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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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verschlossen war. Hanna verfluchte ihre Dummheit und befand sich wieder auf den Boden gerissen, diesmal mit einem Schlag, der ihr für einen Augenblick die Kontrolle über ihren Körper entzog.
    „Was denkst du? Dass ich dich einfach hier herausspazieren lasse? Schalte mal dein Gehirn ein“, schnauzte er sie an. Aus seiner Nase tropfte Blut auf sie herab. Grimmig lächelte sie, wenigstens hatte er ihre Wut zu spüren bekommen. Jetzt war er nicht zimperlich mit ihr. Seine Hand ging in ihre Hose. Sie schrie entsetzt auf, nackte Panik legte sich über sie und weckte längst begrabene Erinnerungen. Er hielt inne. „Also gut, ein letzte, wirklich allerletzte Chance, klar?“ Seine Stimme hatte wieder den gefährlich leisen Ton angenommen.
    Sie nickte, unfähig zu sprechen. Er legte seinen rechten Unterarm über ihren Hals und fixierte ihr rechtes Handgelenk, dann ließ er ihre linke Hand frei, nicht ohne den Weg nach oben mit der anderen Hand zu blockieren.
    Sie rührte sich nicht.
    „Was ist?“, schnauzte er sie an.
    „Ich brauche die rechte.“ Er verharrte, starrte in ihre Augen. Sie bekam ihre Panik immer noch nicht in den Griff. Er wechselte die Stellung und gab ihre rechte Hand frei. Ganz langsam glitt ihre Hand in den Ausschnitt ihres Tank Tops, das sie unter ihrem offenen Hemd trug. Sie glitt weiter in den BH bis zu dem Chip. Genauso langsam holte sie ihn heraus. Seine Augen lagen konzentriert auf ihrem Gesicht. Sie konnte sehen, wie sich der Puls an seinem Hals beschleunigte. Sie vermied jede Bewegung, die er falsch interpretieren konnte. Dann hielt sie ihm den Chip hin.
    Ihre Blicke hakten sich ineinander. Langsam beruhigte sie sich, seine Augen waren kühl. Er nahm den Chip, ließ sie los und stand auf. Mit einer Hand zog er sie auf die Beine. Er deutete auf den Stuhl. „Ich lass ihn prüfen, setz dich so lange.“
    Hanna Rosenbaum ging zum Stuhl und setzte sich. Sie zog die Beine an, umschlang sie mit den Armen und legte den Kopf auf die Knie. Mit geschlossenen Augen hörte sie, wie die Tür zufiel. Jeden Gedanken, der Form annahm, erstickte sie im Keim. Ihre ganze Konzentration lag darauf, ruhig zu werden. Sie fragte sich, ob sie diesen Tag überleben würde.
    Wie viel Zeit vergangen war, als Leutnant Brunner in der Tür stand, hätte Hanna nicht sagen können. Ihre sanfte Stimme, die so gar nicht zu ihrer Uniform passte, drang an ihr Ohr.
    „Kommen Sie, ich bringe Sie ins Hotel.“
    Den ganzen Weg ins Hotel wartete sie darauf, dass etwas in ihr zusammenbrach. Aber nichts passierte.

Hanna
    M ajor Wahlstrom unterdrückte seinen Impuls, in den Raum zurückzugehen und die Frau in den Arm zu nehmen. Stattdessen legte er seinen Kopf in den Nacken, zog sein T-Shirt aus und presste es sich gegen seine Nase. Er mochte es nicht, Gewalt gegen Frauen anzuwenden, aber Hanna Rosenbaum hatte ihm keine Wahl gelassen. Was er jedoch noch mehr hasste, waren Männer, die Frauen vergewaltigten, und das war Hanna Rosenbaum, ihrer panischen Reaktion nach zu urteilen, offenbar widerfahren. Er kam in den Überwachungsraum, Oberst Hartmann war alleine. Bevor er etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, und Oberleutnant Schulte kam mit einem Kühlpack herein. Dankbar presste sich der Major das Teil auf seine Nase.
    „Dass ihnen mal jemand die Nase poliert, freut mich“, grinste ihn sein Untergebener an. „Die Kleine ist ganz schön auf Zack.“
    „Sie hatte Panik“, erklärte Major Wahlstrom knapp.
    „Und ein verdammt heißes Versteck. Ich hätte ihr keine zweite Chance gelassen.“
    Oberst Hartmann stoppte mit einer eindeutigen Geste die bissige Entgegnung, die dem Major auf der Zunge lag. „War das wirklich notwendig?“ Seine Stimme war scharf.
    Major Wahlstrom zuckte mit den Achseln. Er hatte keine Lust, seine Vorgehensweise vor seinem Vorgesetzten zu rechtfertigen, wo ihn selbst schon ein schlechtes Gewissen plagte. Außerdem hatte er nicht mit ihrem hartnäckigen Widerstand gerechnet. „Sie haben mir freie Bahn gelassen, die Überwachungskamera war aus.”
    „Das ist kein Freibrief.“
    „Ich weiß.“ Wahlstrom war verärgert. Er gehörte nicht zu den Männern, die diesen Umstand unnötig ausnutzten, sein Vorgesetzter wusste das. Umso mehr überraschte ihn die Kritik, denn Oberst Hartmann verstand durchaus, den gesetzlichen Freiraum seines Sonderkommandos auszunutzen.
    Der Oberst nickte langsam, er wandte sich an Schulte. „Oberleutnant Schulte, rufen Sie Paul Gerlach, er soll die Bilder auf dem Chip
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