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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter
Autoren: Susan Geason
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Selwyns Bruder Clarrie, der ihn seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hat und auf den Tod nicht ausstehen kann.«
    »Gibt’s an deinem Valiant etwas zu tun?«
    »Na ja, ich schätze, er könnte mal wieder eine Generalüberholung vertragen.«
    »Das könnten wir alle«, erwiderte Lizzie.
    Der Kellner war so damit beschäftigt, mit einer Essenskritikerin zu flirten, daß Lizzie schließlich aufstand und mit beiden Händen nach der Rechnung winkte. Als er daherstolziert kam, sagte Lizzie laut und deutlich: »Weißt du, es sind gar keine richtigen Kellner, sondern Schauspieler. Sie treten in diesem Film auf, der Mittagessen heißt. Es ist ein Film von Robert Altman. Wir sind bloß die Komparsen.«
    Der Kellner, der wie ein Tangotänzer aus einem Stummfilm aussah, errötete leicht und zog sich, verächtlich mit dem Hintern wackelnd, zurück.
    »Du hast ihn gekränkt«, sagte ich. Lizzie lachte bloß.

    Bevor ich mir das Crash Through vorknöpfte, rief ich bei Matt Simmons in Kensington an und erhielt von einer Haushälterin die Auskunft, daß Mr. und Mrs. Simmons auf ihrem Besitz im Hunter Valley seien und erst am nächsten Morgen zurückkämen; da habe der Trainer in Randwick zu tun. Ein Frühstart. Ohne Koffein in meinem Blutkreislauf.

4

    Das Crash Through befand sich in einer Seitenstraße von Waterloo, einem tristen, vorstädtischen Industriegebiet, an dessen rostenden Rändern sich ein paar Arbeiterkaten von Anno dazumal und einzelne Zeilen renovierter Reihenhäuschen festklammerten wie Entenmuscheln am Rumpf eines Schiffs. Ich parkte den Valiant und trat durch das Tor in die Werkstatt, wo mir ein ohrenbetäubender Lärm entgegenschlug. Funken flogen; ein Radio plärrte.
    Ich kam nicht weit. Da er einen Fremden in seinem Revier witterte, erschien ein muskelbepackter Kerl mit einem weißen Overall und einer Schweißermaske — keine Ohrenschützer, die sind für Weicheier — , der einen bedrohlich angewinkelten Schneidbrenner hielt. Ich wich ein Stück zurück. Er klappte die Maske hoch, unter der ein hartes, dummes Gesicht und schlechte Zähne zum Vorschein kamen, und fragte mich, was ich wolle. Ich war schon so einigen Dumpfmeistern begegnet, aber der hier schoß wirklich den Vogel ab.
    Ich machte eine vage Geste in Richtung meines Valiant.
    »Wer schickt Sie?« fragte er. Das war wie eine Szene aus einem dieser altväterlichen Schwarzweißkrimis. Ich hätte fast »Scotland Yard« gesagt, aber er sah nicht aus wie jemand, der Sinn für meine spezielle Art von Humor besaß.
    »Ich habe euch in den Gelben Seiten gefunden«, improvisierte ich.
    »Das ist ja lustig; wir stehn gar nicht drin.«
    »Dann muß ich euren Namen wohl in nem Pub gehört haben.«
    Von unserem Wortgeplänkel auf den Plan gerufen, kam nun ein weiterer stämmiger Lackierer anmarschiert, der sich hinter dem Troglodyten aufpflanzte und — mit Erfolg — versuchte, grimmig dreinzuschauen. Ich überlegte kurz, ob es den Angestellten von Kfz-Betrieben erlaubt war, in die Gewerkschaft der Docker und Hafenarbeiter einzutreten.
    »Unbefugte haben hier keinen Zutritt«, knurrte er und deutete nach links. »Wenden Sie sich an Wally.«
    Das Büro war das übliche versiffte Werkstattkabuff — dreckige Kaffeetassen, zerknitterte, von einem schmierigen Fettfilm überzogene Zettel, bestialisch stinkende Aschenbecher und mit Pirelli Pin-ups bepflasterte Wände. Wally hatte, wenn mein Geruchssinn mich nicht täuschte, schwer getankt. Das Bier troff ihm förmlich aus allen Poren, und der langsam kahl und fett werdende Mittfünfziger, der mit den Säcken unter seinen Augen wie eine Leiche auf Urlaub aussah, klammerte sich nur noch mit seinen schmutzstarrenden, rissigen Fingernägeln an der Wirklichkeit fest.
    »Ja?« fragte er, als ich mich hineinschlängelte.
    »Ich bin’n Freund von Selwyn Dixon«, sagte ich und wartete. Wallys Hand erstarrte an dem Streichholz, das er gerade angerissen hatte, und er stierte mich an. Er verbrannte sich an dem Zündholz und jaulte: »Von wem?«
    »Selwyn Dixon. Er ist’n Freund von nem Freund. Kleines altes Männeken, Exjockey, arbeitet draußen in Randwick, lebt im Cross. Dachte, daß Sie ihn vielleicht kennen.«
    »Scheiße noch mal, woher soll ich den kennen?«
    »Ich dachte ja bloß«, fuhr ich unbeirrt fort. »Jemand hat mir gesagt — «
    Ich kam nicht dazu, meine Lüge zu beenden. Voll und toll wie er war, hatte Wally doch die Geistesgegenwart besessen, irgendwo auf einen Knopf zu drücken, um Hilfe zu holen. Ein
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