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Halo

Halo

Titel: Halo
Autoren: Alexandra Adornetto
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Coast zu werfen? Sein Auto gegen einen Baum zu fahren, sich die Pulsadern aufzuschneiden, ins Meer zu gehen? Es gibt ja so viele Möglichkeiten.»
    «Du machst das alles nur, weil du verletzt bist», sagte ich. «Aber Xaviers Tod wird dich nicht wieder froh machen. Und mein Tod wird dich nicht befriedigen.»
    «Schluss mit dem langweiligen Gerede!»
    Er zog ein scharfes Messer aus seinem Jackett und kam zu mir, um mit kleinen, geschickten Bewegungen die Seile zu durchtrennen, die mich hielten. Als meine Arme und Hände frei waren, schmerzten sie noch mehr. Jake zog mich hoch, bis ich zu seinen Füßen kniete. Ich sah auf seine glänzenden schwarzen Schuhe, die spitz zuliefen, und in diesem Moment war mir der Schmerz in meinen Gliedern oder das Pochen in meinem Kopf oder meine Übelkeit egal. Ich wollte nur noch aufstehen. Niemals würde ich mich vor einem Agenten der Dunkelheit verbeugen. Eher würde ich sterben als meine himmlische Herkunft verleugnen, indem ich mich ihm unterwarf.
    Ich legte eine Hand an die Wand und kam mühsam auf die Füße. Ich brauchte dafür all meine Kraft und wusste nicht, wie lange ich so stehen bleiben konnte. Meine Knie wollten unter mir nachgeben.
    Jake betrachtete mich mit milder Belustigung.
    «Dies ist wohl nicht die Zeit für Loyalität», höhnte er. «Erkennst du, dass ich dein Leben in meinen Händen halte? Diene mir, wenn du weiterleben willst, um deinen Xavier wiederzusehen.»
    «Ich verachte dich und all deine Werke», sagte ich ruhig.
    Das brachte ihn so in Rage, dass er mich hochhob und über den Esstisch schleuderte. Mein Kopf krachte auf die Tischplatte, dann fiel ich herunter und landete mit einem schweren Schlag auf dem Boden. Etwas Klebriges wanderte mir die Stirn herab.
    «Alles klar da unten?», fragte Jake, der sich an den Tisch lehnte. Er berührte kurz die Wunde auf meinem Gesicht, und seine Hände strahlten Hitze aus.
    «Es muss nicht so zwischen uns sein», schnurrte er. Er wartete auf ein Zeichen der Einwilligung, doch ich rührte mich nicht.
    «Nun, wenn das deine Antwort ist, dann lässt du mir keine Wahl. Ich werde jede einzelne Faser von Güte aus dir herausreißen müssen», sagte er sanft. «Und wenn ich mit dir fertig bin, wird nicht der kleinste Rest an Ehrlichkeit und Integrität übrig sein.»
    Er beugte sich über mich, sodass ihm die Haare über die glitzernden Augen fielen. Sein Gesicht war nur Zentimeter von mir entfernt, und ich konnte alles sehen, den Schwung seiner hervortretenden Wangenknochen, die dünne Linie seiner Lippen, die Bartstoppeln auf seinem Kinn.
    «Ich werde deine Seele schwärzen und dich zu der meinen machen.»
    Mein Körper begann bei seinen Worten zu zittern. Ich klammerte mich verzweifelt an die Tischbeine und suchte nach meinem Gleichgewicht, nach einer Fluchtmöglichkeit. Jake fuhr mit einer Hand langsam an meinem Arm herunter und genoss die Berührung. Meine Haut brannte, und als ich heruntersah, erkannte ich dort, wo er mich berührt hatte, eine rote Spur.
    «Ich fürchte, du wirst nicht mehr zurück in den Himmel gehen, Bethany, denn wenn ich mit dir fertig bin, wollen sie dich dort nicht mehr haben.»
    Er streichelte mein Gesicht mit einem Finger und umfuhr dann die Konturen meiner Lippen. Ich spürte, wie sich mein Gesicht in eine brennende Maske verwandelte.
    Ich wandte mich ab und wehrte mich heftig, doch Jake hielt mich fest und zwang mich, ihn anzusehen. Ich hatte das Gefühl, als würden sich seine Finger durch meine Wangen hindurchbrennen.
    «Sei nicht traurig, mein Engel, wir sind in der Hölle sehr gastfreundlich.»
    Dann küsste er mich grob und presste seinen Körper mit seinem ganzen Gewicht auf mich, bevor er wieder von mir abließ. Die Hitze schoss in Krämpfen durch mich hindurch.
    «Zeit, sich von Miss Heilig zu verabschieden.»
    Jake schloss die Augen und konzentrierte sich so angestrengt, dass Schweißperlen über seine Augenbrauen rannen. An seiner Schläfe pulsierte eine Ader. Dann richtete er sich langsam auf, streckte die Arme aus und legte die Hände fest um meinen Kopf.
    Stechende, heiße Nadeln schossen durch meinen Geist, und in einem einzigen Augenblick sah ich all das Böse, das seit Anbeginn der Zeit geschehen war. Jeder erdenkliche Schrecken zeigte sich in einzelnen, zusammenhanglosen Bildern, und es waren so intensive Bilder, dass ich dachte, mein Hirn würde zerplatzen.
    Ich sah verwaiste Kinder im Krieg, durch Erdbeben zerstörte Dörfer, von Schüssen getötete Männer, hungernde
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