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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter
Autoren: Sabine Weiß
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so laut, dass alle sie hören konnten.
    »Als wir Wisby verlassen mussten, waren diese Ringe die einzige Erinnerung an unsere Eltern, die uns geblieben war. Deine Mutter und ich haben je einen an uns genommen. Als Clara starb, verfügte sie in ihrem letzten Willen, dass ich beide Ringe verwahren soll, bis du, Henrike, ihre einzige Tochter, heiratest. Nun ist es so weit. Du hast einen guten und rechtschaffenen Mann gefunden und ihn zur Ehe genommen. Ich möchte euch diese Ringe als Zeichen eures untrennbaren Bundes schenken. Mögen sie euch Glück bringen.«
    Sie ließ sich die Hände reichen und steckte Henrike und Adrian die Ringe an. Eine Gänsehaut zog über Henrikes Rücken, das Strahlen in ihrem Gesicht vertiefte sich noch. Wenn ihr Vater sie doch sehen könnte!
    Asta forderte sie nun auf, dass sie einander küssen sollten, und die beiden kamen der Aufforderung nur zu gerne nach. Sie gaben sich einen zärtlichen Kuss, dem erst das erneute Einsetzen der Musik und die Rufe nach dem Hochzeitstanz ein Ende setzten.Also legte Adrian einen Arm um ihre Hüften und nahm ihre Hand. Erst langsam, dann immer schneller begannen sie sich im Takt zu bewegen. Es war kein steifer Tanz wie beim Ratsball, sondern sie hüpften, drehten sich im Kreis und forderten immer mehr auf, sich zu ihnen zu gesellen, bis schließlich fast alle Anwesenden tanzten. Henrike lachte über die Freude der Kinder, deren Blütenkränze ihnen immer wieder über die Augen rutschten oder die sich verlegen an den Händen hielten und hin- und herwiegten.
    Vergnügt beobachtete sie die verschiedenen Paare, die im Takt an ihnen vorbeizufliegen schienen. Katrine hatte sich Simon geschnappt, der sich auf diesem Gebiet noch etwas schwer zu tun schien und das Mädchen weit von sich hielt, als ob er es kaum anzufassen wagte. Liv wirbelte eine junge Magd durch die Luft, die hell juchzte. Gesche tanzte mit Hem, innig und vertraut. Margarete saß auf einer Bank und schaukelte Gesches Kind in ihrer Armbeuge, doch jetzt trat Cord auf sie zu und forderte sie auf. Die alte Frau winkte zunächst ab, legte dann jedoch den Säugling in eine Bastwiege und tanzte ein paar gemächliche Schritte mit ihm. Asta hatte sich zu den Musikanten gesellt. Sie spielte auf ihrer Flöte und lächelte zufrieden in sich hinein.
    Henrike war glücklich. Sie legte die Hand auf Adrians Nackenbeuge und strahlte ihn an. Er hielt sie fest umfasst und schwang sie in einer so wilden Drehung, dass sie beide lachen mussten.
    Wenn sie die fröhlichen Gesichter um sich herum sah und die Freude in ihrem eigenen Herzen spürte, wusste Henrike, dass all die Kämpfe und Mühen der letzten Monate nicht umsonst gewesen waren. Liebe, Ehre und Freiheit waren es wert gewesen.

Glossar
    BAIENSALZ   – Seesalz, das in der Baie, d.h. an der französischen Westküste, gewonnen wurde
    BERGENFISCH   – Wurde je nach Sorte, Qualität, Größe und Trocknungsart unterschieden in Rotscher, Rundfisch, Königslobben, Rackfisch, Lotfisch, Halovassen oder Kropelinge
    BLAMENSIR   – Vom französischen blanc manger (weiße Speise), Brei u.   a. aus Mandeln und Hühnerfleisch, wurde aber auch stark gewürzt serviert
    BRABANK   – Zum Kalfatern eines Schiffes bestimmter Platz am Ufer
    BRUCH   – Zu dieser Zeit eine Hose, an der die Beinlinge befestigt (»genestelt«) wurden
    BÜTTEL   – Gerichtsdiener
    DEUTSCHE BRÜCKE   – siehe Deutsche Brücke , Bezeichnung der Kontore der Hansekaufleute in Bergen, Norwegen
    DEUTSCHER ORDEN   – Ritterorden, der im 12. Jahrhundert in der Kreuzzugszeit ins Leben gerufen wurde und im 13. Jahrhundert in Ostpreußen und dem Baltikum den Deutschordensstaat gründete
    DORNSE   – Beheizter Raum, wurde oft als Schreibkammer genutzt
    ENTERDREGGE   – Vierarmiger Anker ohne Schaft, der mit der Hand geworfen wurde und sich auf dem Deck des gegnerischen Schiffs verhakte
    GRAPEN   – Dreibeiniger Topf oder Kessel
    GUGEL   – Kapuzenartige Kopfbedeckung mit umhangartigem Kragen
    HANSE   – Althochdeutsch für »Schar« oder »Gefolge«; Vereinigung von Kaufleuten des Mittelalters, die sich zusammentaten, um Handel zu treiben; später Bezeichnung für einen Städtebund, dem in seiner Blüte bis zu zweihundert Städte angehörten. Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert beherrschte die Hanse den Fernhandel im Nord- und Ostseeraum.
    H ANSETAG   – Auch Tagfahrt genannt; Versammlung der Ratsvertreter der zur Hanse gehörenden Städte
    HARNISCH   – Teil der Schutzausrüstung der
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