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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Autoren: Lucy Robinson
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Hand unter ihn und versuchte, die Höschen unter ihm wegzuangeln, doch es gelang mir nicht, ohne Bissspuren davonzutragen. »Warum bist du bloß so ein kleiner Mistkerl?«, schrie ich und wusch mir die Hand. Neben dem Waschbecken hatte ich eine Schachtel mit Pflastern parat stehen, mit denen ich die Folgen von Duke Ellingtons Attacken verarztete.
    »Ich hoffe, du benimmst dich besser, wenn Stefania vorbeikommt, um dich zu füttern«, ermahnte ich ihn, gerade als sie an meiner Hintertür eintraf. Sein Schnurren wurde lauter. Wie um mich in den Wahnsinn zu treiben, benahm er sich bei Stefania stets vorbildlich. Frustriert beobachtete ich, wie er kokett zu ihr hinüberstolzierte und sich schnurrend setzte, damit sie ihm den Kopf streichelte und in einer nicht zu identifizierenden Sprache liebevolle Worte gurrte.
    Nachdem sie gut dreißig Sekunden mit ihm geredet hatte, blickte sie auf. »Oh, Frances. Grüß dich. Hast du das Gärrstengras gegessen, das ich dir hingeställt hatte?«
    »Nein. Es hat grässlich geschmeckt«, erwiderte ich.
    Meine Nachbarin Stefania war der beste und gleichzeitig der durchgeknallteste Mensch, dem ich je begegnet war. Seit sie am Tag meines Einzugs mit einer Terrakottaschale voller Grünzeug »für die Gesundheit« in meiner Küche aufgekreuzt war – »Davon wachsen dir die Haare auf der Brust« –, war sie meine Freundin, Katzenfütterin und Quelle der Inspiration geworden.
    Zu der umgebauten Autowerkstatt, die mein Haus einst gewesen war, gehörte ein Inspektionsschuppen, in dem die Schäden der eintreffenden Fahrzeuge veranschlagt wurden, und in diesem kleinen Bretterverschlag innerhalb der schiefen Holzumzäunung wohnte Stefania. Gemessen an allgemeinen Standards sah der Schuppen von außen aus wie eine Hütte aus einem Dritte-Welt-Projekt, aber drinnen war es herrlich – eine Fantasiehöhle aus der Kindheit, voll von exotischen Seidenstoffen und verrückten Pflanzen und mit gerade genug Platz, damit sie sich zu ihren seltsamen Yoga-Positionen verbiegen konnte.
    Stefanias Herkunft war nebulös: Als ich ihr das erste Mal begegnete, erzählte sie mir, sie sei eine jugoslawische Prinzessin; ein andermal behauptete sie, mit dem polnischen Premierminister verwandt zu sein, und gerade neulich hörte ich, wie sie sich einer anderen Nachbarin als Abkömmling einer der ältesten Familien in St. Petersburg vorstellte. Wie auch immer die Grandezza ihrer Vergangenheit aussehen mochte, die Realität der Gegenwart war nicht so beeindruckend. Abgesehen davon, dass sie gewaltige Portionen Eintopf für das hiesige Obdachlosenheim kochte, schien sie keine Aufgabe zu haben und noch weniger den Wunsch zu verspüren, darüber zu reden. Ich wusste, dass sehr wahrscheinlich ich ihre Gas- und Stromrechnungen bezahlte, aber schlussendlich war mir das egal. Ich mochte sie und ihre verrückte Art, und ich wollte sie nicht wegen etwas so Nebensächlichem wie Geld verlieren. Ich wollte , dass sie hier war. Und davon abgesehen, vergötterte Duke Ellington sie.
    »Wie geht’s dir so?«, erkundigte ich mich, als sie meinen Hausschlüssel von dem Bund mit Ersatzschlüsseln nahm.
    »Ich bin gesäggnet«, erwiderte sie, legte die Schlüssel ab und ihre Hände flach auf die Arbeitsfläche. Dann schloss sie die Augen, um diese Tatsache zu unterstreichen.
    Ich lächelte. Das war Stefania, wie sie leibte und lebte. »Oh, das ist gut. Bist du verliebt?«
    »Sei nicht albern.« Sie hielt die Augen geschlossen.
    »Nun, was ist dann los?«
    »Ich habe heute die pärrfekte Lasagne mit Meeresalgen gezaubert. Da hat Gott mit Hand angelegt, das kann ich dir sagen, Frances.«
    »Das ist ja verblüffend. Gratuliere.«
    Stefania nickte. »Danke. Das ist wahrhaftig verblüffend. Wie ich schon sagte: Ich bin gesäggnet.« Sie schnappte sich Duke Ellington, der sich keineswegs dagegen sträubte, und verließ mein Haus, wobei sie über die Schulter rief: »Friede sei mit dir im Kosovo, Frances!«
    Im Zug nach Gatwick war Dave anders als sonst, still und ernst und sogar noch ungeschliffener als gewöhnlich. »Alles in Ordnung?«, fragte ich ihn und zog ihm die Kippe aus dem Mund, bevor wir aus dem Zug geworfen wurden.
    »Ja«, erwiderte er knapp. »Ja, alles okay. Ist bloß etwas spät geworden mit meiner besseren Hälfte. Bin müde.«
    Das war offensichtlich der ernste Dave, der Dave, der einen seiner Finger in einem Kriegsgebiet eingebüßt hatte. Ich beschloss, während unseres kleinen Ausflugs in den Kosovo ebenfalls die ernste Fran
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