleich ab«, warnte mich Stella Sanderson, als sie, einen riesigen Ordner mit der Aufschrift »Kosovo« unter dem Arm, am Getränkeautomaten vorbeikam. »Du stehst noch ganz unten am Fuße des Berges. Wir fahren nur dorthin, weil das eigentliche Team vor Ort eine Pause braucht. Erst mal kommen die, dann ich, dann unser Korrespondent, dann Dave, dann der ganze Kosovo und dann du. Klar?«
    »Klar«, sagte ich und nickte begeistert. Wenn nötig, hätte ich sogar Stellas Hintern abgewischt.
    Nach zwei Tagen sogenannten Hostile-Environment-Trainings für Filmleute fing ich an, mich in das Thema »Kosovo« einzuarbeiten. Nach ein paar Zeilen gab ich auf und rief Dave an. »Wer hätte das gedacht, hm? Das vielversprechende neue Talent von ITN lernt sein Handwerk von einem Kameramann.« Er lachte in sich hinein.
    Im Hintergrund hörte ich Freyas Töpfe und Pfannen klappern.
    »Du bist kein Kameramann, du bist eine Legende«, widersprach ich und kam mir ein bisschen dämlich vor. »Natürlich versuche ich, von dir zu lernen.«
    Nach einer kleinen Pause fing Dave an zu reden. Ich hörte aufmerksam zu. Am Ende war ich ziemlich eingeschüchtert.
    »Das wird schon schiefgehen, Mädel, ich passe auf dich auf«, versprach er und machte eine Pause, um an seiner Selbstgedrehten zu ziehen.
    Ich seufzte. »Dave, ich wünschte, du würdest nicht rauchen.«
    »Hör auf mit diesem Kleinmädchen-Prinzessinnengetue, Fran.« Er schnaubte. »Ich muss jetzt auflegen. Es gibt Abendessen. Schweinekoteletts. Was isst du?«
    Ich sah in meinen leeren Kühlschrank. »Hm, wahrscheinlich ein paar trockene Vollkorn-Weizen-Weetabix.«
    »Du bist echt der Hammer, du verrücktes Huhn.« Er lachte und legte auf.
    Wie jeden Abend rief ich Mum an, die betrunken war und sich über irgendwas beschwerte, was die Gärtner angestellt hatten, dann packte ich meine Tasche und fragte mich, wie sie das Wochenende überstehen sollte, wenn ich nicht bei ihr vorbeischaute, um für sie einzukaufen und das Haus sauber zu machen. Nun, sie würde allein zurechtkommen müssen. Wenn dieses Auslandsding lief, würde ich noch sehr viel öfter wegmüssen. Ich steckte mein kribbelndes Schuldgefühl in eine entlegene Schublade in meinem Kopf und schrieb mir eine Post-it-Notiz für nach meiner Rückkehr: Sache mit Mum in Ordnung bringen.
    Obwohl er sein Leben damit verbracht hatte, mich entweder zu attackieren oder so zu tun, als hasste er mich, geriet Duke Ellington jedes Mal in Panik, wenn ich wegging. Heute Abend war keine Ausnahme. Sobald ich mich umgedreht hatte, um etwas in meine Reisetasche zu packen, saß er auch schon drinnen und vermied es, mir in die Augen zu blicken. »Duke Ellington«, sagte ich zu ihm, »sollte ich jemals einen Mann so lieben, wie ich dich liebe, kann er sich sehr glücklich schätzen.« Der Kater ignorierte mich, sprang aus meiner Reisetasche und tappte zu den Klamotten, die ich einpacken wollte. Er setzte sich auf meine sauberen Unterhosen und schnurrte laut, um mir zu zeigen, dass er genau wusste, dass das streng verboten war. Fluchend schob ich die
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