Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
Tatterich hinter sich hatte und keinen Affen mehr schob, würden sie ihn wieder in sein sündiges Dasein entlassen. Nach meiner Lesart ist das ungefähr so christlich wie man überhaupt werden kann.
    Von dem draußen vorexerzierten Beispiel praktischer Nächstenliebe völlig kaltgelassen, stand der Hausmeister nicht aus seinem klumpigen Sessel auf, als ich an die Tür seiner Höhle klopfte. Er deutete nach oben, als könne er sich nicht den Atem leisten, mit mir zu sprechen. Ich stieg die Treppe hinauf und fand Selwyns Habseligkeiten vor seinem Kabäuschen im Gang in ein Bettlaken gerollt. Daneben lag eine rote Kehrichtschaufel aus Plastik sowie ein Besen, und in den Staubflocken und Fusseln auf der Schaufel ein zusammengeknülltes Stück Papier. Geglättet erwies es sich als eine Seite aus einem jener Abreißblöcke, wie sie Firmen für Mitteilungen verwenden. Oben auf dem Blatt stand der Name Crash Through nebst einer Adresse und Telefonnummer in Waterloo. Die mit Bleistift geschriebene Notiz lautete: SB EF4 8/10. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
    »Stammt das aus Selwyns Zimmer?« fragte ich den Fettsack.
    »Ja«, kam es mürrisch zurück. »Wieso haben Sie’n so lange gebraucht?«
    »Ich wollte was mitgehen lassen, Sie Furzgeige, aber in diesem Rattenloch gibts ja außer Scheiße nichts zu holen.«
    Er bekam einen unvorteilhaften Stich ins Dunkelrote, würgte einen gewaltigen Schleimbatzen hoch und spuckte nach mir aus. Das war der Vorwand, den ich benötigte: Ich wirbelte herum, machte einen Satz quer durchs Zimmer, schob meine Hand in sein grinsendes Mondscheingesicht und stieß ihn nach hinten auf den Boden, wo er wie ein Käfer mit zappelnden Beinen auf dem Rücken liegen blieb und Gift und Galle spie. Feixend machte ich mich vom Acker. Wahrscheinlich liegt er immer noch dort.

    Strahlend vor Selbstzufriedenheit traf ich Lizzie in einem Restaurant in der Macleay Street, das mit jeder Menge postmoderner Pracht und Designerherrlichkeit eröffnet hatte, um erst die Kulisse für eine Kreditkartenwerbung abzugeben, dann aber immer mehr abgewirtschaftet hatte, Pleite gegangen war, monatelang geschlossen geblieben und zu guter Letzt frisch getüncht wiederauferstanden war. Es war ein Paradebeispiel für Sydneys Immobilienmarkt.
    In seiner früheren Inkarnation hatte es das Essen dem Ambiente geopfert und alle Beilagen von Pommes über Brötchen bis zu einzelnen Salatblättern mit einem satten Aufpreis belegt; jetzt gab es sich mehr Mühe und zockte auch nicht mehr ganz so schamlos ab. Es lag aber noch immer im Trend, was man sowohl an den draußen geparkten Mercedes, Jaguar Kabrios und Range Rovern als auch an der aus Nachrichtenmenschen und City-Bankern bestehenden Klientel und den unfaßbar schicken Kellnern sah, von denen manche vielleicht sogar die arbeitslosen Schauspieler und Dressmen waren, als die sie sich ausgaben.
    Lizzie hatte im Zuge eines Journalistenstreiks den ganzen Morgen über vor dem Verwaltungsgebäude einer Bank demonstriert. Sie und ihre Kollegen versuchten, den Kauf ihrer Zeitungsgruppe durch einen für seine Kostendrückerei berüchtigten Medienmagnaten abzuwehren. Der Konzern war über Generationen hinweg ein Familienbetrieb gewesen, doch vor kurzem hatte der Erbfolger bei dem Versuch, Hauptgesellschafter zu werden, solche Schulden angehäuft, daß er bankrott gegangen war. Seitdem hatten die Journalisten alles mehr oder weniger selbst in die Hand genommen (was nach Meinung mancher Kritiker etwa so war, als leiteten die Insassen eine Irrenanstalt).
    »Mensch, hab ich einen Durst«, sagte Lizzie, während sie ihren Strohhut abnahm und ihr kurzes schwarzes Haar aufschüttelte. Dann bemerkte sie meinen süffisanten Gesichtsausdruck.
    »Was ist denn mit dir los? Du siehst ja richtig fröhlich aus.«
    »Ich hab gerade einen fetten alten Asthmatiker verkloppt.«
    »Behalt’s bloß für dich«, erwiderte sie und schickte einen Kellner um eine Flasche stillen Wassers.
    »Ich werd nie verstehen, wieso du für dieses Zeugs gutes Geld hinblätterst«, sagte ich. »Woher weißt du, daß es nicht direkt aus der verdammten Leitung kommt?«
    »Gottvertrauen.«
    Ich prustete los. »Sie importieren es jetzt doch nicht etwa aus Lourdes?«
    Lizzie rollte ihre Augen gen Himmel und nahm einen großen Schluck.
    »Wie war die Demo?« fragte ich.
    »Die Berichterstattung über uns läuft auf vollen Touren, aber wenn du mich fragst, sieht die Sache zappenduster aus. Die Regierung scheint ganz darauf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher