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Halo

Halo

Titel: Halo
Autoren: Alexandra Adornetto
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eigenartig.»
    «Ich vermute, dass sie klein anfangen und sich nach oben arbeiten», sagte Gabriel mit Abscheu in der Stimme. «Wenn sie eine Kleinstadt erobern können, können sie eine Großstadt erobern, dann eine ganze Region, dann ein Land.»
    «Woher wissen wir, wie viel Schaden sie bereits angerichtet haben?», fragte ich.
    «Das wird mit der Zeit deutlich werden», sagte Gabriel. «Aber mit Gottes Hilfe werden wir ihr Werk der Vernichtung beenden. Unsere Mission wird nicht scheitern, und bevor wir abreisen, wird dieser Ort wieder in den Händen des Herrn sein.»
    «In der Zwischenzeit müssen wir einfach versuchen, uns unauffällig unters Volk zu mischen», sagte Ivy, vielleicht in dem Versuch, die Stimmung zu heben. Ich musste beinahe laut lachen und war versucht, ihr einen Blick in den Spiegel zu empfehlen. Sie mochte vielleicht so alt sein wie die Zeit, aber trotzdem konnte Ivy manchmal ziemlich naiv sein. Selbst ich wusste, dass «unauffällig unters Volk mischen» eine Herausforderung darstellen würde.
    Jeder konnte sehen, dass wir anders waren – und zwar nicht so, wie ein Kunststudent anders war, mit gefärbten Haaren und verrückten Kniestrümpfen. Wir waren wirklich anders – nicht-von-dieser-Welt anders. Nicht gerade überraschend, wenn man bedachte, wer wir waren … oder besser gesagt, was wir waren. Es gab mehrere Dinge, die uns verdächtig machten. Zunächst einmal waren Menschen mit Mängeln behaftet, wir hingegen nicht. In einer Menschenmenge fielen wir als Erstes wegen unserer Haut auf. Sie war so durchscheinend, als enthielte sie tatsächlich Lichtpartikel. In der Dunkelheit, wenn jedes bisschen unbedeckter Haut ein inneres Leuchten ausstrahlte, war es noch auffälliger. Wir hinterließen keine Fußspuren, selbst dann nicht, wenn wir auf etwas Druckempfindlichem liefen wie Gras oder Sand. Und niemals trugen wir ärmellose oder bauchfreie Shirts, sondern stets hochgeschlossene Oberteile, um ein kleines kosmetisches Problem zu überdecken.
    Als wir begannen, am Leben des Ortes teilzunehmen, fragten sich die Einheimischen, was uns in ein verschlafenes Provinznest wie Venus Cove verschlagen hatte. Es kam die Vermutung auf, wir wären Langzeittouristen, dann wieder wurden wir für Promis gehalten und über Fernsehsendungen befragt, von denen wir noch nie gehört hatten. Niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung, dass wir arbeiteten: dass wir auserwählt waren, einer Welt am Rande der Zerstörung zu Hilfe zu kommen. Dabei brauchte man nur die Zeitung aufzuschlagen oder den Fernseher einzuschalten, um zu erkennen, warum wir gesandt waren: Die Schlagzeilen waren voll von Morden, Entführungen, Terroranschlägen, Kriegen, Raubüberfällen … die abscheuliche Liste ließ sich immer weiter führen. Es waren so viele Seelen in Gefahr, dass die Boten der Finsternis diese Gelegenheit einfach nur beim Schopfe zu packen brauchten. Gabriel, Ivy und ich waren hierher geschickt worden, um ihren Einfluss zu verringern. Andere Boten des Lichts waren an anderen Orten rund um den Globus, und eines Tages würde man uns zusammenrufen und unsere Ergebnisse auswerten. Ich wusste, dass die Situation ernst war, aber ich war mir sicher, dass wir nicht scheitern würden. Tatsächlich hielt ich es sogar für einfach – allein unsere Anwesenheit würde auf magische Weise eine Lösung bringen. Ich sollte noch herausfinden, wie falsch ich damit lag.
    Wir hatten Glück, dass wir in Venus Cove gelandet waren. Es war ein atemberaubend schöner Ort eindrucksvoller Kontraste. Teile der Küste waren windgepeitscht und zerklüftet. Von unserem Haus aus konnten wir die Klippen sehen, die über dem dunklen, tobenden Ozean aufragten, und den Wind hören, der durch die Bäume fegte. Doch nur ein kleines Stück weit im Landesinneren war die Landschaft idyllisch, mit sanften Hügeln, grasenden Kühen und beschaulichen Windmühlen.
    Die meisten Häuser in Venus Cove waren bescheidene Schieferhäuser, allerdings gab es entlang der Küste mehrere Alleen mit größeren, beeindruckenderen Villen. Unser Haus, Byron, gehörte dazu. Gabriel war nicht allzu begeistert von unserer Unterkunft – der Geistliche in ihm fand es verschwenderisch, und zweifellos hätte er sich in etwas weniger Luxuriösem wohler gefühlt, aber Ivy und ich liebten es. Und wenn die höheren Mächte kein Problem damit hatten, dass wir unsere Zeit auf der Erde genossen, warum sollten wir dann eins haben? Ich vermutete, dass das Haus bei unserem Versuch, uns
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