Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
immer zwischen uns gelegen. Und sich eins gegrient. Bei einem Streit hatte Shona mir einmal vorgeworfen, ich vergleiche sie mit Julia. Ich leugnete das, konnte mich aber manchmal des Gefühls nicht erwehren, daß ihr Julias Sinn für Ironie abging.
    Shona teilte zwar mit einer anderen Frau eine Wohnung, hatte es sich jedoch angewöhnt, gelegentlich über Nacht zu bleiben. Obwohl sie behauptete, kein Interesse an einer dauerhaften Beziehung zu haben, stellte man sich so seine Fragen. Zuerst war eine Zahnbürste aufgetaucht, dann Shampoo, Tampons, ein Rasierapparat (nachdem ich mich lautstark darüber beschwert hatte, daß sie den meinen für ihre Beine benutzte) und schließlich ein langes T-Shirt. Es war wohl bloß noch eine Frage der Zeit, bis ihre Mutter einzog.
    Bislang hatte ich alle Anspielungen auf ein eventuelles Zusammenleben geflissentlich ignoriert: Shonas Wert lag in erster Linie in ihrer Seltenheit. Alle Zweifel an ihr lösten sich aber gewöhnlich in Luft auf, sobald sie die Hüllen fallen ließ. Dorothy Lamour hatte bei meinen mittäglichen Kintoppbesuchen wie eine Bombe bei mir eingeschlagen, als ich ein von Hormonschüben geplagter Jugendlicher war.
    Diese Nacht bildete keine Ausnahme. Die Nähe unserer Körper tat das Ihre. Als wir danach umschlungen auf den zerdrückten Laken lagen — die Szene im Film, wo sich die Liebenden früher eine Zigarette ansteckten und dem blauen Dunst dabei zusahen, wie er sich in ach-so-erotischen Windungen zur Decke hinaufkräuselte — erzählte mir Shona, daß sie sich mit dem Gedanken trage, einen Schauspielkurs zu belegen. Ich sagte, ich hielte das für eine gute Idee. Warum nicht? Alle Kellnerinnen hier im Viertel machten auf Schauspielerin, so daß eine auf Kellnerin machende Schauspielerin einen entscheidenden Fortschritt darstellen würde. Vielleicht wurden wir dann zur Abwechslung ja mal richtig bedient.

    Wir kamen beim Frühstück prächtig miteinander aus, und ich lieferte gerade eine schamlos übertriebene Zusammenfassung meiner Abenteuer mit dem Fettsack in dem Fremdenwohnheim, als das Telefon klingelte. Julia. Sie hatte außer Haus diniert — bei Freunden, sagte sie — und war bis zur Halskrause mit Chianti novello abgefüllt.
    Nachdem ich einen Moment geschwankt hatte, ob ich den Anruf ins Schlafzimmer legen oder Shona die Stirn bieten sollte, entschied ich, daß Standhalten das kleinere Übel war. Shona beobachtete mich mit Argusaugen.
    Das Unvermeidliche geschah.
    »Vermißt du mich?« fragte Julia.
    »Na klar«, erwiderte ich.
    Das war die falsche Antwort, wie eine Million geschiedener Ehemänner bestätigen wird. Es gab eine längere Pause.
    »Dann sag es.«
    Was blieb mir schon übrig? Als ich schließlich einhängte, hatte Shona ihre Habseligkeiten zusammengesucht und stand mit einem Fuß in der Tür, wo sie ihren großen Auftritt abwartete. Sie würde eine 1a Schauspielerin abgeben.
    »Das war sie, oder?«
    »Du meinst Julia?«
    »Ja, die Überfrau. Die, die dir den Laufpaß gegeben hat und nach Italien ist.«
    »So isses, genau.«
    »Und wie kommst du dann dazu, ihr direkt vor meinen Augen zu sagen, daß du sie vermißt?«
    Das war die Art von Unterhaltung, die dafür sorgte, daß ich solo blieb. »Sie hat mich dazu aufgefordert«, erklärte ich.
    »Du tust mir echt leid.«
    Sie flatterte kurz mit den Lidern, und dann war sie auch schon mit ihrem kleinen Bündel zur Tür hinaus und schlug sie knallend hinter sich zu. Ich verspürte zu gleichen Teilen Reue und Erleichterung. Während ich darüber nachdachte, ob sie zurückkommen würde — ich schätzte meine Chancen auf etwa sechs zu vier — , braute ich mir noch eine Tasse Killerkaffee und wartete, bis es uhrzeitmäßig zumutbar war, bei den guten Bürgern von Wagga telefonisch Erkundigungen einzuziehen.
    Nachdem ich von der Auskunft eine Ewigkeit lang hingehalten worden war, bekam ich schließlich die Nummern von dreizehn in Wagga wohnhaften Dixons, die ich um acht anzurufen begann, ehe sie zur Arbeit fuhren. Mein erstes Opfer war eine atemlose Frau mit einem quengelnden Baby, das mir durch die Leitung die Ohren vollschrie. Sie war vor kurzem aus Freemantle zugezogen und hatte noch nie etwas von einem Selwyn Dixon gehört. Zwei weitere Nieten, dann ertönte die piepsige Stimme eines kleinen Jungen, der seinen Papa rief, welcher wiederum meinte, Selwyn sei der Bruder von Clarrie Dixon — nicht mit ihm verwandt. Da meine Liste keinen C. Dixon aufwies, konnte das nur heißen, daß Clarries
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher