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Halo

Halo

Titel: Halo
Autoren: Alexandra Adornetto
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auf. Ich stand am Fußende seines Bettes, sah ihm beim Schlafen zu und fühlte mich auf einmal Unserem Schöpfer näher, als ich es im Königreich je getan hatte. Dort vor mir lag die größte Schöpfung von allen. Engel waren vielleicht als Wächter erschaffen worden, doch ich hatte das Gefühl, in Xavier eine große Macht zu erkennen – die Macht, die Welt zu verändern. Er konnte tun, was immer er wollte, sein, wer immer er wollte. Plötzlich erkannte ich, was ich mir am allermeisten wünschte: dass er glücklich werden würde, und zwar mit mir oder ohne mich. Also kniete ich mich nieder, senkte den Kopf und betete zu Gott. Ich bat Ihn, Xavier zu segnen und ihn immer zu beschützen. Ich betete darum, dass er ein langes und erfülltes Leben führen würde. Ich betete darum, dass alle seine Träume sich erfüllen würden. Und ich betete darum, dass ich immer mit ihm verbunden sein würde – selbst wenn ich nicht mehr auf der Erde sein konnte.
    Bevor ich ging, sah ich mich noch einmal in seinem Zimmer um. Ich sah die L.-A.-Lakers-Fahne an seiner Wand, las die Inschriften auf den Pokalen, die sich auf seinen Regalen reihten. Ich fuhr mit den Fingern über die Gegenstände auf seinem Schreibtisch. Eine geschnitzte Holzkiste zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Unter all den jungenhaften Dingen wirkte sie fehl am Platz. Ich zog sie heraus und öffnete den Deckel. Die Kiste war mit rotem Satin ausgeschlagen. In der Mitte lag eine einzelne weiße Feder. Ich erkannte sie sofort als die Feder, die Xavier nach unserer ersten Verabredung in seinem Auto gefunden hatte. Ich wusste, er würde sie für alle Zeiten aufbewahren.

[zur Inhaltsübersicht]
    Epilog
    Drei Monate später hatten sich die Dinge beruhigt, und alles lief wieder mehr oder weniger normal. Ivy, Gabriel und ich hatten daran gearbeitet, die Bewohner der Stadt und besonders die Schüler der Bryce Hamilton zu heilen, sodass das schreckliche Leid, das sie erfahren oder beobachtet hatten, auf neblige, bruchstückhafte Bilder oder Worte reduziert worden war, die sich nicht in einen logischen Zusammenhang bringen ließen. Xavier war der Einzige, dem wir den vollständigen Zugang zu seinen Erinnerungen beließen. Er sprach nicht über die Erlebnisse, aber ich wusste, er hatte sie nicht vergessen – und würde sie niemals vergessen. Doch Xavier war stark; er hatte bereits einmal in seinem jungen Leben mit Schmerz und Trauer umgehen müssen, und wir wussten, er würde unter dieser zusätzlichen Last nicht zerbrechen.
    Nach mehreren Wochen waren wir wieder zu unserer Alltagsroutine zurückgekehrt, und ich machte sogar bei Bernie Fortschritte, was ihre Meinung über mich anging.
    «Auf einer Skala von eins bis zehn, wie dicht stehe ich davor, dass sie mir vollkommen verzeiht?», fragte ich Xavier, als wir in der Morgensonne zur Schule gingen.
    «Zehn», sagte Xavier. «Ich weiß, meine Mom ist taff, aber wie lange soll sie sauer auf dich sein? Das ist alles vergessen.»
    «Das hoffe ich.»
    Xavier griff nach meiner Hand. «Es gibt keinen Grund mehr, sich Sorgen zu machen.»
    «Außer wegen der Dämonen, die hier ab und zu auftauchen», witzelte ich. «Aber das sollte uns nicht weiter stören.»
    «Niemals», stimmte Xavier zu. «Von denen lassen wir uns nicht noch mal den Spaß verderben.»
    «Machst du dir nie Gedanken, dass sie wiederkommen könnten und dann alles auseinanderbricht?»
    «Nein, weil ich nämlich glaube, dass wir beide alles wiederaufbauen können.»
    «Du weißt immer, was du sagen musst», lächelte ich. «Probst du diese Sätze eigentlich zu Hause?»
    «Das gehört alles zu meinem Charme», sagte Xavier und blinzelte mir zu.
    «Bethie!» Molly kam angelaufen, kurz bevor wir das Schultor erreicht hatten. «Was hältst du von meinem neuen Look?»
    Sie drehte sich um die eigene Achse, und ich stellte fest, dass sie sich einer kompletten Wandlung unterzogen hatte. Ihr Rock ging ihr weiter unters Knie, ihre Bluse war bis oben zugeknöpft, und sie trug eine Krawatte. Die Haare hatte sie zu einem schlichten Zopf nach hinten gebunden und auf sämtlichen Schmuck verzichtet. Sie trug sogar die offiziellen Schulstrümpfe.
    «Du siehst aus, als willst du ins Kloster», sagte Xavier.
    «Gut!» Molly schien zufrieden mit dieser Reaktion. «Ich versuche nämlich reif und verantwortungsbewusst zu wirken.»
    «O Molly», seufzte ich. «Das hat doch hoffentlich nichts mit Gabriel zu tun, oder?»
    «Natürlich hat es das», sagte Molly. «Warum sollte ich sonst wie ein
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