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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter
Autoren: Sabine Weiß
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dich vermisst!« Sie umarmte die Freundin stürmisch. Als sie einander losließen, fragte Henrike: »Gibt es hier denn etwas zu feiern?«
    Asta strahlte. »So haben alle dicht gehalten? Wie schön! Bedanke dich bei deinem lieben Mann, es war seine Idee.«
    Ihre Tante hieß Adrian willkommen und gratulierte ihm noch einmal persönlich, dann begrüßte sie Simon und schließlich Margarete, Cord und Liv.
    Henrike zupfte Adrian spielerisch am Ärmel. Sie liebte Überraschungen! »Welche Idee?«, wollte sie wissen.
    Adrian legte den Arm um sie und überließ Asta die Antwort: »Auch wir möchten eure Hochzeit und Simons Rückkehr feiern. Außerdem leben wir und dürfen hier auf diesem schönen Gutshof sein. Jeder Punkt allein wäre schon Grund genug zum Feiern«, sagte sie lächelnd.
    Henrike war gerührt. Da hatte er im Geheimen diese Feier organisiert! Was für ein wunderbarer Einfall! Ihr ging das Herz auf, und sie warf sich an seinen Hals und küsste ihn überschwänglich.
    »Da unsere Hochzeit so bescheiden war, wollen wir sie wenigstens öfters feiern«, sagte er lächelnd, als sie wieder von ihm ablassen konnte. »Erst in Lübeck vor den Augen des Rates. Jetzt mit Asta, Simon und allen, die uns anvertraut sind. Und später noch einmal mit meiner Familie.«
    Adrians Bruder Lambert mit seiner Frau Martine und seine Schwestern hatten ihnen in einem langen, freundlichen Brief gratuliert und angekündigt, dass sie im Herbst nach Lübeck kommen wollten, wenn die Hauptgeschäftszeit vorbei war und die Zeit der Novemberstürme noch nicht eingesetzt hatte. Obgleich Adrian ihr immer wieder versichert hatte, dass seine Familie die Heirat guthieß, war Henrike doch erleichtert über diesen Brief gewesen.
    Als das Gesinde begann, Tische und Bänke auf die Wiese vor dem Hof zu tragen, wies Katrine den Gästen ihre Kammern zu. Während Henrike ihre Reisekleidung ablegte, tauschten die Freundinnen weitere Neuigkeiten aus. Auch Katrine war seit ihrer letzten Begegnung ein ganzes Stück gewachsen. Sie erzählte von Astas Vorhaben, im nächsten Jahr gemeinsam mit ihr nach Wisby zu fahren, und zeigte ihr stolz eine ganze Kiste mit Gürteln, die sie bestickt hatten und die Henrike verkaufen könnte. Henrike war begeistert. Sollte sie Katrine überreden, auch größere Tücher, vielleicht sogar Wandbehänge zu gestalten? Sie könnte es ihr in einer stillen Stunde zumindest vorschlagen.
    Katrine berichtete auch, dass die Magd Gesche inzwischen ein gesundes Kind zur Welt gebracht und Hem geheiratet habe; die junge Familie lebte jetzt mit auf dem Landgut.
    Henrike fragte sich kurz, was ihr Vetter wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass der Spross seiner Lenden auf Astas Hof aufwuchs. Gesche und Hem schienen glücklich zu sein, auch das dürfte Nikolas nicht gefallen. Sie zumindest würde alles dafür tun, dass ihr Vetter nie von all diesen Dingen erfuhr.
    Als Katrine sie und Adrian schließlich allein ließ und Henrike sich umziehen wollte, zog Adrian ein neues Kleid aus grüner Seide aus seiner Kiste. Es war fein genäht und verziert, ähnlich wie jenes, das sie beim Kaiserball getragen hatte.
    »Hatte ich dir nicht versprochen, dass du noch viele schöne Kleider haben wirst?«, sagte er.
    Behutsam öffnete er den Ausschnitt ihres Reisekleides und gab ihr einen Kuss auf die nackte Schulter. Henrike lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie ließ das Kleid zu Boden sinken und bot sich ihm nackt, wie sie war, an. Adrian küsste sie stürmisch, nahm sie auf den Arm und trug sie zu ihrem Lager.
    Die Wangen noch erhitzt vom Liebesspiel, gesellten sie sich nach einer Weile wieder zu den anderen. Henrike präsentierte stolz das neue Kleid, das ihr vorzüglich passte.
    Im Hof waren die Tische bereits gedeckt. Sasse hatte eine Laute hervorgeholt und begann zu spielen, ein Knecht zupfte die Mundorgel, und ein anderer schlug auf einem Bottich den Takt. Erste Rufe nach dem Brautpaar setzten ein, schnell bildeten alle einen Kreis, und Henrike und Adrian ließen sich nicht lange bitten. Sie traten in die Mitte, das Gesinde sang ein Segenslied. Dann kam Asta zu ihnen, wartete, bis der Gesang verstummt war, und sprach dem Paar ebenfalls ihren Segen aus, während sie ihnen Blütenkränze auf die Haare setzte. Sie holte ein Säckchen hervor, aus dem sie zwei verzierte goldene Ringe in ihre Handfläche rollen ließ. Es schien ihr Einiges abzuverlangen, die nächsten Sätze auszusprechen. Mehrmals musste sie innehalten, und doch war ihre Stimme
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