Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
die so hell waren, dass man in ihnen! den leeren Himmel zu sehen glaubte. Er rief noch einmal in die Stille hinein: »Hallo, ist da jemand?«
    Als er wieder keine Antwort erhielt, ging er in die Küche, wo mehrere Kisten mit Lebensmitteln herumstanden. Er vergewisserte sich kurz, dass niemand ihn beobachtete, und ließ hastig ein paar Beutel Kaffee und Zucker in seinem Rucksack verschwinden. Die Kellertür im hinteren Teil der Küche stand offen. Grutas spähte die Treppe hinunter. Aus dem Dunkel des Kellers drang ein schwacher Lichtschein zu ihm herauf.
    Nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte, tastete er sich vorsichtig die steinerne Treppe hinab. Unten angekommen, umfing ihn die kühle Höhlenluft des riesigen Gewölbekellers der Burg. Das Eisengitter des Weinkellers stand offen.
    Im schwachen Schein zweier flackernder Laternen sah Grutas den riesigen Schatten des Kochs über die hohen, mit Etiketten versehenen Stellagen tanzen, die voll mit verstaubten Weinflaschen waren. Der große, kräftige Mann stand mit dem Rücken zur Tür über den Verkostungstisch in der Mitte des Weinkellers gebeugt und war damit beschäftigt, ein kleines Gemälde mit kostbarem Rahmen in Packpapier einzuschlagen und mit Bindfaden zu verschnüren.
    Als der Koch damit fertig war, legte er das Bild zu den an deren Paketen auf dem Tisch. Dann nahm er eine der Laternen und zog an dem eisernen Leuchter, der über dem Verkostungstisch von der Decke hing. Es ertönte ein leises Klicken, und eines der Weinregale löste sich ein paar Zentimeter von der Rückwand des Kellergewölbes. Unter lautem Quietschen zog der Koch das Regal ganz heraus. Dahinter kam eine dunkle Öffnung in der Wand zum Vorschein.
    Der Koch ging in den Raum, der sich dort hinten befand, und hängte die Laterne an einen Haken. Dann kam er in den Weinkeller zurück und machte sich daran, die Pakete, die auf dem Verkostungstisch lagen, in die verborgene Kammer zu tragen.
    Als er damit fertig war, schob er das Weinregal wieder an seinen Platz vor dem geheimen Durchgang zurück. Das war für Grutas das Zeichen, sein Versteck zu verlassen und lautlos die Treppe hinaufzuhuschen. Doch dann hörte er draußen einen Schuss fallen, und gleich darauf dröhnte aus dem Keller die Stimme des Kochs.
    »Halt! Wer ist da?«
    Für einen Mann seiner Größe kam der Koch erstaunlich schnell die Treppe herauf.
    »Halt! Bleib sofort stehen! Was hast du hier zu suchen, Kerl?«
    Vladis Grutas rannte durch die Küche und stürmte winkend und rufend auf den Burghof hinaus.
    Der Koch griff sich einen Besenstiel und wollte ihm hinterherstürzen, als er in der Tür zum Hof die Silhouette eines Mannes mit den unverkennbaren Umrissen eines Stahlhelms auf dem Kopf auftauchen sah. Einen Moment später kamen auch schon drei deutsche Fallschirmjäger in die Küche, jeder mit einer Maschinenpistole im Anschlag. Hinter ihrem Rücken drückte sich auch Vladis Grutas wieder herein.
    »Kochlöffel, mein Freund, wie geht’s, wie steht’s?«, fragte Grutas grinsend und nahm einen Schinken aus einer der Kisten auf dem Boden.
    »Leg das Fleisch sofort wieder zurück, du Ratte!«, befahl der deutsche Unterscharführer und richtete seine Waffe genauso bedenkenlos auf Grutas, wie er sie zuvor auf den Koch gerichtet hatte. »Und jetzt verschwinde, geh raus zur Patrouille.«
    Der Weg zurück zur Burg war meistens leicht abschüssig, und mit der leeren Kutsche kam Berndt gut voran. Kurz bevor er das Ende des Waldes erreichte, bildete er sich ein, von einem hohen Baum einen Storch auffliegen zu sehen. Doch als er näher kam, stellte er fest, dass das weiße Flattern von einem großen Stück Stoff herrührte, einem Fallschirm mit durchtrennten Fangleinen, der sich hoch oben im Geäst verfangen hatte. Berndt zog abrupt an den Zügeln und brachte die Kutsche zum Stehen. Er legte seine Pfeife beiseite, kletterte vom Kutschbock, ging zu Cesar und legte ihm beruhigend die Hand an den Hals, um ihm etwas ins Ohr zu murmeln. Dann setzte er seinen Weg vorsichtig zu Fuß fort.
    Er kam nicht weit. Von einem Baum neben dem Weg hing an einem niedrigen Ast ein Mann in bäuerlicher Kleidung, der erst vor Kurzem gehängt worden war, die Drahtschlinge tief in seinen Hals eingegraben, das Gesicht blauschwarz angelaufen, die schmutzigen Stiefel dreißig Zentimeter über dem Boden baumelnd. Hastig drehte sich Berndt nach der Kutsche um und hielt nach einer Stelle Ausschau, wo er auf dem schmalen Waldweg wenden könnte.
    In diesem Moment kamen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher