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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter
Autoren: Susan Geason
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Wohnung nicht ans Telefonnetz angeschlossen war. Ich bat den Typ daher, Clarrie auszurichten, er solle sich bei mir melden. Er war nicht gerade begeistert, aber als ich ihm sagte, daß es womöglich um Leben oder Tod ging, willigte er ein.
    An diesem Tag fanden in Randwick keine Rennen statt, und es war zu spät fürs Frühtraining, also würde Matt Simmons warten müssen. Statt dessen fuhr ich durch die Stadt nach Camperdown, zu dem Besitzer eines Spirituosenladens, der auf Beweismaterial gegen einen Angestellten aus war, von dem er glaubte, daß er ihn nach Strich und Faden betrog. Stan Milovanovic war ein Jugoslawe (er bezeichnete sich neuerdings vermutlich als Kroaten), der in den frühen Siebzigern mit nichts angekommen war. Ein paar Jahre als Hilfsarbeiter auf dem Bau hatten ihm das nötige Startkapital verschafft, und jetzt besaß er eine Kette profitabler Spirituosenläden und betrieb einen renommierten Weinversand.
    Milovanovic war ein knallharter Bursche mit einer penetranten Art, aber da ich Aussicht auf eine Teilzahlung in steuerfreien Alkoholika hatte, beschloß ich, daß ich seine Charakterschwäche übersehen konnte, und übernahm den Job. Nachdem ich durch den Laden geschlendert war, um das Terrain zu sondieren, will sagen, nach Verdächtigen zu schielen und Bier zu kaufen, kehrte ich in mein Büro zurück.

    Als ich die Tür aufsperrte, läutete das Telefon — Clarrie Dixon, Selwyns Bruder.
    »Das dauert ja vielleicht, bis Sie den verdammten Hörer abnehmen«, begann er. »Ich kann’s nich haben, wenn ich auf Band sprechen muß.«
    Clarrie Informationen zu entlocken, war wie der Versuch, sein Geld von einem Automaten zurückzubekommen, aber er war zu weit weg, um ihm eins vor den Bug zu knallen. Er erzählte mir jedoch, daß ihm Selwyn nicht mehr unter die Augen gekommen sei, seit sie sich Weihnachten 1963 geprügelt hätten. Als ich anklingen ließ, daß sich Selwyns Freunde um ihn sorgten, schien es ihn zu überraschen, daß sein Bruder überhaupt welche hatte.
    »Kümmert Sie das denn gar nicht?« fragte ich.
    »Nich nach der Art, wie er Gwen behandelt hat«, erwiderte der alte Mann. »Haut einfach so nach Sydney ab und läßt sie mit den zwei Steppkes und ohne Asche zurück. Hat ihr auch später nie was geschickt, nich n müden Pimperling.«
    Da mein Bedarf an Familienfehden durch eigene Erlebnisse zur Genüge gedeckt war, fiel ich ihm ins Wort und fragte, wo die beiden Söhne seien.
    Clarrie holte mit einem heiseren Bellen die Rückstände von Millionen von Kippen aus seinem Hals: »Über alle Berge. Len is nach Queensland auf irgend ’ne Zuckerrohrfarm, und Dougie is bei der Handelsmarine. Ich hab seit Jahren keinen Kontakt mehr mit ihnen und nehme mal an, daß für Selwyn dasselbe gilt.«
    Da ich in Wagga nicht weiterkam, beendete ich das Gespräch. Wenn Selwyns Verwandte alle so waren wie dieser nachtragende alte Nieselpriem, konnte ich verstehen, daß er ihnen aus dem Weg ging. Bislang hatte ich Val zuliebe so getan als ob, aber da die Sache langsam ziemlich ernst aussah, rief ich sie im Akropolis an und teilte ihr meine neuesten Kenntnisse mit.
    »Niemand hat Selwyn seit letzten Montag gesehen, und seine Verwandten schneiden ihn schon seit der Sintflut. Und interessieren sich nicht die Bohne für ihn. Er hat sich total in Luft aufgelöst.«
    »Das reicht«, sagte sie. »Ich geh zur Polizei.«
    Ich wünschte ihr Glück. Da die Polizei weiß, daß die meisten vermißten Personen freiwillig verschwinden, räumt sie ihnen keine besondere Priorität ein, es sei denn, es handelt sich um ein Kind oder jemand aus dem Dunstkreis eines hohen Tiers. Val und Selwyn waren in dem riesigen Räderwerk von Sydney zwei winzige Sandkörnchen, um deren Knirschen man nicht viel Aufhebens machen würde. Das bedeutete, daß ich noch immer an dem Fall saß, wenigstens bis ich irgendeinen lukrativeren Auftrag bekam.

3

    Ein Anruf von dem Dickwanst aus dem Saratoga verzögerte meinen Aufbruch in die Innenstadt, wo ich mit meiner besten Freundin, Lizzie Darcy, zum Mittagessen verabredet war. Selwyns Vertrag sei abgelaufen, und er habe vor, das Zimmer weiterzuvermieten, teilte er mir mit. Ob ich Selwyns Sachen abholen wolle? Es war das mindeste, was ich tun konnte.
    Als ich zum Saratoga gelangte, halfen die Leute von der Stadtmission gerade einem der Penner in ihren Transporter. Sie würden ihn mitnehmen, entlausen, mit Vitaminen vollpumpen und in einen neuen Satz Altkleider stecken. Wenn er den schlimmsten
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