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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising
Autoren: Thomas Harris
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sie unter den Bäumen hervor, drei deutsche Soldaten, ein Unterscharführer und sechs Männer in Zivil. Der Unterscharführer überlegte kurz, dann zog er den Verschluss seiner Maschinenpistole zurück.
    Einen der Zivilisten kannte Berndt.
    »Grutas, was ist denn hier los?«, fragte er den Mann.
    »Berndt, der brave Berndt, der immer tut, was man ihm sagt.« Mit einem freundlichen Lächeln ging Grutas auf ihn zu. »Das ist der Stallknecht des Grafen«, erklärte er dem deutschen Unterscharführer. »Er kann sich um das Pferd kümmern, das da vorne steht.«
    »Und wer sagt mir, dass er kein Freund von dir ist?«, wollte der Deutsche wissen.
    »Ich«, sagte Grutas und spuckte Berndt ins Gesicht. »Den anderen habe ich doch auch aufgehängt, oder etwa nicht? Und den habe ich auch gekannt. Es gibt schließlich keinen Grund, weshalb wir zu Fuß gehen sollten, wenn wir auch eine Kutsche nehmen können.« Und leiser, ausschließlich an den Unterscharführer gewandt, fügte er hinzu: »Wenn Sie mir mein Gewehr kurz zurückgeben, erschieße ich ihn, sobald wir wieder in der Burg sind.«

3

    Hitlers Blitzkrieg fegte schneller über Osteuropa hinweg, als irgendjemand sich vorstellen konnte. In der Burg hatte sich eine Kompanie der SS-Division Totenkopf eingenistet. Neben einem Jagdpanzer und mehreren Halbkettenfahrzeugen standen zwei Panzer am Burggraben.
    Der Gärtner Ernst lag, den Kopf voller Schmeißfliegen, mit dem Gesicht nach unten im Gemüsegarten.
    Das alles sah Berndt vom Kutschbock aus. In der Kutsche fuhren nur die Deutschen. Grutas und die anderen mussten hinterhergehen. Sie waren sogenannte Hilfswillige oder kurz Hiwis; so wurden in den von den Nazis besetzten Gebieten Einheimische bezeichnet, die sich bereit erklärten, mit den Be satzern zu kooperieren.
    Hoch oben auf einem Turm der Burg entdeckte Berndt zwei Soldaten, die das Lecter-Banner mit dem wilden Eber einholten und an seiner Stelle eine Hakenkreuzfahne hissten und eine Funkantenne aufstellten.
    Ein SS-Sturmbannführer in schwarzer Uniform mit dem Totenkopf-Abzeichen kam aus der Burg, um sich Cesar anzusehen.
    »Sehr schön, aber zum Reiten ist sein Rücken leider zu breit«, sagte er bedauernd – er hatte seine Reithose und die Sporen mitgebracht, um in seiner Freizeit reiten zu können.
    Zwei SS-Männer hatten den Koch in ihre Mitte genommen und schleppten ihn aus der Küche vor den Sturmbannführer.
    »Wo ist der Graf mit seiner Familie?«
    »In London«, sagte Berndt. »Darf ich die Leiche des Gärtners zudecken?«
    Der Sturmbannführer gab seinem Unterscharführer ein Zeichen, worauf dieser Berndt den Lauf seiner Schmeisser unters Kinn hielt.
    »Und wer soll deine zudecken, Freundchen?«, fragte der Sturmbannführer. »Riech mal am Lauf. Er raucht noch. Und wenn du nicht spurst, knallen wir dich auch ab. Also raus mit der Sprache, wo steckt der Graf mit seiner Familie?«
    Berndt schluckte. »Nach London geflohen, Herr General.«
    »Bist du Jude?«
    »Nein, Herr General.«
    »Zigeuner?«
    »Nein, Herr General.«
    Der Sturmbannführer blickte auf ein Bündel Briefe, die seine Männer im Haus gefunden hatten. »Das ist Post für einen gewissen Jakov. Bist du dieser Jude Jakov?«
    »Nein, das ist der Hauslehrer, Herr General. Der ist schon lange nicht mehr bei uns.«
    Der Sturmbannführer untersuchte Berndts Ohrläppchen, um zu sehen, ob sie durchstochen waren. »Los, zeig dem Unterscharführer deinen Schwanz!« Und als Berndt zögerte: »Na, wird’s bald, oder soll ich dich gleich über den Haufen schießen?«
    »Herr Sturmbannführer, diese Leute kennen sich alle«, sagte der Unterscharführer.
    »Wirklich? Vielleicht mögen sie sich ja auch.« Er wandte sich Vladis Grutas zu. »Vielleicht mögt ihr eure Landsleute ja mehr als uns, oder wie ist das, ihr Hiwis?« Der Sturmbannführer wandte sich wieder dem Unterscharführer zu. »Glauben Sie wirklich, wir brauchen diese Galgenvögel?« Als er ihm ein Zeichen gab, richtete der Unterscharführer die Maschinenpistole auf Grutas und seine Männer.
    »Der Koch ist Jude«, sagte Vladis Grutas schnell. »Glauben Sie einem Einheimischen, der Bescheid weiß: Wenn Sie ihn für sich kochen lassen, sind Sie von seinem Judengift in einer Stunde tot.« Er schob einen seiner Männer vor. »Topfgucker hier kann auch kochen – und Essen beschaffen und als Soldat kämpfen kann er ebenfalls.«
    Der Lauf der Maschinenpistole des Unterscharführers blieb immer auf ihn gerichtet, als Grutas mit langsamen Schritten in
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