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Halo

Halo

Titel: Halo
Autoren: Alexandra Adornetto
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schiefgeht?»
    «Dann werde ich da sein, um es zu richten.»
    «Ich finde nur, dass die Erde für Engel ein gefährlicher Ort zu sein scheint.»
    «Darum bin ich dabei.»
    Die Gefahren, die ich mir ausmalte, waren nicht nur körperlicher Art. Die würden wir schon in den Griff bekommen. Was mir mehr Sorge machte, war das Verführerische, das alles Menschliche in sich barg. Ich traute mir selbst nicht über den Weg und wusste, dass diese Schwäche dazu führen konnte, den höheren Zweck aus dem Auge zu verlieren. Immerhin war das alles schon passiert, mit fatalen Folgen – wir alle kannten die grauenhaften Legenden über gefallene Engel, die sich vom Genuss des menschlichen Lebens hatten verführen lassen, und wir wussten alle, was aus ihnen geworden war.
    Ivy und Gabriel beobachteten die Welt um sie herum mit geschultem Blick, sie waren sich der Fallstricke bewusst. Aber für eine Novizin wie mich war die Gefahr groß.

[zur Inhaltsübersicht]
    3 Venus Cove
    Die Bryce Hamilton School lag am Rande der Stadt, auf der Kuppe eines sanft ansteigenden Hügels. Egal, wo im Gebäude man sich befand, man hatte immer einen schönen Ausblick: entweder auf Weinberge und grüne Hügel, auf denen vereinzelt Kühe grasten, oder auf die steilen Klippen der Shipwreck Coast, benannt nach den vielen Schiffen, die im vergangenen Jahrhundert in dem trügerischen Gewässer gesunken waren. Die Schule, ein herrschaftliches steinernes Gebäude mit Bogenfenstern, weiten Rasenflächen und einem Glockenturm, war eines der ältesten Bauwerke der Stadt. Es war ursprünglich ein Kloster gewesen, bevor man es in den sechziger Jahren in eine Schule umgewandelt hatte.
    Eine Freitreppe führte zum zweiflügeligen Tor des Haupteingangs, der im Schatten eines weinumrankten Bogenganges lag. Direkt an das Hauptgebäude schloss sich eine kleine Steinkapelle an. Man hatte uns gesagt, dass hier noch immer Taufen und Trauungen abgehalten wurden, sie aber den Schülern hauptsächlich als Zufluchtsort diente. Das Gelände war von einer hohen Steinmauer umgeben, und die mit Spitzen versehenen Eisenpforten standen offen, sodass Autos die Schotterauffahrt hinauffahren konnten.
    Trotz seines archaischen Äußeren hatte Bryce Hamilton einen modernen Ruf und wurde von fortschrittlichen Eltern gewählt, die sich eine möglichst freie Entwicklung für ihre Kinder wünschten. Die meisten Schüler hatten dank Eltern und Großeltern, die vor ihnen die Bryce Hamilton besucht hatten, langjährige Verbindungen zu der Schule.
    Ivy, Gabriel und ich standen vor dem Tor und beobachteten, wie die Schüler eintrafen. Ich konzentrierte mich darauf, die Schmetterlinge zu bändigen, die in meinem Magen Flugübungen machten. Das Gefühl war unangenehm und trotzdem auf seltsame Weise aufregend. Ich war immer noch nicht wirklich daran gewöhnt, dass Gefühle einen so großen Effekt auf den menschlichen Körper haben konnten. Ich atmete tief ein. Es war komisch, dass ich nicht besser mit dem Lampenfieber vor dem ersten Tag umgehen konnte, obwohl ich ein Engel war. Aber ich brauchte kein Mensch zu sein, um zu wissen, dass der erste Eindruck darüber entschied, ob man akzeptiert oder isoliert wurde. Ich hatte den Gebeten von Teenagern gelauscht und wusste, dass es für viele Mädchen das Wichtigste war, in die «In-Clique» aufgenommen zu werden und mit einem Jungen aus der Rugbymannschaft zusammenzukommen. Ich hoffte lediglich, Freunde zu finden.
    Die Schüler kamen zu dritt oder zu viert an – die Mädchen so gekleidet wie ich, die Jungen in grauen Hosen, weißen Hemden und mit blau-weiß gestreiften Krawatten. Sogar in Schuluniform war es nicht schwer, die verschiedenen Typen von Jugendlichen zu erkennen, die ich schon im Königreich studiert hatte. Die Musiker waren meist Jungs mit schulterlangem Haar, denen ungepflegte Ponysträhnen ins Gesicht fielen. Sie trugen Instrumentenkoffer und hatten sich Noten auf die Arme gekritzelt. Dann gab es eine kleine Gruppe von Goths, die versuchten, sich von den anderen abzuheben, indem sie sich die Augen dunkel schminkten und Stachelfrisuren trugen. Ich fragte mich, wie sie damit durchkamen. Sie verstießen damit zweifellos gegen die Schulordnung.
    Die Künstlertypen hatten ihre Uniform mit Hüten oder Mützen und bunten Schals ergänzt. Es gab Mädchen, die nur im Rudel auftraten, wie eine Gruppe von Blondinen, die untergehakt die Straße überquerten. Leicht zu erkennen waren die intellektuellen Typen: Sie trugen blütenreine Uniformen ohne
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